Erich-Paul Stekel
Vita
(LEA) Musiker
(Mk) Stekel, Erich 27.06.1898 Wien
StA: Österreich
isr., ledig > verh., Kappelmeister [sic]
Kapellmeister, isr., ledig > verh.
von Wien
06.09.1928 Talstr. 43 (b. Holländer)
01.05.1930 Göthestr. 10
15.07.1930 n. Wien
v. Liège (Belgien)
16.09.1930 Mainzerstr. 37
verh. am 16.09.1930 St. I 470
26.09.1930 n. Wien (Mann)
v. Paris ( " )
14.04.1931 Mainzerstr. 37
16.09.1931 m. Paris (beide) 01.03.1933
29.03.1933 n. Wien (Mann)
29.05.1933 n. Wien (Frau)
von Wien (beide)
25.10.1933 Mainzerstr. 37
25.01.1934 n. Marseille
02.11.1934 v. Paris
02.11.1934 Mainzerstr. 37 (Frau)
von Paris
22.12.1934 Mainzerstr. 37 (Mann)
07.02.1935 Paris /Mann
(PZ) Stekel, Eric-Paul
geb. 27.06.1898 in Wien
gest. 11.02.1978 in Grenoble
beschäftigt am Stadttheater: 09.1928 - 06.1930
(RS) Scheidung 1946: Rosa Elisabeth Margareta Heinle (1902–1992)
Heirat 1948 Saarbrücken: Maria Irma Claeys (1907–1998)
(SZ) 1947 Gründungsdirektor des Staatlichen Konservatoriums Saarbrücken / Conservatoire de Sarrebruck, 1952 nach Machtkämpfen entlassen
(W) Stekel wurde 1898 als Sohn des Psychiaters Wilhelm Stekel in Wien geboren. Ab 1911 besuchte er neben dem Gymnasium das Neue Wiener Konservatorium. Ab 1915 studierte er dann Musikwissenschaften in Wien. Dieses unterbrach er und meldete sich 1916 als Freiwilliger zum Kriegsdienst. Er kämpfte in Russland und Italien, wo er in Kriegsgefangenschaft geriet. 1919 kehrte Stekel in seine Heimat zurück und beendete sein Studium. Im folgenden Jahr wurde er Bratschist und Korrepetitor an der Wiener Staatsoper.
Ab 1922 arbeitete Stekel in Lübeck, am Deutschen Theater Prag (1923–1925) und als Kapellmeister am Neuen Wiener Schauspielhaus (Volksoper Wien) und 1927/1928 als Assistent von Franz Schalk an der Wiener Staatsoper, bevor er 1928 als Erster Kapellmeister des Stadttheaters Saarbrücken verpflichtet wurde, wo er bis 1930 blieb. 1930 heiratete Stekel Rose Heinle und richtete seinen Dauerwohnsitz in Saarbrücken ein. In den folgenden Jahren war er immer wieder auf Konzertreisen durch Europa unterwegs.
Nach der Rückkehr des Saargebiets in das Deutsche Reich emigrierte Stekel 1935 aufgrund seines Status als „Volljude“ mit seiner Familie nach Frankreich, wo er bis 1939 verschiedene Engagements hatte und 1936 das Amati-Quartett gründete. In den Jahren von 1939 bis 1942 war er aufgrund seiner deutscher Herkunft interniert; 1943 floh er. Ab August 1944 leitete er zwei Jahre ein Symphonieorchester in Algier.
1947 kehrte Stekel nach Saarbrücken im französisch kontrollierten Saarland zurück und wurde Rektor des Saarbrücker Konservatoriums (heute: Hochschule für Musik Saar), später auch Dirigent des Radioorchesters Saarbrücken. Nach der Gründung der Universität des Saarlandes wurde er dort Dozent für Musikgeschichte. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau im Jahr 1946 heiratete er 1948 erneut.
Im Sommer 1951 kündigte das Kultusministerium Stekel, der aufgrund von Intrigen und einem wachsenden Misstrauen den Franzosen gegenüber in Ungnade gefallen war. Stekel entschied sich, eine Stelle als Leiter des Konservatoriums der Stadt Grenoble anzunehmen, und baute das Orchester der dortigen Hochschule auf. Außerdem arbeitete er intensiv als Komponist und komponierte Opern, Oratorien, Symphonien und Lieder.
(LexM) 1935 emigrierte er dauerhaft nach Frankreich, um den immer stärkeren beruflichen Einschränkungen zu entgehen, denen er sich in Deutschland als „Volljude“ im Sinne der NS-Gesetzgebung ausgesetzt sah. Ob ihn seine Frau dabei begleitete, ist unklar. (...)
Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Stekel als „Deutscher“ im Stade Roland Garros in Paris, später im Lager Damigny interniert und teilweise zu Zwangsarbeit in einem Steinbruch herangezogen. Bereits kurz nach seiner Entlassung Ende 1939 wurde er im Mai 1940 erneut verhaftet. Als Ausweg aus der Internierung meldete er sich als prestataire militaire étrangère und wurde als solcher in Langeluade bei Nîmes eingesetzt. Nach der Demobilisierung 1941 konnte er sich eine nicht näher bekannte Arbeit an der Oper in Nîmes verschaffen und trat in Vichy-Frankreich gelegentlich auch wieder als Dirigent in Erscheinung. Mit Beginn der dortigen Judenverfolgung im August 1942 wurde Stekels Aufenthalt zunehmend gefährlicher. Nach einer Denunziation 1943 sah er sich gezwungen unterzutauchen, zunächst in Nîmes, später in Chambery, schließlich in La Thuile (Savoie). Zu Beginn der Illegalität konnte er dabei sein Versteck noch gelegentlich verlassen, später war dies nicht mehr möglich. In dieser Zeit der totalen Isolation wandte er sich verstärkt dem Komponieren zu. Im Versteck machte sich erstmals eine Augenerkrankung bemerkbar, die sich – auch weil eine Behandlung zunächst nicht möglich war – in der Folgezeit weiter verschlimmerte und bis Anfang der 1960er Jahre zur nahezu vollständigen Erblindung Stekels führte. (...)
Nach der Scheidung von seiner ersten Frau im Jahr 1946 heiratete er 1948 erneut. Seine zweite Frau war die Tochter der Frau, die ihn in La Thuile versteckt hatte. (https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003689)
Remarques
1. Ehefrau Rosa Elisabeth Margarete Stekel geb. Heinle 12.04.1902 Hostenbach, Saarlouis – 04.12.1992 Saint-Sébastien-de-Morsent, Eure, Haute-Normandie; ev. [GA Schaffhausen 118/1902]
(MJ) keine Nachkriegs-Mk auffindbar
HA Saarbrücken 470/1930 S, Trauzeugen:
Opernsänger Hans Müller-Schumann, 29 Jahre, wh. Saarbrücken, Kochstr. 9
Kunstmaler Hermann Müller, 33 Jahre, wh. Saarbrücken, August Kleinstr. 4
(RS) 2. Ehefrau Marie Stekel geb. CLAEYS 07.02.1907 Belgien – 30.09.1998 Canale-di-Verde, Haute-Corse, Korsika
Vater Wilhelm Stekel 18.03.1868 Bojany, Ukraine – 25.06.1940 London, England [Suizid]
Mutter Malvine Stekel geb. Nelken 05.01.1873 Wien, Österreich – 20.01.1943 Paris
Schwester Gertrude Elise Zuckerkandl geb. Stekel 18.09.1895 Wien, Österreich – 13.07.1981 Paris
GA Wien, Israelitische Kultusgemeinde, U 1559/1897
HA Saarbrücken 470/1930
s.a. Thomas Aigner, Der Nachlass Eric-Paul Stekels in Wien, in: Michel Cullin & Primavera Driessen Gruber: Douce France? Musik-Exil in Frankreich/Musiciens en exil en France 1933-1945. Wien, Köln, Weimar (Böhlau-Verlag) 2008 [SULB 2008-5504]
dort erwähnt: uneheliche Tochter Elisabeth Stühr 20.09.1918 Münster-Mauritz; deren Mutter STÜHR Elisabeth * 19.01.1894 Clarholz, Tochter auch Helene