Dagmar Borchardt (Peiser)
Vita
(bio) Dagmar, deren jüngere Schwester[,] machte schon bald die Bekanntschaft eines Kaufmannssohnes aus gutem Hause. Sie heiratete Ludwig Peiser, der in der nahegelegenen Stadt Posen wohnte. Ludwig war eines von fünf Kindern des Kaufmanns Felix Peiser, welcher in Posen ein gut gehendes Kolonialwarengeschäft, Louis Peiser & Söhne, betrieb. Der älteste Sohn, Max, arbeitete im Geschäft des Vaters mit, während die beiden jüngeren Söhne Ludwig und Georg sich für den Apothekerberuf entschieden hatten. Die drei Peiser Söhne hatten noch zwei Schwestern, Gertrud und Adelheid. Während Georg die königlich privilegierte Hofapotheke in Posen betrieb, zog es Ludwig in die Großstadt. Er übersiedelte schon bald nach seiner Hochzeit nach Berlin, wo er die Wrangel-Apotheke erwarb. 1906 wurde Ludwig und Dagmar ihre Tochter Ilse geschenkt.
1918 wurde die Provinz Posen über Nacht wieder polnisch. Die polnischen Familien „verlernten“ sofort ihre Deutschkenntnisse, und deutschsprachige Familien wurden offen angefeindet. Für die meisten deutschsprachigen Familien bedeutete dies das Ende. Sie zogen es vor, wegzuziehen. Zu jenem Zeitpunkt veräußerten auch die beiden noch in Posen verbliebenen Peiser Brüder, Georg und Max, ihre Güter und zogen mit ihren Familien nach Berlin zu ihrem Bruder Ludwig. Die beiden Peiser Schwestern hatten unterdessen geheiratet und waren ihre eigenen Wege gegangen. Gertrud hieß jetzt Grünewald und lebte in Erfurt, während Adelheid mit einem Arzt, Leopold Prinz, in Dresden verheiratet war.
Q: people.inf.ethz.ch/fcellier/Genealogy/Spuren%20in%20der%20Vergangenheit.pdf
(GB-BA) Peiser, Dagmar geb. Borchardt
geboren am 22. Mai 1883
in Pinne (poln. Pniewy)/Samter/Posen
wohnhaft in Berlin (Wilmersdorf)
Deportation ab Berlin
19. Januar 1942, Riga, Ghetto
(StB) Dagmar Peiser, geb. Borchardt, geboren am 22. Mai 1883 in Pinne (Pniewy) in der Region Posen, war verheiratet mit Ludwig Peiser, geb. am 8. Juli 1875 in Posen (Poznan). Ihre Eltern waren der Dampfmühlenbesitzer Abraham Borchardt und Rosalie geb. Kwilecki. Das Ehepaar Peiser heiratete am 3. November 1904 in Pinne. Am 30. August 1906 wurde ihnen die Tochter Ilse Peiser geschenkt. Die Familie wohnte seit 1914 in der Helmstedter Straße 22, vorher in der Köpenicker Straße 174.
33 Jahre lang hatte Ludwig Peiser die Wrangel-Apotheke in Kreuzberg inne, ein alteingesessenes Geschäft. 1904 übernahm er sie von seinem Vorgänger A. Friedender,
In der Helmstedter Straße 19 lebten Rosalie Borchardt, also Dagmar Peisers Mutter, und ihr älterer Bruder Maximilian. Rosalie Borchardt starb am 12. Juli 1939 im Alter von 91 Jahren. Maximilian Borchardt wurde am 14. November 1941 nach Minsk deportiert.
Ludwig, Dagmar und Ilse Peiser mussten sich im Januar 1942 in der Synagoge an der Levetzowstraße 7-8, die zum Sammellager geworden war, zur Deportation registrieren lassen. Am 19. Januar wurden sie am Bahnhof Grunewald mit 1002 Menschen in gedeckte Güterwagen getrieben, die bei eisiger Kälte nach Riga abfuhren und dort vier Tage später ankamen. Wer noch nicht erfroren war, wurde gleich nach der Ankunft erschossen, nur 19 Überlebende sind bekannt.
Stolpersteine zum Gedenken an Dagmar Peisers Mutter Rosalie Borchardt und ihren Bruder Maximilian Borchardt liegen an der Helmstedter Straße 19.
Notes
Ehemann Ludwig Peiser
Tochter Ilse Peiser 1906 Berlin, Deutsches Reich