Erwin Schulhoff
Vita
(Mk) Schulhoff, Erwin 08.06.1894 Prag
StA: Tschecho-Slowakei
diss., ledig > verh., Komponist
v. Dresden
18.10.1920 Saargemünderstr. 37
01.01.1921 Scharnhorststr. 11
Verh. 06.08.1921 in Prag-Carolinental
10.01.1922 Berlin (Frau)
(W) Erwin Schulhoff (* 8. Juni 1894 in Prag, Österreich-Ungarn; † 18. August 1942 auf der Wülzburg / Weißenburg in Bayern) war ein deutschböhmisch-jüdischer Komponist und Pianist. Erwin Schulhoff gehört zu jenen Komponisten, die in Vergessenheit geraten sind, obwohl sie eine bedeutende Rolle in der Musikgeschichte einnahmen.
Erwin Schulhoff wurde 1894 als Sohn des jüdischen Wollwarenhändlers Gustav Schulhoff und der Tochter eines Konzertmeisters, Louise Wolff, sowie als Urgroßneffe des mit Chopin befreundeten Klavierkomponisten Julius Schulhoff in Prag geboren. Durch eine Empfehlung von Antonín Dvořák konnte er bereits siebenjährig den Klavierunterricht bei Jindrich Kaan aufnehmen und mit zehn Jahren ins Prager Konservatorium eintreten. Seine pianistische Ausbildung bei Willi Thern in Wien, Robert Teichmüller in Leipzig und Carl Friedberg und Lazzaro Uzielli in Köln verband der auch kompositorisch frühreife Knabe mit Studien bei Max Reger (1907–1910). (...)
1924 nach Prag zurückgekehrt, setzte er sich als Konzertveranstalter und Pianist rückhaltlos für die Wiener Schule ein und unternahm ausgedehnte Konzertreisen nach Salzburg, Venedig, Genf und Oxford mit Werken der damaligen Avantgarde. (...)
Schulhoff vertonte 1932 als Opus 82 das Manifest der Kommunistischen Partei in Form einer Kantate. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wandte er sich der kommunistischen Bewegung zu und konnte seine Karriere in Deutschland nicht fortsetzen. Seine Werke wurden als „entartete Musik“ gelistet und die für Berlin geplante Erstaufführung seiner Oper Flammen wurde verhindert. Die Aufführung seiner Werke in Deutschland wurde gänzlich verboten und in Prag konnte er sich mit Bearbeitungen für den Rundfunk nur noch den allernötigsten Lebensunterhalt verdienen. Von 1933 bis 1935 spielte er im Orchester von Jaroslav Ježek im Theater Osvobozené divadlo in Prag und bis zur Besetzung der Tschechoslowakei 1939 auch im Radio Ostrava. Nachher konnte er in Ostrau nur unter einem Pseudonym als Jazz-Pianist überleben.
In den 1930er Jahren vollzog Schulhoff eine künstlerische Wende. Hatte er sich noch in den 1920er Jahren auf die Adaption von Jazz-Rhythmen und Modetänzen mit traditionellen Musikformen und einer atonalen Harmonik verstanden, wandte sich das spätere Schaffen der Ästhetik des Sozialistischen Realismus zu. Er wollte für die kommunistische Weltrevolution kämpfen und mit seiner Familie in die Sowjetunion übersiedeln. Er schrieb Kampflieder und widmete Kompositionen spanischen Freiheitskämpfern. Nachdem er im Mai 1941 die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten und am 13. Juni die gültigen Einreisepapiere in Händen hatte, begann am 22. Juni der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. Tags darauf wurde Schulhoff in Prag interniert und in das Lager für Bürger anderer Staaten auf der Wülzburg bei Weißenburg/Bayern deportiert, wo er am 18. August 1942 an Tuberkulose starb
Q: https://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Schulhoff
siehe auch https://www.czech.wiki/wiki/Erv%C3%ADn_Schulhoff
(MiS) Im Frühjahr 1921 schreibt Schulhoff in Saarbrücken eine "Suite im neuen Stil" für Kammerorchester mit dada-Prolog (die Satztitel lauten: Ragtime, Valse, boston [sic], Tango, Shimmy, Step, Jazz).
S. 147-152, 201
Bemerkungen
(Mk) Ehefrau Alice Schulhoff geb. Libochowikova 21.07.1891 Saaz, diss.
(W) Vater Gustav Schulhoff
Mutter Louise Schulhoff geb. Wolff
Schwester Viola Schulhoff
(geni.com) Sohn von Gustav Schulhof und Louise Schulhof
Ehemann von Alice Schulhof
Vater von Petr Schulhoff 1922–1986
Bruder von Viola Schulhof und Jindřich Wolf Schulhof