Paul Cassirer
Vita
(W) Paul Cassirer (* 21. Februar 1871 in Breslau; † 7. Januar 1926 in Berlin) war ein deutscher Kunsthändler und Verleger jüdischer Herkunft in Berlin. Der Kunsthandel mit Kunstsalon und Auktionen existierte in Berlin von 1898 bis 1935, in Amsterdam bis in die 2000er Jahre. Der Paul Cassirer Verlag existierte von 1908 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933.
Paul Cassirer war der Sohn des Unternehmers Louis Cassirer und dessen Frau Emilie (geb. Schiffer). Seine Brüder waren Richard, Hugo und Alfred Cassirer, zudem hatte er mit Else und Margaret zwei Schwestern. Er studierte Kunstgeschichte in München und wurde anschließend Mitarbeiter des Simplicissimus, der satirischen Wochenzeitschrift des Albert Langen Verlags. Nach seiner Übersiedlung nach Berlin gründete er gemeinsam mit seinem Cousin Bruno Cassirer am 20. September 1898 die „Bruno & Paul Cassirer, Kunst- und Verlagsanstalt“. Zusammen lernten sie die Künstler Max Liebermann und Max Slevogt kennen, die ihnen viele kulturell bedeutende Persönlichkeiten Berlins vorstellten. Die Maler waren Mitglieder der am 2. Mai 1898 gegründeten Künstlervereinigung Berliner Secession, zu der die Cassirers (u. a. auf Vorschlag des Präsidenten Liebermann) als Sekretäre berufen wurden. Dies brachte ihnen nicht nur innerhalb der Vereinigung, sondern auch auf dem Kunstmarkt eine herausgehobene Position ein. (...)
Der Erste Weltkrieg vernichtete viele Werte der Kunsthandlung, das Geld fiel der Inflation zum Opfer. Von 1916 bis 1923 war Leo Blumenreich Mitinhaber und Leiter der Galerie. 1924 wurden seine Mitarbeiter Walter Feilchenfeldt und Grete Ring Partner von Paul Cassirer. Nach Paul Cassirers Tod 1926 zahlten sie dessen Tochter aus und übernahmen Verlag und Kunstsalon. Nach dem Selbstmord von Paul Cassirer wurden Ausstellungen nur noch selten organisiert, im Zentrum standen nun die seit 1916 durchgeführten Auktionen. (...)
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich der Verleger mit dreiundvierzig Jahren freiwillig zum Kriegsdienst, war aber bald von seinen Erfahrungen im Lazarett und an der Westfront erschüttert. Auf Grund seiner nun kriegsfeindlichen Gesinnung war er zahlreichen – oft antisemitischen – Anfeindungen ausgesetzt und floh schließlich mit der Hilfe Harry Graf Kesslers und anderer Freunde nach Bern, wohin ihm seine Frau, die Schauspielerin Tilla Durieux, folgte. Hier gründete er am 16. November 1917 mit Max Rascher und Dr. Otto Rascher die Max Rascher Verlags AG, die pazifistische Schriften von deutschen und französischen Autoren publizierte, darunter die deutsche Übersetzung des Romans Das Feuer von Henri Barbusse. 1918 lebten Cassirer und Tilla Durieux in einem Chalet in Spiez. (...)
Wieder nach Berlin zurückgekehrt, schloss Cassirer sich der USPD an und setzte sich ausdrücklich für das Verlagsprogramm ein. (...)
Am 7. Januar 1926 starb Cassirer an den Folgen eines Suizidversuchs in Berlin. (...)
Seit 1895 war Paul Cassirer in erster Ehe mit Lucie Oberwarth (1874–1950) verheiratet. 1904 ließ das Paar sich scheiden. Aus dieser Verbindung gingen die Kinder Suzanne Aimée (1896–1963, später Psychoanalytikerin) und Peter (1900–1919 Suizid) hervor.
1910 heiratete er die Schauspielerin Tilla Durieux (1880–1971). Nachdem sich Tilla Durieux scheiden lassen wollte, nahm sich Paul Cassirer Anfang 1926 das Leben, noch bevor die Scheidung rechtskräftig wurde. Wie Durieux berichtet, schoss er sich während einer Scheidungsverhandlung mit einer Pistole in die Brust und starb wenige Tage später im Krankenhaus an den Folgen, im Beisein seiner Frau.
(SBC) 1895 unter dem Pseudonym Pazl Cahrs Roman "Josef Geiger"
Drama "Fritz Reiner"
17.07.1895 Heirat in München mit Lucie Oberwarth
1895/96 Umzug nach Brüssel
1904 Scheidung
seit 1903 mit Tilla Durieux liiert, 24.06.1910 Heirat
Notes
(geni.com) Sohn von Dr. Louis Cassirer und Emilie Eva Schiffer-Cassirer
Ehemann von Ottilie (Tilla) Helene Angela Durieux-Cassirer-Spiro
Ex-Ehemann von Lucie Cassirer, Ceconi [geb. Oberwarth]
Vater von Suzanne Aimée Paret und Peter Cassirer
Bruder von Dr. med. Richard Cassirer; Dr. Hugo Cassirer; Else Cassirer; Margarete "Grete" Rosenbaum, Mayer; Dr. Alfred Cassirer; Thomas Werner Cassirer; Aliza Alice Hannes und Privat
(geni.com) altern. GO Görlitz, Schlesien