Kurt Julius Goldstein
Vita
(ML) Kurt Goldstein
03.11.1914 in Dortmund / - / Westfalen
Verfolgungsgrund: rassisch
Überlebt. (Bundesarchiv)
Aufenthalt: Münster i.W., Stkrs. Münster i.W., Provinz Westfalen, Deutsches Reich
Emigration nach: Frankreich
Emigration nach: Spanien
Emigration 1933 nach: Luxembourg
Emigration 06.1935 nach: Palästina
Deportation 1942
Ziel der Deportation: Auschwitz, Extermination Camp
(AA) J. L. P.
Goldstein Kurt
reg. c. 1296
1914.
X, Palackéhe 4.
zrmrel [gestorben] 05.12.1941. v Osvecim
(W) Kurt Julius Goldstein (* 3. November 1914 in Scharnhorst, Dortmund (Westfalen); † 24. September 2007 in Berlin) war ein deutsches Mitglied der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg, Überlebender von Auschwitz und des Todesmarsches nach Buchenwald. Goldstein war Ehrenvorsitzender des Internationalen Auschwitz Komitees und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten. Als NS-Verfolgter berichtete Goldstein in zahllosen Zeitzeugengesprächen an Schulen und bei Veranstaltungen von seinem Leben. Von Beruf war er Journalist und Rundfunkintendant.
Kurt Julius Goldstein wurde 1914 in Scharnhorst, heute ein Stadtbezirk von Dortmund, als jüngstes von vier Geschwistern (zwei Mädchen, zwei Jungen) geboren. Seine Eltern waren der 1920 seinen Kriegsverletzungen aus dem Ersten Weltkrieg erlegene, pazifistisch orientierte Kaufhausbesitzer Emil Goldstein aus Hamm (Westfalen) und Ida Cohen aus Wittmund. Die verwitwete Mutter zog 1923 mit ihren vier Kindern nach Hamm um.
Bereits in der Schule machte Goldstein Erfahrung mit dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Zunächst war er Mitglied des linken jüdischen Jugendbundes „Kameraden“ und der SPD-nahen Sozialistischen Arbeiterjugend. 1928 schloss er sich dem von Max Reimann geleiteten Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) an und trat 1930 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei. Zu seinem Schutz erhielt er den Decknamen „Kurt Berger“, den er bei allen Parteiaktivitäten verwendete. 1932 wurde er „wegen kommunistischer Umtriebe“ in Hamm der Schule verwiesen. Er wechselte daraufhin zur katholischen und liberalen Conrad-Schlaun-Oberrealschule in Münster. Dort legte er im selben Jahr das Abitur ab.
Am 28. Februar 1933, dem Tag der Reichstagsbrandverordnung, erhielt er eine Warnung, dass er polizeilich gesucht werde, und tauchte bei einer befreundeten Bergarbeiterfamilie in Scharnhorst (heute Alt-Scharnhorst) unter. Am 3. April 1933 gelang es ihm, der drohenden Verhaftung an seinem Zufluchtsort zu entgehen. Er konnte sich zu Verwandten im luxemburgischen Bad Mondorf absetzen und begab sich von dort nach Saarbrücken, wo ihm seine Genossen auftrugen, sich beim Hechaluz-Zentrum in Paris zu melden. Er wurde nach Lothringen geschickt und schloss sich dem Kibbuz HaOlim in dem zu Mondorff gehörenden hameau Altwies (Weiler Altwies) an.
Goldstein litt unter dem von ihm so empfundenen Laissez-faire im Kibbuzalltag. Als er zusammen mit Genossen aus dem Kommunistischen Jugendverband und den Roten Studenten in die Kibbuz-Leitung und gar zum Vorsitzenden gewählt wurde, führten sie „mit Erfolg eine zuverlässige Ordnung ein“, die sowohl die Tagesabläufe als auch die Ausbildungspläne strukturierte. Allerdings regte sich Widerspruch gegen das Regime des „preußischen Westfalen“. Es gab Beschwerden bei der Hechaluz-Zentrale in Paris, und Goldstein wurde als Kibbuz-Leiter abgesetzt. Damit einher ging auch seine Verbannung aus dem Kibbuz: Er wurde zur Einzel-Hachschara in Südfrankreich geschickt.[2]:S. 96 und arbeitete als Hilfsarbeiter bei einem Weinbauern in Lunac (bei Villefranche-de-Rouergue, Département Aveyron). Mit den dabei erworbenen landwirtschaftlichen Kenntnissen bereitete er sich auf die Auswanderung nach Palästina vor, wo er sich von Juni 1935 bis zur Jahresmitte 1936 aufhielt.
Ab November 1936 nahm Goldstein als Interbrigadist am Spanischen Bürgerkrieg teil, wo er bei Caspe verwundet wurde und später als Politkommissar einer Einheit in Vic und später in Santa Coloma de Farners fungierte. Nach der Demobilisierung der Internationalen Brigaden 1938 und dem Sieg Francisco Francos 1939 wurde er im Februar 1939 zunächst im französischen Sammellager Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales) interniert, ab Mai 1939 in Gurs, und nach Beginn der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg als angeblicher deutscher Spion im Lager Le Vernet.
Im Juli 1942 wurde Goldstein an das Deutsche Reich ausgeliefert und über das KZ Drancy nach Auschwitz (Häftlings-Nr.: 5 88 66) verschleppt. Bei der Zwangsarbeit in den Kohlengruben des Außenlagers Jawischowitz leistete er weiter Widerstand und erhielt von der SS den Spitznamen „Judenkönig“. Goldstein überlebte 30 Monate im Konzentrationslager und im Januar 1945 den Todesmarsch nach Buchenwald. Zusammen mit anderen Häftlingen leistete er am 19. April 1945 den Schwur von Buchenwald.
Nach dem Krieg engagierte sich Goldstein zunächst in Berlin in der KPD/SED. Er arbeitete als Jugendsekretär der KPD und wurde Vorsitzender des Landesjugendausschusses in Thüringen. 1946 kehrte Goldstein in seine Heimatstadt Dortmund zurück und arbeitete hier für die KPD. Später war er 1. Sekretär des FDJ-Zentralbüros in der Bundesrepublik. 1951 siedelte er in die DDR über.
In der DDR wurde Goldstein politischer Mitarbeiter der Westabteilung des Zentralkomitee der SED und wechselte 1956 zum Rundfunk der DDR, wo er bis zu seiner Pensionierung 1978 als Funktionär in leitender Stellung tätig war. 1957 kam er zum Deutschlandsender (DDR), dessen Intendant er von 1969 bis 1971 war. Nach der Umbenennung in Stimme der DDR 1971 war er bis 1978 Intendant dieses Senders. 1976 wurde Goldstein Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees und von 1982 bis 1991 Sekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer in Wien. Seit 1994 war er Ehrenvorsitzender des Interessenverbandes der Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, der Verfolgten des NS-Regimes und der Hinterbliebenen (IVVdN).
Q: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Goldstein_(Journalist)
Notes
(W) Vater Emil Goldstein
Mutter Ida Goldstein geb. Cohen 21.07.1877–
Geschwister:
Günter Goldstein
Ottilie Goldstein
Irmgard Goldstein
? Goldstein
1. Ehefrau Helga Goldstein geb. Schimpf –1947
Sohn Kurt Goldstein 1947–1995
2. Ehefrau Margot Goldstein geb. Wloch
vier Söhne 1951–1962