Walter (Gaston, Jo) Ullmann
Vita
(RS) Residence Oct 1947 Saarbrücken, Saarland, Germany
Residence 5 Nov 1947 Moosburg an der Isar, Freising, Bayern
Residence 15 Sep 1948 Moosburg an der Isar, Freising, Bayern
Burial: 9 May 1949 Thiais, Val-de-Marne, Île-de-France, France
(SE) Oulman, Gaston (eigentlich Jo Lehrmann), aus Berlin gebürtiger Journalist von fragwürdigem Ruf, wurde im Exil angeblich albanischer Staatsangehöriger; nach 1945 Berichterstatter über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse für die Sender der Besatzungsmächte, ab Herbst 1947 von dem französischen Generaldirektor Losson zum Chefredakteur von Radio Saarbrücken ernannt, bereits im März 1948 auf Initiative der SPS wieder entlassen. (S. 541)
s.a. Der Spiegel 15/1948
s.a. Der Spiegel 20/1949 (Nachricht vom Tod in Paris)
s.a. Comment fut signé le traité germano-soviétique du 23 août 1939, Par GASTON OULMAN, Le Monde, Publié le 19 février 1949
Remarques
(RS) Vater Moritz Ullmann 1864–1925
Mutter Pauline Ullmann geb. Schick 1878–1940
Geschwister:
Melanie Ullmann 1899–1992
Hans Ullmann 1902–
GA Wien, Jüd. Matriken, 1898, 27
TA Paris, 15e, 1809/1949
Biographie
(W) Jo Lherman, auch Joe Lhermann oder Yo Lehrmann, eigentlich Walter Ullmann (* 5. Januar 1898 in Wien, Österreich-Ungarn; † 5. Mai 1949 in Paris)[1], war Regisseur sowie Theatergründer und -macher. Bekannt wurde er des Weiteren als Radiokommentator beim ersten Nürnberger Prozess unter dem Pseudonym Gaston Oulmàn (auch Gaston Oulman bzw. Gaston Oullman).
Ullmann hat sich über seine gesamte Lebenszeit zahlreiche Eigentumsdelikte zuschulden kommen lassen und neigte sehr zur Hochstapelei; auch sein Doktorgrad war lediglich angemaßt. In der Weimarer Republik genoss er unter dem Namen Lherman einen Ruf als „Theaterbesessener“, der zahlreiche Uraufführungen lebender Dramatiker ins Werk setzte, freilich häufig mit ungedeckten Schecks finanziert und gelegentlich auch unter Verletzung der Autorenrechte. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg reüssierte Ullmann als offizieller Radioberichterstatter des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher für Radio München unter dem Namen Oulmàn, wiederum mit gefälschtem Lebenslauf und missbräuchlich geführtem Doktorgrad.
Walter Ullmann wurde in eine jüdische Familie in Wien geboren. Sein Vater war der Angestellte („Privatbeamte“, wie es damals in Österreich hieß). Moritz Ullmann, der vermutlich in einem Speditionsunternehmen tätig war. Seine Mutter hieß Pauline Ullmann. Über Ullmanns Jugendjahre und Ausbildung ist bislang nichts bekannt. Zwar hat er später behauptet, ein Schulfreund von Arnolt Bronnen zu sein, das trifft aber ebenso wenig zu wie seine Behauptung, mit Bertolt Brecht in die Schule gegangen zu sein.
Mit 21 Jahren musste Ullmann Wien verlassen, weil ihm vorgeworfen wurde, einen Bekannten um eine erhebliche Geldsumme betrogen zu haben. Er meldete sich zunächst aus Wien mit Ziel Italien ab, tauchte aber im März 1920 in Rostock auf. Dort ist eine kurzzeitige Haftstrafe gegen ihn wegen Betrugs aktenkundig. In den folgenden Monaten reiste er quer durch Deutschland und wurde in Schongau, Berlin und München wegen Betrugs, Diebstahls und Unterschlagung zu Haftstrafen von einigen Wochen bis zu drei Monaten verurteilt.
Auf das Jahr 1920 datiert auch Lhermans erster bekannter Kontakt mit dem Theater: Er gastierte damals als Mitglied der Varietétruppe Welker in Aue. Alsbald kam er erneut mit dem Gesetz in Konflikt und erhielt im März 1921 vom Amtsgericht Zwickau eine viermonatige Haftstrafe. Bei den Delikten handelte es sich meist um relativ kleine Betrügereien: So lieh er sich in Aue einen Frack, gab ihn aber nicht zurück, sondern machte ihn prompt zu Geld, zudem stahl er aus der Wohnung seines Vermieters Kleidung und weitere Gegenstände.
(...)
Dr. Gaston Oulmàn, Radiokommentator beim ersten Nürnberger Prozess
(...)
Oulmàn setzte sich in das Saarprotektorat ab und wurde im Herbst 1947 als Directeur politique Chefredakteur des Radio Saarbrücken. Auch dort konnte er sich jedoch nicht lange halten. 1948 wurde er als Chefredakteur abgelöst, unter anderem auf Betreiben des saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann. Vorausgegangen war eine heftige deutsche Pressekampagne gegen ihn. Im März 1948 beklagte sich außerdem die SPD-Landtagsfraktion wegen „sinnentstellender Meldungen“ über Oulmàn und bezeichnete ihn als Kommunisten.
Auch das Hohe Kommissariat hatte schließlich im Mai 1948 in einem vertraulichen Schreiben seine Entlassung empfohlen, da er als Korrespondent ausländischer Medien dem guten Ansehen des Saarländischen Rundfunks schaden würde. Unmittelbar vorausgegangen war ein Bericht Oulmàns über einen Studentenstreik in Homburg, den er gegen die Weisung des französischen Gouverneurs veröffentlicht hatte. Als außerdem sein Chef und Gönner, der Generaldirektor des Rundfunks Gérard Losson, wegen seiner Personalpolitik in Schwierigkeiten kam, wurde eine Hausdurchsuchung bei Oulmàn vorgenommen, bei der Blanko-Grenzscheine gefunden wurden. Die französische Polizei nahm ihn daraufhin fest und schob ihn nach einem Selbstmordversuch nach Frankreich ab.
Q: https://de.wikipedia.org/wiki/Jo_Lherman