Moritz Mansbach

Status:
Geschlecht:
männlich
Geburtsname:
Nicht bekannt
Genannt:
-
Alias:
-
Geburtsdatum:
31. März 1866
Geburtsort:
Wohnort:
Nicht bekannt
Ort der Schädigung:
Nicht bekannt
Todesdatum:
18. Juni 1956
Verstorben in:
Signatur LEA:
Ehepartner:
Hochzeit:
Nicht bekannt
Mutter:
Nicht bekannt
Vater:
Nicht bekannt
Geschwister:
Nicht bekannt
Kinder:
*Aufgrund rechtlicher Bestimmungen ausgeblendet

Vita

(GB-KA) Moritz Mansbach wurde am 31. März 1866 in Kassel als ältester Sohn des Religionslehrers und zeitweise als Zigarrenhändler tätigen Simon Mansbach (16. Februar 1820 - 12. Februar 1905) und der Hausfrau Minna Mansbach, geborene Blankenstein (16. Oktober 1818 - 8. Februar 1905) von insgesamt sechs Geschwistern geboren.
Bereits kurz nach Moritz’ Geburt zog die Familie nach Karlsruhe, weil Simon Mansbach hier die Stelle des Religionslehrers der orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft, die sich 1864 als Austrittsgemeinde verselbstständigt hatte, einnehmen konnte. Nach dem Adressbuch von 1869 wohnten sie zunächst im (inneren) Zirkel 24, anschließend im Zirkel 30. Die 1880 geborene Rahel Straus, geborene Goitein, Tochter des Rabbiners der orthodoxen Gemeinde, beschreibt den zu ihrer Zeit bereits betagten Religionslehrer Mansbach und seinen Unterricht in ihrer Autobiographie „Wir lebten in Deutschland“ ziemlich unvorteilhaft, als buckeligen, kleinen Mann, der schnell zeterte und oft züchtigte. Womöglich hat sie etwas übertrieben, wie viele Erwachsene, die den Unterricht ihrer Jugendzeit vor der Enkelgeneration abschreckend darstellen und damit kundtun, um wieviel leichter diese es in der Gegenwart hätten. Dennoch scheint es gerechtfertigt, sich Simon Mansbach als einen Vertreter der „alten Schule“ vorzustellen, ganz im Gegensatz zum Bestreben des Oberrats der Israeliten Badens am Ende des 19. Jahrhunderts, pädagogisch befähigte und umfassend gebildete Religionslehrer auszubilden.
Über die Jugendzeit von Moritz Mansbach und seinen Geschwistern ist nichts bekannt. Die Einhaltung der religiösen Gebote, wie das geringe väterliche Einkommen dürften das Leben bestimmt haben. Wie bei vielen Juden, so war auch bei den Mansbachs auf eine gehobene Ausbildung Wert gelegt worden. Moritz Mansbach besuchte die höhere Schule und absolvierte ein Studium der Zahnmedizin.
Am 15. Februar 1896 heiratete er standesamtlich in Karlsruhe die am 7. Juli 1876 in Niederhochstadt geborene Hermine Selma Wolff. Familie Wolff hatte bereits länger Wurzeln in dieser pfälzischen Gemeinde. Aber Alphons Wolff begab sich alsbald nach St. Wendel im preußischen Regierungsbezirk Trier, wo er 1878 ein Textilgeschäft begründete, das er zum größeren Kaufhaus Wolff in der Kelsweilerstraße 1 ausbaute. Die Familie gehörte zu den begütertsten jüdischen Familien in St. Wendel.
Moritz Mansbach war nach den Adressbüchern kurz vor der Eheschließung zunächst in der Lammstraße 5, anschließend in der Kaiserstraße 56, ab spätestens 1905 in der Kaiserstraße 82 wohnhaft.
Ab 1896, dem Jahr der Eheschließung, betrieb Moritz in Karlsruhe seine eigene Zahnarztpraxis. Die Zahnarztpraxis befand sich ab 1900 in der Kaiserstraße 121, was auch gleichzeitig die Melde- und Wohnadresse der Familie war. Nach nochmaligem Umzug in die Kaiserstraße 82, wurde die Zahnarztpraxis in dem 1905 neu errichteten Haus der Ritterstraße 6 eingerichtet. Moritz Mansbach war an der Errichtung dieses Hauses, das zu den markanten Karlsruher Wohnhäusern im Jugendstil zählt, als Bauherr aktiv beteiligt und nach erfolgreicher Komplettierung dessen Baus zusammen mit Hermine im Besitz einer Hälfte des Hauses. Die andere Hälfte gehörte Paula Bär (geb. Wolff), Hermines Schwester. Der vermögende Vater von Hermine Mansbach hatte offensichtlich mit höheren Beträgen zum Hauseigentum seiner Kinder bzw. des Schwiegersohnes beigetragen.
Das Haus der Ritterstraße 6 blieb bis zum 1. April 1939 zur Hälfte im Besitz der Mansbachs. Infolge der „Arisierung“ musste Moritz Mansbach seinen Anteil verkaufen. Das Haus wurde von Adolf Runck, einem Friseurmeister, erworben. Dem Ehepaar Mansbach blieb nur noch das Wohnrecht gegen Mietverrechnung von 90 RM monatlich bis zur Deportation am 22. Oktober 1940.
Moritz und Hermine Mansbach hatten zwei Kinder. Die erstgeborene Alice, geboren am 24 März 1897 in Karlsruhe, sowie den Sohn Erwin, geboren am 30. Juni 1902, ebenfalls in Karlsruhe. (...)
Am 22. Oktober 1940 wurden Moritz und Hermine Mansbach von Polizisten in ihrer Wohnung aufgesucht. Sie hatten zwei Stunden Zeit, um das wichtigste Hab und Gut zusammenzusuchen und die Ritterstraße 6 zu verlassen. Dabei durften sie maximal 100 kg Gepäck mitnehmen.
Eine dreitägige Fahrt führte sie zunächst in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich, wo Moritz nach einiger Zeit an Dysenterie, auch unter dem Namen Ruhr bekannt, erkrankte. Er und Hermine waren dort in verschiedenen, von einander getrennten Bereichen untergebracht. In den ca. drei Wochen bis Mitte November hatten sie nur zweimalig die Gelegenheit, miteinander zu sprechen.
In einer Postkarte an seinen Sohn Erwin teilte er ihm bereits am 2. November 1940 mit, dass sie dort in Frankreich „sehr bescheiden untergebracht“ sind. (...)
Am 20. März 1941 wurden Hermine und Moritz Mansbach in das ca. 180 Kilometer entfernte Camp de Récébédou bei Toulouse verlegt. Dies war ein Internierungslager, in dem vor allem Alte und Sieche untergebracht wurden.
Als ab Ende Juli 1942 die Deportationen in die Vernichtungslager begannen, war das Ehepaar nicht darunter. Es wurde stattdessen am 3. August 1942 in das Camp de Noé verlegt, ca. 20 Kilometer von Récébédou entfernt. (...)
Moritz Mansbach blieb allein zurück. Als die Transporte im Frühjahr 1943 wieder losgingen, von französischer Seite inzwischen mit etwas minderem Eifer und nun ohne Zuführung älterer Menschen über 65 Jahren, blieb er verschont. Am 17. April 1943 schreibt er über das Internationale Rote Kreuz eine Kurznachricht an den Sohn Erwin in Palästina: „"Euren l. Brief vom 10.4. erhalten. Bin noch gesund. Herzlicher Gruß euer Vater." Eine Zeile dieses Mitteilungsformulars war herausgeschnitten, vermutlich zensiert. Er gehörte schließlich zu denen, die vom Präfekten aus den Lagern entlassen wurden und unter Aufsicht in spezielle Altenzentren unter Überwachung kamen. So wurde Moritz Mansbach am 19. August 1943 nach Montélimar verbracht. Dort blieb er bis zur Befreiung am 28. August 1944 und darüber hinaus, was ein Ausweispapier belegt, welches als letztes Erneuerungsdatum den 10. April 1946 aufweist.
Vermutlich setzten sich seine Kinder ein. So konnte Moritz Mansbach schließlich nach Israel ausreisen, wo er in der Stadt Cholon lebte, die heute ein Vorort von Tel Aviv ist. (...)
Am 18. Juni 1956 verstarb Dr. Moritz Mansbach in Tel Aviv 90-jährig eines natürlichen Todes.
Q: https://gedenkbuch.karlsruhe.de/namen/2744

Bemerkungen

(RS) Vater Simon Mansbach
Mutter Mina Mansbach geb. Blankenstein
Ehefrau Hermina Selma Wolff 1876–1942
Tochter Alice Mansbach 1897–1975
Sohn Erwin Mansbach 1902–1948