Leo Alexander
Vita
(bio) Heirat der Eltern 2.5.1894 in Saarbrücken
Volksschule, Höhere Schule, Lehre in Tübingen
Beruf Klempnermeister, Geschäft für Elektro- und feinmechanische Reparaturen
Adressen Bochum, Dorstener Straße 204;
Heirat Bertha May *7.2.1902 in Rossdorf;
9.11.1938 Verhaftet in Bochum im Novemberpogrom
11.12.1938 „Schutzhaft“ im KL Buchenwald
15.12.1938 Entlassung aus dem KL Buchenwald
27.12.1938 Schwester Erna Röttgen flieht mit Familie nach Rotterdam
1.1.1939 Geschäftsaufgabe per Gesetz
Zwangsarbeiter
12. 5 1939 Anforderung der Formulare für eine Auswanderung der Kinder
17.5.1939 Leo mit Frau Bertha, beiden Kindern sowie Vater und Tante Rosa in Bochum auf der Dorstener Straße 204 bei Minderheiten-Volkszählung
15.2.1940 Karla und Erwin Alexander emigrieren in die USA, Ankunft in New York
1941 Zuzug seines Vaters und Tante Hulda. Diese hatte am 19. Februar 1941 im Bochumer Josefs-Hospital vor einem Notar ihren letzten Willen festgesetzt: Zum Alleinerben machte sie ihren Neffen Leo Alexander, verpflichtete ihn aber, „für meinen Bruder Hermann bis zu dessen Lebensende zu sorgen. Für den Fall der Auswanderung von Leo soll er mit dem Rest des Vermögens meinen Bruder in einem Heim unterbringen.“
28.4.1942 Deportation in die Turnhalle des Sportvereins „Eintracht“ in Dortmund
30.4.1942 Deportation mit 791 Juden vom Sammellager zum Dortmunder Südbahnhof am Heiligen Weg deportiert nach Zamosc
3.5.1942 Ankunft in Zamosc
29.7.1942 Vater Hermann, Schwester Grete Pollack ab Dortmund nach Theresienstadt
3.9.1942 Tod des Vaters in Theresienstadt
Gedenken:
1988 Pages of Testimony für Leo und Berta von Schwiegertochter Ruth Leon
4.10.2010 Stolpersteine in Bochum, Dorstener Straße 204 für Leo, Bertha, Hermann und Kurt Alexander
Grabstein der Mutter Rosa und des Bruders Erich auf dem jüdischen Friedhof Wasserstraße
(Bio) Über die konkreten Lebensumstände des Leo Alexander in den letzten Jahren geben die Devisenakten Auskunft.
Am 8. August 1941 wurde eine Sicherungsanordnung gegen Leo Alexander – Juden-Kenn-Nummer A 00032 – und seine Frau Berta – Juden-Kenn-Nummer A 00033 – verfügt. In der von ihm abzugebenden Vermögenserklärung gab er am 11. August 1941 ein Vermögen in Höhe von 5 473 RM an (Barvermögen 2 973 RM, Hypotheken 2 500 RM). Er hatte Schulden in Höhe von 503 RM, so blieb ein Reinvermögen in Höhe von 4 970 RM. Als Finanzbedarf für eine dreiköpfige Familie – bei ihm im Haushalt lebte sein Vater, seine Mutter war inzwischen gestorben, die Kinder waren nicht mehr in Bochum – meldete er monatlich 228 RM an (Miete 68 RM, Kosten für Lebensmittel 160 RM). Sein Einkommen im letzten Steuerjahr betrug 1 500 RM, im laufenden Jahr erwartete er 1 850 RM – das war die Bezahlung für die sogenannte Pflichtarbeit, die, wie man sieht, den Finanzbedarf nicht abdeckte. Die Devisenstelle genehmigte am 14. August 1941 monatlich 230 RM.
Am 25. Februar 1942 musste Leo Alexander erneut eine Vermögenserklärung ausfüllen. Zu diesem Zeitpunkt lebte er mit seiner Frau und seinem Vater bereits in der Wilhelmstraße 16. Sein Vermögen bezifferte er jetzt mit 4 261 RM (Barvermögen 1761 RM, Hypotheken 2 500 RM). Als Finanzbedarf für einen dreiköpfigen Haushalt meldete er jetzt 219 RM (Miete 24 RM, Lebensunterhalt 155 RM, Hilfe 15 RM, Arznei für den kranken Vater 25 RM). Genehmigt wurden von der Devisenstelle am 27. März 1942 monatlich 200 RM.
Bereits im Jahre 1939 hatte Leo Alexander Kontakt mit der Devisenstelle in Münster aufgenommen: Am 12. Mai 1939 forderte er die Unterlagen für die Auswanderung der Familie an. Über das Ergebnis der Auswanderungsversuche erfahren wir in den Akten nichts. Nur: Am 4. Dezember 1939 fordert er in Münster die Unterlagen für die Auswanderung seiner Kinder Karla und Erwin Martin an, damals acht und zehn Jahre alt. Sie wollten in die USA ausreisen. Die ausgefüllten Anträge auf Mitnahme von Umzugsgut der Kinder schickte der Vater am 23. Dezember an die Devisenstelle, sie wurden am 30. Dezember 1939 genehmigt.
(Q: Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum : die Geschichte der Gebäude und ihrer Bewohner, LIT Verlag Münster, 2010 - 470 Seiten)
(GB-BA) Alexander, Leo
geboren am 21. Mai 1896
in Bochum/Westfalen
wohnhaft in Bochum
Deportation ab Dortmund
30. April 1942, Zamosc, Ghetto
Bemerkungen
(RS) Vater Hermann Alexander 1864–1942
Mutter Rosa Alexander geb. Levy 1866–1940
Geschwister:
Martha Alexander 1895–1959
Erna Alexander 1897–1943
Grete Alexander 1899–1944
Erich Alexander 1901–1929
Kurt Alexander 1904–
Ehefrau Bertha Alexander geb. May 1902–1942
Tochter Karla Alexander 1929–1980
Sohn Erwin Martin Alexander 1931–1980
(W) Vater Hermann Alexander *23.11.1864 in Wattenscheid; Klempner; ✡3.9.1942 Theresienstadt
Heirat der Eltern 2.5.1894 in Saarbrücken
Mutter Rosa Levy 25.5.1866 in Saarwellingen; ✡12.1.1940 in Bochum
Tante Cäcilie Hulda Alexander *13.10.1859 in Wattenscheid; ✡31.5.1941 in Bochum
Geschwister:
Martha Alexander *1.3.1895 in Bochum; ✡2.10.1959 in Arnberg; oo Heinz Grote
Erna Alexander *30.6.1897 in Bochum; ✡21.5.1943 in Sobibor
Grete Alexander *16.5.1899 in Bochum; ✡29.1.1944 in Thersienstadt; oo Erich Pollack; Sohn Kurt Pollack
Erich Alexander *7.8.1901 in Bochum; ✡22.12.1929 in Bochum
Kurt Alexander *23.3.1904 in Bochum; ✡in einer Heilanstalt in Frankreich