Max Tschornicki
Vita
(Mk) Tschorniki [sic], Max 09.08.1903 Rüsselsheim a. Main
StA: Hessen
Jude, ledig, Rechtsanwald u. Gerichtsassessor a.D.
v. Mainz
02.08.1933 Rathausplatz 7
29.10.1933 Friedrich Ebertstr. 22
13.01.1934 Straßburg
(ML) Max Tschornicki
09.08.1903 in Rüsselsheim / Groß-Gerau / Hessen
Todesdatum: 20.04.1945
Geschlecht: männlich
Verfolgungsgrund: rassisch
Gestorben an den Folgen der NS-Verfolgung
28.03.1933 Schutzhaft im Landgerichtsgefängnis bis zum 21.04.1933; im Juni 1933 erneut inhaftiert im KZ Osthofen bei Worms, Flucht am 03.07.1933 (möglicherweise Ablauf Vorlage für Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz); versteckt in der Pfalz, Flucht nach Saarbrücken und anschl. nach Frankreich; im Juni 1940 in Marseille von der Gestapo festgenommen. (Bundesarchiv)
Aufenthalt: Mainz, Stkrs. Mainz, Land Hessen, Deutsches Reich
Inhaftierung 28.03.1933 - 21.04.1933 Mainz, Prison
Inhaftierung 06.1933 - 03.07.1933 Osthofen, Concentration Camp
Emigration nach: Monaco
Emigration 1935 nach: Frankreich
Deportation: 1943
Ziel der Deportation: Dachau, Concentration Camp
† Tod: 20.04.1945
(GB-BA) Tschornicki, Max
geboren am 09. August 1903
in Rüsselsheim/Groß-Gerau/Hessen
wohnhaft in Mainz
Internierung/Inhaftierung 28. März 1933 - 21. April 1933, Mainz, Gefängnis
00. Juni 1933 - 03. Juli 1933, Osthofen, Konzentrationslager
Emigration 00.00.1935, Frankreich
Deportation 00.00.1943, Dachau, Konzentrationslager
Todesdatum: 20. April 1945
Todesort: Dachau, Konzentrationslager
(RS) Max hatte auch in Berlin studiert, nicht nur in Mainz, wo er sich 1930 als Rechtsanwalt niederließ, und war im Jüd. Wanderbund als Gruppenleiter für Mainz und als Gauleiter (sic !) für Hessen, aktiv später auch im Vorstand des Jüd. Jugendbundes und seit 1929 Landesvorsitzender Hessen. Von besonderem Interesse sind zwei Aufsätze von ihm über das Ehescheidungsrecht Polnischer Staatsbürger sowie Staatenloser in Deutschland -> https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pagetext/2709516?query=Tchornicki und https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/2709576?query=Tchornicki
1939/1940 war er, wie auch offenbar sein Bruder, im Camp Les Milles interniert und fungierte als einer von zwei Dolmetschern, beschrieben als l'interprète sarrois Tschornicki bzw. in gleicher Funktion als musicien sarrois, corpulent, assurent la médiation entre les militaires et les internés ... Auch wenn der finale Beweis fehlt, ist ziemlich sicher er hier gemeint, nicht sein Bruder Julian/Julien.
Vor dem 02.08.1944 wohnte er in Lyon unter falschem Namen MAUREL-MULLER, am 02.08.1944 wurde er verhaftet und ins Gefängnis Montluc gebracht. Die Zuordnung zum Transport vom 11.08.1944 nach Auschwitz ist wahrscheinlich, aber im zugänglichen Material via ITS ebenso wenig belegbar als auch sein finales Schicksal in Allach. Der Such- und Bescheinigungsvorgang für ihn ist gesperrt, immerhin 82 Seiten ...
s.a. https://stolpersteine-mainz.de/index.php/stolpersteine-in-mainz/biografien/karoline-und-max-tschornicki/
Notes
(W) Vater NN
Mutter Karoline Tschornicki, geb. Casper 1876 – 01.01.1943 Ghetto Theresienstadt
(RS) Vater Jakob Jankel Tschornicki 1876–1936
Mutter Karoline Katharina Tschornicki geb. Casper 1876–1943
Geschwister:
Willi Tschornicki 1906–1913
Julian (Julien) Tschornicki 1914–
Geburtsanzeige: Israelitisches Familienblatt, 6, 1903, 33 (13.08.1903)
Biography
(W) Max Tschornicki (* 9. August 1903 in Rüsselsheim; † 20. April 1945 im KZ-Außenlager München-Allach) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. (...)
Max Tschornicki wuchs als Sohn russischer Einwanderer auf. Er wurde jüdisch-orthodox erzogen und war Mitglied mehrerer jüdischer Jugendverbände. Als Schüler trat er der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bei. Später wurde er Mitglied der SPD und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Er besuchte ein Gymnasium in Mainz und studierte anschließend Rechtswissenschaften. Als Rechtsanwalt war er in Mainz und Umgebung tätig und verteidigte vor allem SPD- und Reichsbanner-Mitglieder.
Tschornicki galt als engagierter Kämpfer gegen die Nationalsozialisten. Am 24. Mai 1933 wurde er auf Grundlage der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat verhaftet und kam in das Konzentrationslager Osthofen, das als eines der ersten Konzentrationslager durch die Nationalsozialisten errichtet worden war. Als Jude und SPD-Mitglied war er den Schlägern von Sturmabteilung und Schutzstaffel, die die dortige Wachmannschaft bildeten, doppelt verhasst. Mit der Hilfe von Mitgefangenen, Osthofener Bürgern, sowie seiner Verlobten gelang ihm am 3. Juli 1933 die Flucht aus dem Konzentrationslager. Seine Flucht hatte weitreichende Folgen. Nicht nur wurde die Bewachung des KZs verstärkt, eine Besuchssperre verhängt sowie einige Häftlinge schwer bestraft, auch seine Familie wurde in „Schutzhaft“ genommen.
Tschornicki floh zunächst in das Saargebiet, das damals noch als Mandatsgebiet des Völkerbundes verwaltet wurde, und von dort weiter nach Toulouse, später nach Lyon. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs Im Jahr 1940 schloss er sich der französischen Résistance an. Er wurde 1944 verhaftet. Am 11. August 1944 kam Tschornicki in das KZ Auschwitz, es folgten Verlegungen in andere Konzentrationslager. Am 20. April 1945 verstarb er in Allach, einem Außenlager des KZ Dachau, an Dysenterie, nur neun Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers durch die alliierten Truppen.
Q: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Tschornicki