Julie Glass (Pincus)
Vita
(RS) Heirat 29 Aug 1885 Kosten, Preußen: Leopold Pincus (1857–1918)
(bio) Nach dem Tod ihres Mannes kümmerte sich meine Urgroßmutter Julie um die Liegenschaften, und da beinahe ihr ganzes Geld in Liegenschaften investiert war, kam auch sie relativ unbeschadet durch die Hyperinflation.
Vom Anfang der Nazizeit weg wurde meine Urgroßmutter schikaniert. Ihr wurden bürokratische Hindernisse in den Weg gelegt, wo dies nur möglich war. Davon hatte Julie 1935 genug, und sie beschloss, ihre Wohnung in der Württembergischen Str. 14 zu verlassen und zu ihren Enkelkindern nach Zürich zu ziehen. Sie besaß ein Haus in einer guten Wohngegend von Berlin. Meine Mutter fand eine Familie in Zürich, die nach Berlin umziehen wollte und schlug einen Haustausch vor. Im Prinzip waren beide Parteien damit einverstanden, aber mein Onkel Daddy überredete seine Mutter dazu, in Berlin zu bleiben. Sie sei dort gut vernetzt, während sie in Zürich niemanden kennen würde. Ihre Enkelin müsse ihr eigenes Leben organisieren und werde kaum Zeit haben, sich um ihre alte Großmutter zu kümmern. Meine Mutter bewarb sich 1938 auch um ein Einreisevisum für ihre Großmutter. Julie Pincus hätte im März 1939 meine Großeltern in die Schweiz begleiten können. Diese aber wollte zu jenem Zeitpunkt nicht mehr. Sie sei jetzt zu alt, um nochmals ein neues Leben zu beginnen. So blieb sie in Berlin. Sie wurde am 21. September 1942 von der Gestapo verhaftet und im Transport I/66 von Berlin ins Konzentrationslager Theresienstadt überführt. Dort wurde Julie vergast, eine alte Frau, wehrlos und unbescholten. (S. 18-19)
Q: people.inf.ethz.ch/fcellier/Genealogy/Spuren%20in%20der%20Vergangenheit.pdf
(GB-BA) Pincus, Julie geb. Glass
geboren am 13. Januar 1864
in Kosten (poln. Koscian)/Posen
wohnhaft in Berlin (Wilmersdorf)
Deportation ab Berlin
21. September 1942, Theresienstadt, Ghetto
Remarques
(RS) Vater Moritz Glass
Mutter Rosalie Glass geb. Fuss
Ehemann Leopold Pincus 1857–1918
Sohn Dagobert Pincus 1886–1958
Tochter Elsa Pincus 1889–1962