Wilhelm Dreyfuss
Vita
(Mk) Synagogendiener, Polsterer, Dekorateur
k., ledig > verh.
Mil: I.R. [Karte beschädigt]
Blumenstr. 34
12.10.1914 Auf dem Bahn[Karte beschädigt, Auf dem Bahnhof existiert, nur Nr. 1]
04.11.1914 unbekannt
von Trier
20.11.1914 Blumenstr. 34
03.02.1918 Speyer
von Militär
19.11.1918 Blumenstr. 34
26.11.1923 Altneugasse 19 zur Frau
(Mk-M) Polsterer, Dekorateur
k., verh. > verw.
jüd. Mischling 2. Grades, V. u. Kinder Abt. II 1a 72.20 v. 05.11.1943
seit Geburt
04.11.1914 unbek.
20.11.1914 v. Trier
03.02.1918 Speyer
19.11.1918 v. Militär
[TA Sohn 26.01.1923 Markthallenstr. 19]
26.11.1923 Sbr. Altneugasse 19
[TA Sohn 15.09.1924 Markthallenstr. 19]
02.09.1940 v. Duchroth zrk
(Frau u. K./zrk.)
v. Wehrdienst (Mann)
12.10.1940 Sbr. Altneugasse 19
31.08.1943 Duchroth Hauptstr. 27 (Frau)
03.09.1943 dort zgz. (Frau)
16.11.1944 in Odernheim Hauptstr. Nr. 8 zgz. Mann u. Kind
v. Duchroth/Nahe
05.06.1944 Gr. Friedrichstr.
v. Großh. Friedrichstr. 52 (Mann)
12.11.1945 Scharnhorststr. 18 (Mann)
v. Duchroth/Odernheim
14.11.1945 Sbr. Scharnhorststr. 18 (Frau u. Kind)
24.04.1946 Sbr. Grossh. Friedrichstr. 142 beide
28.10.1946 Vöklingen, Gatterstr. 48 Frau (b. Stotten)
30.10.1946 Sbr. 3 Richard-Wagnerstr. 9 (Mann) (b. Klauck)
01.11.1946 Vöklingen amtl. abgem. (Mann)
01.03.1947 Sbr. 3 Rich.-Wagner-Str. 9 (b. Klauck; Mann)
18.08.1948 Petersbergstr. 28 b. Karr (Mann)
20.08.1948 v. Völklingen (Frau)
Petersbergstr. 28
verst. 14.10.1952 St.Amt Sbr. Reg.Nr. 1212/52
(OdN-Akte) StAr SB V43/2-233
1948 wh. Saarbrücken, Richard-Wagner-Str. 9
28.06.1948 Ablehnung:
Der Antragsteller ist im Saarland geboren. Einer politischen Partei,
die das nationalsozialistische Begime bekämpfte hat er nicht angehört. Er gibt an, dadurch politisch geschädigt worden zu sein, weil er aus rassischen Gründen die Meisterprüfung nicht ablegen konnte. Einen Nachweis hierüber konnte der Antragsteller jedoch nicht erbringen, weshalb die Kommission wegen mangelnder Voraussetzung des § 1 Ziffer 1 der Rechtsanordnung einstimmig die Ablehnung aussprach.
17.12.1948 Feststellungsbescheid:
Das Ministerium des Innern hat eine Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt. Nach eingehender Überprüfung hat die Kommission jedoch keine Veranlassung gesehen, den ablehnenden Feststellungsbescheid vom 28.6.1948 aufzuheben.
Es konnte nämlich inzwischen noch festgestellt werden, daß Dreyfus Mitglied der Deutschen Front und des Opferrings war und ausserden dem RLB angehört hat. Diese Angaben wurden in seinem Fragebogen verschwiegen. Ausserdem ist er nicht Halbjude, wie er fälschlicherweise angegeben hat, sondern Mischling II Grades. Die Kreisleitung der NSDAP Saarbrücken hat ihn mit Schreiben vom 8.5.1939 als politisch zuverlässig erklärt. Ausserdem wurde er auf Antrag der Stadtverwaltung Saarbrücken am 11.10.1940 u.k. gestellt.
Der ablehnende Standpunkt mußte daher von der Kommission weiter aufrecht erhalten werden.
03.06.1949 Beschwerde zurückgewiesen:
Der Beschwerdeführer ist in seinem Vorbringen anzuverlässig.
Aus den beigezogenen Personalakten der Stadtverwaltung ergibt sich folgendes:
In dem von den Beschwerdeführer selbst unterschriebenen
Personalfragebogen hat dieser am 28.9.1937 und am 14.11.1938 u.a. angegeben:
Am 28.3.1917 habe er die Gesellenprüfung abgelegt, die
Meisterprüfung habe er nicht bestanden; als Polsterer sei er von
1919 1921 bei der Fa. Steinthal und von 1921 – 1923 bei der Fa.
Ries tätig gewesen, von 1923 – 1934 sei er selbständig gewesen,
von 1934 – 1935 als Vorarbeiter bei der Stadtverwaltung, von 1935
- 1937 als Gelegenheitsarbeiter und vom 28.9.1937 - 28.3.1938 als
Amtsbote bei der Stadtverwaltung beschäftigt gewesen.
Er sei Mitglied der Deutschen Front vom 17.3.34 bis zur Auflösung
unter der Mitgliedsnummer 463 616, Mitglied des Opferrings von
1933 – 1934 sowie Mitglied des R.L.B. gewesen.
In einer dem Personalamt Saarbrücken gegenüber abgegebenen eidesstattlichen Versicherung hat er an Eidesstatt versichert, dass er "weder Halbjude noch Spitzel" sei. Mit Schreiben vom 8.5.1939 hat der Kreisleiter in Saarbrücken dem Oberbürgermeister der Stadt Saarbrücken mitgeteilt, dass gegen die politische Zuverlässigkeit des Beschwerdeführers keine Bedenken erhoben werden.
Auf den Antrag der Stadtverwaltung vom 7.8.1940 ist der Beschwerdeführer mit Wirkung von 11.10.1940 u.k. gestellt worden.
Für die Kriegsdauer war er von da ab in den Diensten der Stadtverwaltung beschäftigt.
In dem von ihm in diesem Verfahren eingereichten politischen
Fragebogen hat er seine Mitgliedschaft in der Deutschen Front,
dem Opferring und RLB. verschwiegen. Wahrheitswidrig hat er
angegeben, er habe seine Arbeitsstelle im Jahre 1936 aufgeben
müssen, weil er Halbjude sei. Diese Angabe steht in Widerspruch
zu seiner eigenen eidesstattlichen Versicherung wie auch zu der
Feststellung in den Personalakten, dass die Mutter seines Vaters
nicht Jüdin gewesen, dass dieser also Halbjude und er selbst
Mischling 2. Grades im Sinne des aufgehobenen Reichsbürgergesetzes gewesen ist. Als solcher unterlag er nicht den diskriminierenden Bestimmungen der sogenannten Ariergesetzgebung und nur so war es auch möglich, dass er in öffentlichen Dienst bei der Stadtverwaltung beschäftigt, von der Kreisleitung der NSDAP. für politisch tragbar erklärt und während des Krieges als Soldat sogar uk. gestellt werden konnte. Daraus ergibt sich aber auch, dass seine Darstellung, er sei aus rassischen Gründen der Verfolgung ausgesetzt und geschädigt worden, nicht den Tatsachen entspricht.
Remarques
Vater Oskar Dreyfuss 19.10.1866 Lingenfeld, Germerssheim; k.
Mutter Johanna Dreyfuss geb. Winkler 15.02.1877 Lingenfeld, Germersheim
Ehefrau Alwine Dreyfuss geb. Ammann 11.12.1896 Saarbrücken – 02.09.1951 Homburg/Saar; ev. [GA Saarbrücken 532/1896 TA Homburg/Saar 246/1951]
Sohn Wilhelm Dreyfuss 26.01.1923 Saarbrücken – 26.01.1923 Saarbrücken; ev. [TA Saarbrücken 114/1923 S, im Bürgerhospital]
Sohn Alfred Jakob Dreyfuss 04.08.1924 Saarbrücken – 14.09.1924 Saarbrücken; ev. [TA Saarbrücken 597/1924 S]
Tochter Eleonore Alwine Dreyfuss 20.04.1927 Saarbrücken, verh. Fuchs; ev.