Georg Julius Weil
Vita
(RS) Arrival 24 Mar 1941 New York, NY, von Lissabon
Bemerkungen
(RS) Vater Siegmund Weil 1871–1942
Mutter Paula Weil geb. Lyon 1877–1965
Biografie
(St-TÜ) Georg Weil wurde am 1. April 1900 als Sohn des Bankiers Siegmund Weil und seiner Frau Paula in Tübingen geboren. Nach der Elementarschule besuchte er das humanistische Uhland-Gymnasium in Tübingen und schloss 1918 mit dem Abitur ab. Für kurze Zeit wurde er zum Wehrdienst eingezogen und studierte nach der Entlassung vom Wehrdienst in Tübingen und Heidelberg zunächst einige Semester Medizin, danach Staatswissenschaften in Freiburg und Tübingen.
Während des Studiums bereitete er sich auf seinen Beruf als Bankier vor und volontierte zunächst in der Firma seines Vaters, später bei Jakob S. H. Stern in Frankfurt am Main und bei der Reichskreditgesellschaft in Berlin. 1927 schloss er sein Studium mit der Dissertation: „Über das Wesen der Wirtschaftsstufen“ ab und promovierte an der Tübinger Universität sehr erfolgreich zum Dr. rer. pol.
1928 wurde Dr. Georg Weil offiziell Generalbevollmächtigter der Bankkommandite Siegmund Weil in Tübingen. Die große Bankkrise der dreißiger Jahre sah er kommen und verstand es, mit seinem Vater Siegmund Weil klug und voraussehend, die Bank über die schwierigen Zeiten hinweg zu retten. Genauso vorausschauend und umsichtig handelte er später bei der „Gleichschaltung“ der Bank Ende 1933.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Tübingen im Frühjahr 1933 gehörte die sehr angesehene, jüdische Privatbank zu den ersten Opfern wirtschaftlicher Vernichtung in Tübingen. Öffentliche Diffamierungen und Hetzkampagnen gegen die Integrität der Inhaber, sowie der Druck des Gemeinderats zur „Arisierung“ der Bank, führten zur Auflösung der gesamten städtischen Geschäftsverbindungen der Stadt Tübingen zum Bankhaus Weil.
Um die Bank zu retten, wurde die Bankkommandite Weil mit dem Tübinger Stammhaus und der Filiale in Hechingen von Georg Weil in eine Aktiengesellschaft umgewandelt mit dem Namen „Württembergisch-Hohenzollerische Privatbank A.G“, die bewusst die Tradition der Regionalbank fortsetzen sollte. Der neu angestellte Bankdirektor Richard Beck und andere Teilhaber hatten die Aktienmehrheit und bildeten auch den Vorstand des neuen Bankunternehmens. Die früheren Firmenchefs Siegmund Weil und Georg Weil mussten auf ihre Vorstandsposten verzichten und waren aber noch im Aufsichtsrat vertreten. Trotz vieler Zugeständnisse hatte die Bank für die Familie Weil keine Zukunft, alle vertraglich vereinbarten Verpflichtungen gegenüber Siegmund und Georg Weil wurden nicht eingehalten.
Georg Weil emigrierte 1933 zunächst in die Schweiz und von dort nach Kew Gardens/Brooklyn, N.Y./USA. 1948 strengte Georg Weil ein Restitutionsverfahren an, um die Zwangsarisierung des Bankhauses Weil rückgängig zu machen. Es kam 1953 zum Vergleich zwischen Georg und Paula Weil einerseits und den angeklagten Aktionären, das Bankhaus wurde zurückgegeben. Georg Weil war nun wieder Mehrheitsaktionär und im Aufsichtsrat der Bank.
1953 kehrte er zurück in die Schweiz, wo er in Basel, später in Zürich als Präsident der Schweizer Niederlassung einer amerikanischen Brokerfirma tätig war und versuchte, mit der Bank in Tübingen wieder Fuß zu fassen, was sich aufgrund verschiedener, ungünstiger Umstände schwierig gestaltete.
1955 entschloss er sich, seine Aktienmehrheit an die Frankfurter Großbank „Commerz- und Creditbank“ zu verkaufen. 1958 wurde die Privatbank von der Commerz- und Creditbank AG. ganz übernommen, als Tübinger Filiale geführt und von der Wilhelmstrasse 22 in die Poststraße 4 verlegt.
1967 siedelte Georg Weil endgültig in die USA über und wählte Piedmont in Kalifornien als Domizil. Georg Weil verstarb dort am 28. September 1972 an einem Herzleiden. Er war mit einer Amerikanerin verheiratet, die nach dem Tode ihres Mannes Piedmont verließ und nach South Carolina umzog.
Q: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_T%C3%BCbingen_Innenstadt#Siegmund_Weil