German Sender
Vita
(GJS) Um so verdienstvoller waren die Aktivitäten des Tholeyer Lehrers German Sender, neben Samuel Levy wohl die bedeutendste Persönlichkeit unter den saarländischen jüdischen Pädagogen des 19. Jahrhundertes. Sender hatte 1831 in Bosen das Licht der Welt erblickt und unterrichtete in Tholey seit 1857 [fn 716]. Er bemühte sich vor allem um eine Verbesserung der Situation der an jüdischen Privat- oder Religionsschulen angestellten Kollegen, d. h. um alle saarländischen Lehrer, da ja in den Bischen Saarkreisen noch keine öffentliche jüdische Volksschule bestand. Er schlug 1890 vor, indem er auf das Beispiel der westfälischen Bezirksregierungen verwies, daß zum Schutze der Lehrer die Kündigung seitens der Gemeinde nur mit Genehmigung der Regierung erfolgen dürfe. Außerdem sollte die Regierung die Pensionsansprüche der Lehrer gesetzlich sichern [fn 716]. Dieses Mal war dem Antrag Erfolg beschieden. Das Unterrichtsministerium verfügte 1892, daß eine sechsmonatige Kündigungsfrist eingehalten und die Regierung ihre Zustimmung geben müsse [fn 716]. Die Verfügung wirkte sich in den in den 1890er Jahren verfaßten bzw. revidierten Paragraphen der saarländischen Synagogengemeinde-Statuten aus, wie bereits beschrieben. Eine mittelbare Folge der Senderschen Bemühungen mag man allerdings auch in den nun bald erfolgenden Gründungen der drei öffentlichen jüdischen Volksschulen an der Saar sehen: 1891 in Saarwellingen [fn 721], 1894 in Tholey [fn 723] und 1895 in Illingen [fn 700]. Die dort beschäftigten Lehrer bezogen ein festes Gehalt - in Illingen 1200 Mark pro Jahr, also unter dem Durchschnitt im Regierungsbezirk, der 1891 bei 1371 Mark lag [fn 723] und konnten mit einer Lebensstellung rechnen.
Damit war der Lehrerwechsel eingedämmt, was man an den Dienstjahren ablesen kann: kann: In Illingen wirkte von 1895 bis 1910 Moses Berlinger, von 1910 bis 1935 Willi Jonas [fn 724], in Saarwellingen Josef Heß (1891-1929), in Tholey German Sender (1857-1895), Emanuel Alexander (1895-1901) und Willi Jonas (1901-1910) [fn 722].
Die Abnahme der jüdischen Landbevölkerung bedrohte jedoch schon bald das eigenständige jüdische Schulwesen an der Saar, gleichgültig, ob es sich nun um eine öffentliche oder um eine private Anstalt handelte. (S. 146-47)
Bemerkungen
HA Kanzem 23/1861 (Roos) // Jewish wedding : 18 Jun 1861 Wawern (?)
HA Tholey 1/1871
(RS) Vater Gottlieb Sender 1805–1877
Mutter Philippine Sender geb. Wolf 1805–1864
Geschwister:
Juliane Sender 1829–1834
Lion Leon Senders 1833–1907
Aron Sender 1835–
Magdalena Sender 1838–1861
Louise Sender 1840–1877
Karolina Sender 1843–1910
1. Ehefrau Sara Sender geb. Wolff 1839–1870
Kinder:
Albert Sender 1868–1869
Bertha Sender 1870–1926
2. Ehefrau Pauline Sender geb. Wolff 1850–1915
Kinder:
NN Sender 1871–1871
Hermann (Armand) Sender 1875–1943
Alfred Alexander Sender 1877–1878
Siegmund Sender 1880–1881
Gottfried Sender 1882–1915
Martha Sender 1882–1953
Selma Sender 1883–1965
Walter Sender 1885–1961
Bruenette Sender 1887–1943
Mina Sender 1889–1986