Theodor Plaut
Vita
(RS) Heirat 13 May 1904 Frankfurt am Main, Hessen: Minkchen Plaut (1875–1934)
Arrival 28 Apr 1934 San Francisco, CA, von Antwerpen
Arrival 25 Jun 1934 New York, NY
(ML) Theodor Plaut
27.09.1874 in Karlovy Vary (dt. Karlsbad) / - / Böhmen
Verfolgungsgrund: rassisch
Gestorben an den Folgen der NS-Verfolgung
Todesdatum:15.11.1938
AUFENTHALT: Westend /Frankfurt am Main /Frankfurt am Main /Hessen / Deutsches Reich
(GB-BA) Plaut, Theodor
geboren am 27. September 1874
in Karlovy Vary (dt. Karlsbad)/Böhmen
wohnhaft in Frankfurt a. Main und in Wuppertal
INTERNIERUNG/INHAFTIERUNG seit 00. Februar 1933, Frankfurt a. Main, Gestapogefängnis
EMIGRATION 00.00.1933, USA
TODESDATUM 15. November 1938
TODESORT Wuppertal
Freitod
Notes
(RS) Vater Rudolf Plaut 1843–1914
Rosa Plaut geb. Glans 1851–1901
Geschwister:
Frieda Plaut 1873–1942
Adele Plaut 1876–1886
Ella Plaut 1880–1964
Flora Plaut 1881–1964
Paula Plaut 1882–1903
Georg Plaut Pauly 1883–1950
Alice Plaut 1884–1972
Hedwig Plaut 1885–1949
Alfred Plaut 1888–1962
1. Ehefrau Minkchen Plaut 1875–1934
Tochter Elisabeth Plaut 1905–
Sohn Richard Plaut Plant 1910–1998
2. Ehefrau Elli Friedlaender 1885–1938
Biography
(W)
Plaut, Theodor (nach der Emigration 1934: Theodore). Dr. med. Arzt. Kommunalpolitiker. * 27.9.1874 Karlsbad, † 15.11.1938 Wuppertal.
Sohn des Rabbiners Rudolf P. (1843-1914) und dessen Ehefrau Rosalie, gen. Rosa, geb. Glans (1851-1901). Mindestens zehn Geschwister (acht Schwestern und zwei Brüder), von denen er das zweite Kind und der älteste Sohn war. Verheiratet in erster Ehe (seit 1904) mit seiner Cousine Mückchen, gen. Meta, P., geb. P. (1875-1934), in zweiter Ehe (seit 1938) mit Elli P., geb. Friedländer, verw. Katzenstein (1884-1938). Zwei Kinder aus erster Ehe: Elisabeth P. (seit 1936 verh. Meter, 1906-1987) und Richard P. (seit offizieller Namensänderung 1945: Plant, 1910-1998).
Seine ersten Kinderjahre verbrachte P. in seinem Geburtsort Karlsbad. Seit 1882 lebte die Familie in Ffm., wo der Vater Rudolf P. zum Rabbiner der Israelitischen Gemeinde gewählt worden war. Nach dem Abitur am städtischen Gymnasium in Ffm. studierte P. ab 1892 Medizin in Würzburg, Berlin, Freiburg und München. 1897 wurde er in München approbiert und mit einer Arbeit „Über cerebrale Apoplexien und Embolien“ promoviert. Seine Assistentenzeit absolvierte er in Berlin, Gießen und Zürich. 1899 ließ sich P. als Facharzt für Magen- und Darmkrankheiten in Ffm. nieder. Nach ersten Anfängen in der Eschersheimer Landstraße 14 hatte er seine Praxis zunächst in der Schillerstraße 2 (lt. Adressbuch 1901-09), dann am Opernplatz 4/Ecke Hochstraße (lt. Adressbuch 1910-14) und schließlich im Reuterweg 66 (lt. Adressbuch 1915-34). Im Ersten Weltkrieg war P. zunächst als Militärbahnarzt in Kowno, dann (1917-18) als landsturmpflichtiger Arzt in Stabsarztstellung beim Feldlazarett 287 eingesetzt.
Nach Angaben seines Sohnes war P. überzeugter Marxist und Atheist; er gehörte jedoch bis mindestens 1910 noch der Israelitischen Gemeinde an, und es ist nicht bekannt, ob er später aus der Gemeinde austrat. (...)
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 war P. aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Einstellung bedroht. Noch vor oder an dem Tag des Reichstagsbrands vom 27.2.1933 soll er verhaftet worden sein. Nach Angaben des Sohnes war er im Zuge einer „Aktion gegen sozialistische Ärzte“ 1933 für mehrere Wochen inhaftiert. Dennoch kandidierte er bei den Kommunalwahlen vom 12.3.1933 noch einmal – wenn auch chancenlos – für das Stadtparlament. Wahrscheinlich war P.s Arztpraxis von den Maßnahmen zum „Judenboykott“ am 1.4.1933 betroffen. In den folgenden Monaten wurde ihm die Zulassung bei den gesetzlichen Krankenkassen (22.4.1933) und bei den im Deutschen Ring zusammengefassten privaten Krankenkassen (1.9.1933) entzogen, entgegen den Bestimmungen, wonach für ihn als lange vor dem 1.8.1914 zugelassenem Arzt und ehemaligem „Frontkämpfer“ des Ersten Weltkriegs (noch) eine Ausnahme gegolten hätte. Im März 1934 emigrierte das Ehepaar Theodor und Meta P. in die USA, vermutlich nach San Francisco. Infolge der Krebserkrankung von Meta P. kehrten die beiden wenige Monate später nach Ffm. zurück, da Meta P. den Wunsch hatte, in Deutschland zu sterben und begraben zu werden.
Nach dem Tod seiner Frau im Israelitischen Krankenhaus in Ffm. am 29.8.1934 wohnte P. zunächst bei seiner Schwester Flora Gut, geb. P. (1881-1964), die zusammen mit ihrem Mann Elias Gut (1872-1942) das Knabenheim der Flersheim- und Sichel-Stiftung am Dornbusch leitete. Er versuchte, sich wieder eine Existenz als Arzt in Ffm. aufzubauen, und praktizierte bei der Frauenärztin Dr. Lina Mühlhausen (1871-1938), die ihm ein Zimmer in ihrer Wohnung im Reuterweg 59 (also in unmittelbarer Nähe seiner früheren Praxis) zur Verfügung stellte; auch wurde er 1935 in einer Liste der Prüfer für jüdische Medizinstudenten an der Universität geführt. Ende September 1938 wurde ihm wie allen jüdischen Ärzten in Deutschland die Approbation entzogen. Am 19.10.1938 heiratete P. in Wuppertal-Elberfeld die ebenfalls verwitwete Elli Katzenstein, geb. Friedländer, die dort Mitinhaberin einer von ihrem ersten Mann Gustav Katzenstein (1867-1930) gegründeten Herrenbekleidungsfirma war. Im November 1938 wurde die Firma „arisiert“ und damit Elli P. enteignet. Offenbar schon vor dem Novemberpogrom 1938 kam es in Wuppertal zu antisemitischen Ausschreitungen gegen jüdische Villenbesitzer, u. a. gegen Elli P. Das Ehepaar P. floh daraufhin nach Hamburg, kehrte aber bald in die notdürftig reparierte Villa Am Forsthof 21 in Wuppertal-Elberfeld zurück. Wenige Tage nach dem Novemberpogrom, am 15.11.1938, kamen Theodor und Elli P. unter ungeklärten Umständen ums Leben. In den amtlichen Sterbeurkunden ist Suizid als Todesursache angegeben. Es ist jedoch nicht ganz auszuschließen, dass Theodor und Elli P. bei einem erneuten antisemitischen Übergriff von Nationalsozialisten ermordet wurden.
Q: https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4227