Siegfried (Fritz, Fred) Bamberger
Vita
(RS) Arrival 11 May 1940 New York, NY, von Liverpool
Residence 1951 California
(Bio) Familie Bamberger Herren- und Knabenbekleidungsgeschäft Bamberger & Hertz
iegfried Bamberger, genannt Fritz, wird am 6. Mai 1885 als siebtes Kind des Kaufmanns Jacob und Friederike Bamberger, geborene Strauß, in Worms geboren. Fritz hat sechs ältere Geschwister: Heinrich wird 1877 geboren, Max 1878, Helene 1879, Gustav 1880, Anna 1881, Ludwig Philipp 1882. (...)
Nachdem Fritz 1901 das Gymnasium beendet hat, absolviert er eine Kaufmannslehre in Bochum und schließt ein Jahr als Volontär in einem gehobenen Bekleidungsgeschäft in Brüssel, Belgien, an. Danach war er für ein Jahr in der Frankfurter Filiale der Bamberger & Hertz-Häuser tätig. 1906 schifft sich Fritz Bamberger in Antwerpen nach New York an Bord der "Kroonland" ein. In New York ist er in der Textil- und Kaufhausbranche tätig. Er kehrt 1909 nach Deutschland zurück und arbeitet in diversen Filialen des Familienbetriebes.
Er ist Weltkriegsteilnehmer und dient bei der 3. Bayerischen Feldartillerie. Mutter Friederike Bamberger, geborene Strauß, stirbt im Februar 1917. 1918 zieht Fritz Bamberger nach München und leitet mit seinem Bruder Heinrich die Münchner Kaufhaus-Filiale. Er wohnt in der Hohenstaufenstraße 7/IV in Schwabing.
Im März 1926 heiratet der 40-jährige Fritz Bamberger die aus Saaz in Böhmen (heute Žatec, Tschechien) gebürtige 21-jährige Lotte Sophie Maria Krafft. Das Ehepaar bekommt zwei Kinder, Klaus im Dezember 1926 und Lisbeth im Januar 1931. Ab 1930 lebt die Familie im eigenen Haus in der Redwitzstraße 8 am Isar-Hochufer in Bogenhausen. (...)
Fritz und seine beiden Brüder Gustav und Ludwig sowie Schwester Anna, verheiratete Siegel, bleiben im Deutschen Reich, Fritz in München, Gustav in Stuttgart, Ludwig Philipp in Leipzig, Anna in Frankfurt. (...)
[Arisierung bzw. Liquidierung alle Filialen]
Ende 1938 sind alle Häuser zwangsverkauft bzw. aufgelöst.
Auch in München muss zwangsverkauft werden; jedoch laufen die Vorgänge um die „Arisierung“ des Bekleidungshauses „Bamberger und Hertz“ anders ab. Wenigstens kann Fritz Bamberger einen Käufer finden, den er über Jahre kennt und dem er vertraut.
Wie in allen Filialen sind auch in München die Umsätze aufgrund des Boykotttages am 1. April 1933 und wiederholter Störungen von Werbeaktionen bis 1938 erheblich zurückgegangen. Im Mai 1938 dringt ein antisemitischer Mob in die Geschäftsräume ein, schlägt Kunden und droht das Geschäft zu zerstören. Der seit 1915 dem Betrieb angehörige, seit 1933 als Leiter des Einkaufs für alle Häuser mit Prokura ausgestattete Hans Hirmer schließt das Geschäft und erstattet Anzeige bei der Polizei.
Spätestens seit diesem Vorfall versucht Fritz Bamberger, das Unternehmen zu verkaufen. Die gesamte Bamberger & Hertz Gruppe an Peek & Cloppenburg zu verkaufen, wird von den Behörden abgelehnt. 1936 wird die OHG aufgelöst und versucht, die verbliebenen Filialen einzeln an den Mann zu bringen.
Die leitenden Münchner Angestellten Hans Hirmer und Emil Haller, und der zusätzliche Gesellschafter Theodor Döring aus Potsdam übernehmen durch Kauf alle Werte von Bamberger & Hertz und gründen am 25. August 1938 die Hirmer & Co. KG. Ein mündliches Agreement zwischen Fritz Bamberger und Hans Hirmer wird neben den offiziellen, für Fritz Bamberger - auf Druck der NS-Behörden - ungünstigen Verträgen getroffen. Hans Hirmer sagt zu, das Unternehmen treuhänderisch als „Sachwalter“ zu führen, so dass Bamberger eines Tages eine Rückkehr ermöglicht sein würde.
Am Samstag, 5. November 1938, eröffnet das Textilhaus unter dem neuen Namen Hirmer. Am 9. November bleibt das Haus in der Pogromnacht deswegen weitgehend verschont. Das Unternehmen von Fritz Bamberger wird „am 11.11.1938 für 31.10.1938 abgemeldet, da die Firma vom Nachfolger bereits übernommen ist“.
Fritz Bamberger dahingegen wird am 10. November – zusammen mit rund 1000 jüdischen Münchnern – als "Aktionshäftling" in das Konzentrationslager Dachau verschleppt, wo er einen Monat inhaftiert bleibt und am 10. Dezember 1938 entlassen wird.
Restitution an Fritz Bamberger in der Nachkriegszeit [Details ausgelassen]
Fred Bamberger verbleibt nach dem Vergleich in USA, er will nicht mehr in Deutschland leben. Das Verhältnis zwischen beiden Partnern bleibt zumindest geschäftlich schwierig, bis es 1951 – motiviert durch die Sorge hinsichtlich der finanziellen Altersvorsorge für die Familie seitens Fritz Bambergers – zu einer Abfindung in Höhe von 688.000 DM für Fritz Bamberger kommt, der damit auch rückwirkend zum Ende des Jahres 1950 aus der Firma ausscheidet. (...)
Fred Bamberger stirbt am 2. November 1976 im Alter von 91 Jahren in Los Angeles, Kalifornien. Seine Ehefrau Lotte Sophie stirbt dort im Alter von fast 102 Jahren. Das Ehepaar ist im Westwood Memorial Park in Los Angeles begraben.
Q: https://www.gedenken9nov38.de/bamberger/
Remarques
(RS) Vater Jakob Bamberger 1849–1918
Mutter Friederike gen. Frieda Bamberger geb. Strauss 1851–1907
Geschwister:
Heinrich Bamberger 1877–1934
Max Bamberger 1878–1928
Helene Hella Bamberger 1879–1943
Gustav Bamberger 1880–1942
Anna Bamberger 1881–1942
Ludwig Philipp Bamberger 1882–1942
Ehefrau Lotte Sophie Marie Bamberger geb. Krafft 1904–2006
Sohn Klaus Frank Bamberger 1926–2017
Tochter Lisbeth Bamberger 1931–