Salomon (gen. Schlomo) Lewin

State:
Surviving
Gender:
male
Maiden name:
Not known
So called:
Schlomo
Alias:
-
Date of birth:
13. Mai 1911
Birthplace:
Residence:
Place of persecution:
Date of death:
19. Dezember 1980
Deceased in:
LEA file number:
9489
Spouse:
Date and place of marriage:
Not known
Mother:
Not known
Father:
Not known
Siblings:
Not known
Children:
*Hidden due to legal regulations

Vita

(LEA) 1917: Umzug nach Posen; 1918: Umzug nach Breslau; Höhere Schule; Jüdische Lehrerseminar Köln; März 1932: Examen Volksschule- und Religionslehrer; Mai 1932: Lehrer Volksschule Homburg, Kantor, Religionslehrer Jüdische Gemeinde Homburg, Religionslehrer Mädchenlyzeum Homburg, Gymnasium Homburg; 1934: Zweites Examen; Juli 1935: Auswanderung nach Frankreich; 1938: Auswanderung nach Palästina; Januar 1950: Rückkehr nach Deutschland
Wohnort als Antragsteller Jerusalem (Palästina); Frankfurt am Main
(W) Shlomo Lewin oder Levin (geboren 13. Mai 1911 in Jerusalem; gestorben 19. Dezember 1980 in Erlangen) war ein deutscher Rabbiner und Verleger. Er war Vertreter der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und aktiver Antifaschist. (...)
Shlomo Lewin wurde als Sohn des Rabbiners David Lewin in Jerusalem geboren. 1912 wurde sein Vater zum Rabbiner der Synagoge im damals preußischen Posen berufen. Dort wuchs Shlomo auf. Im Ersten Weltkrieg ab 1914 diente sein Vater als Feldrabbiner im deutschen Heer. Daraufhin erhielt die Familie die deutsche Staatsangehörigkeit. Der Vater starb an einer Kriegsverletzung. Danach zog die Mutter mit ihren Kindern nach Breslau. Dort besuchte Lewin die Oberrealschule und studierte dann Religionspädagogik in Breslau und Köln. Nach dem Studienabschluss war er als Lehrer an staatlichen Schulen im Saargebiet und als Religionslehrer in den jüdischen Gemeinden von Homburg und Waldmohr tätig. (...)
1935 lösten die Nationalsozialisten die örtliche jüdische Schule auf. Lewin wurde kurzzeitig in Schutzhaft genommen und floh ins Elsaß. Um auch in Frankreich das Lehramt ausüben zu können, studierte er zwei Semester an der Sorbonne in Paris. Ende 1938 zog er in das Britische Mandatsgebiet Palästina. Ab dem Zweiten Weltkrieg schloss er sich der British Army in Palästina an. Nach dem Krieg kämpfte er bis 1948 in einer Einheit der Hagana für die Gründung des Staates Israel. Danach gründete er das Geologische Institut in Jerusalem mit und leitete später im Handelsministerium Israels die Abteilung für Leichtindustrie.
1960 kam Lewin nach Deutschland zurück und gründete mit Hans Lamm, der die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern leitete, den Judaica-Verlag Ner Tamid („Ewiges Licht“). Nach einem Umzug nach Frankfurt am Main leitete er den Verlag allein. 1964 zog er nach Erlangen. Dort lernte er Frida Poeschke kennen, die Witwe des früheren Erlanger Oberbürgermeisters Michael Poeschke. Sie wurde seine Lebensgefährtin, die ihn bei der Verlagsarbeit unterstützte und sich als evangelische Christin mit ihm für den jüdisch-christlichen Dialog engagierte. (...)
Am 15. Dezember 2010 wurde eine Grünanlage am Erlanger Bürgermeistersteg zwischen Ebrardstraße und dem Fluss Schwabach in „Lewin-Poeschke-Anlage“ umbenannt, um an die Mordopfer zu erinnern.
Q: https://de.wikipedia.org/wiki/Shlomo_Lewin
(RS) Heirat 1933 Homburg, Saarpfalz
(SZ) Der ungeklärte Doppelmord von Erlangen
Der jüdische Verleger Shlomo Lewin ist 1980 in Erlangen von einem Neonazi ermordet worden. Lange Jahre war diese antisemitische, rechtsterroristische Tat so gut wie vergessen – ebenso wie die Verbindung des Mordopfers zum Saarland: Lewin lebte und arbeitete einst in Homburg.
Er überlebte die Shoah – und fiel doch dem deutschen Naziterror zum Opfer: Am 19. Dezember 1980 wurden der Rabbiner Shlomo Lewin und seine Partnerin Frida Poeschke um 19 Uhr in ihrem Bungalow in Erlangen von einem Neonazi erschossen. Nach einer kurzen Phase bundesmedialer Aufmerksamkeit geriet die antisemitische, rechtsterroristische Tat so gut wie in Vergessenheit. Ebenso wie die Verbindungen eines der Mordopfer ins Saarland – denn Shlomo Lewin unterrichtete einst als Volksschul- und Religionslehrer im Saargebiet, unter anderem an der jüdischen Schule in Homburg.
1935, im Jahr der Saarabstimmung – eine überwältigende Mehrheit von 90,5 Prozent der stimmberechtigten Saarländer votierte für Anschluss des Saargebiets an Hitlerdeutschland –, entschied sich Lewin zur Flucht. Zunächst ins Elsass, später ins britische Mandatsgebiet Palästina. Erst im Januar 1959 kehrte er wieder nach Deutschland zurück. Und fand dort 1980 den Tod. (...)
Die SZ hat sich auf Spurensuche begeben: Was ist über Shlomo Lewins Leben und Wirken im Saarland bekannt?
Auskunft darüber geben seine Personal- und seine Entschädigungsakte, die sich im Bestand des saarländischen Landesarchivs finden: 1932 kam Lewin nach dem Studium in Köln und Breslau nach Homburg, wo er in der Kanalstraße 16 lebte. Das Saargebiet stand zu dieser Zeit unter Verwaltung des Völkerbunds, war dadurch insbesondere zwischen 1933 und 1935 Rückzugsort für Emigrantinnen und Emigranten, die vor nationalsozialistischer
Verfolgung im Deutschen Reich flohen. Doch die Sicherheit währte nicht lange: Nationalsozialistisches Gedankengut und virulenter Antisemitismus waren auch an der Saar bereits allgegenwärtig. Lewin musste das am eigenen Leib erfahren.
So berichtet er davon, bereits 1934, vor der Saarabstimmung, als Jude wiederholt tätlich angegriffen und beschimpft worden zu sein. Im Mai 1934 schreibt er an das Kreisschulamt Homburg: „Ich bin der einzig jüdische und, nach den Begriffen der anderen Herren, nichtarische Teilnehmer.“ Als solcher sei er im Kollegenkreis gänzlich isoliert. Im April 1935 wird die israelitische Volksschule in Homburg aufgelöst und Lewin nach Saarbrücken versetzt, wo er fortan an der Rothenbergschule unterrichtet.
Im Juni 1935 eskaliert die Situation: Lewin wird an einem Freitagabend bei Verlassen der Synagoge verhaftet. Weshalb, erfährt er nicht. Ein Untersuchungsrichter in Homburg verfügt erst am nächsten Tag gegen Kaution von 1000 Reichsmark – die von der Synagogengemeinde hinterlegt werden –, seine Entlassung.
Lewin verlässt danach wegen der drohenden Gefahr für Leib und Leben fluchtartig das
Land. Das geht aus seiner Entschädigungsakte hervor. Seine Frau – 1933 heiratete er Lilly
Hirsch, deren Vater in Homburg ein Schuhgeschäft führte –, schickt per Post noch ein
ärztliches Attest an die Schulleitung, um sein Fernbleiben zu entschuldigen. Ausgestellt ist es von einem Arzt im knapp 125 Kilometer entfernten, französischen Ort Homécourt. Es ist anzunehmen, dass sie das Land zusammen mit ihrem Mann Richtung Elsass verlassen hat.
Danach verliert sich ihre Spur, über den späteren Verbleib von Lilly Lewin ist nichts bekannt. (...)
Der Mord an Shlomo Lewin (69) und seiner Lebensgefährtin Frida Poeschke (57) am 19. Dezember 1980 ist nie aufgeklärt worden. Der mutmaßliche Todesschütze, der Neonazi Uwe Behrendt, Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann, floh in den Libanon und starb
dort 1981 unter ungeklärten Umständen. Karl-Heinz Hoffmann selbst, Kopf der nach ihm benannten, extrem rechten „Wehrsportgruppe Hoffmann“, geriet in Verdacht, den Mord angeordnet zu haben. Er und seine Lebensgefährtin Franziska B. wurden jedoch mangels Beweisen freigesprochen. Am Ende des 186-tägigen Prozesses galt der tote Uwe Behrendt als Einzeltäter.
Q: Saarbrücker Zeitung, 31.08.2023

Notes

(RS) Eltern unbekannt
1. Ehefrau Lilly Lewin geb. Hirsch 07.04.1914 Homburg, Saarpfalz – 02.12.1976
Sohn Ernst Ruben Lewin 18.09.1934 Homécourt, Meurthe-et-Moselle
2. Lebensgefährtin Frida Lewin geb. Poeschke 1923 – 19.12.1980
(W) Vater David Eliahu Lewin