Helma (Helene) Lützenburger (Kaub)

Status:
Überlebend
Geschlecht:
weiblich
Geburtsname:
Lützenburger
Genannt:
-
Alias:
Helene
Geburtsdatum:
01. März 1915
Geburtsort:
Wohnort:
Ort der Schädigung:
Todesdatum:
23. Dezember 2001
Signatur LEA:
11286, 14089, 14090, 14091
Ehepartner:
Hochzeit:
Nicht bekannt
Mutter:
Vater:
Geschwister:
Nicht bekannt
Kinder:
Nicht bekannt
*Aufgrund rechtlicher Bestimmungen ausgeblendet

Vita

(LEA) 1942 halbierte Rationen für die Tochter Helma, (...) 1945 Tochter im KZ Theresienstadt
14089 Kaub, Helma geb. Lützenburger, geb. am 01.03.1915, Jüdin, 05.03.1945 - 19.06.1945 KZ Theresienstadt
(ML) Helma Lützenburger
Geburtsdatum: 01.03.1915
Verfolgungsgrund: rassisch
Überlebt. (Bundesarchiv)
Aufenthalt: Deutsches Reich
Deportation 14.03.1945
(ML) Helene Lützenburger
01.03.1915 in Wiebelskirchen / Ottweiler / Rheinprovinz
"Rasse": NNJJ
Verfolgungsgrund: rassisch
17.05.1939 Stephanienstr. 2, Baden-Baden / Stkrs. Baden-Baden / Land Baden / Deutsches Reich
(RS) Heirat 11 Dec 1961

Bemerkungen

Vater Michael Eberhard August Lützenburger 05.09.1881 Leichendorf, Fürth, Bayern – 29.02.1948 Wiebelskirchen, Neunkirchen
[jüdische Mutter]
Mutter Fanny Lützenburger geb. Hayum 12.01.1873 Kirf, Trier-Saarburg – 20.09.1939 Wiebelskirchen, Neunkirchen
14089 Wohnort als Antragsteller Wiebelskirchen
(RS) Ehemann Walter Kaub – 1965

Biografie

(St-NK) Herr Lützenburger war evangelisch, Ehefrau Fanny war jüdischer Konfession. 1915 wurde Tochter Helma geboren, die ebenfalls im jüdischen Glauben erzogen wurde. (...)

Tochter Helma Lützenburger arbeitete als Hotelangestellte und als Haushaltshilfe in Bad Wildungen, Frankfurt und Baden-Baden. In der Reichspogromnacht war Fanny Lützenburger vorübergehend verhaftet worden. Der NSDAP Ortsgruppenleiter forderte danach die Familie auf, das Land zu verlassen. Wegen ihrer bescheidenen Lebensumstände war ihnen das jedoch nicht möglich. Im April 1939 enteignete das eigens für solche Zwecke eingesetzte Leihamt Mannheim der Familie die verbliebenen Schmuck- und Wertsachen gegen einen Spottpreis von 3.- RM. (...)

Da Fanny Lützenburger an einem Herzleiden erkrankte, sah sich die Tochter Helma genötigt, ihren Beruf aufzugeben und zu den Eltern zu ziehen. Die Lebensbedingungen verschlechterten sich noch mehr. Mit Einführung der Rationierung erhielten Fanny und Helma nur eine halbe Lebensmittelzuteilung, keine Fleischkarte, keine Zulagen. Herr Lützenburger teilte seine Ration mit seiner Familie. Einzelne Paketsendungen jüdischer Organisationen aus den Vereinigten Staaten mit Kaffee und Tabakwaren verhalfen der Familie zeitweise zu eingetauschtem Fleisch und anderen Lebensmitteln. Einige Mitbürger ließen den Benachteiligten heimlich ebenfalls etwas zukommen. Fanny Lützenburger zerbrach an den vielen Drangsalen; sie starb am 20. September 1939. Ab September 1941 musste Helma Lützenburger den Judenstern tragen. Sie durfte sich nur, oft geschmäht und angespien, innerhalb von Wiebelskirchen bewegen. (...)

August Lützenburger und Tochter Helma waren nun fast mittellos und die Tochter musste sich um den Vater kümmern. Noch am 5. März 1945, zwei Wochen vor der Befreiung des Saargebietes, wurde Helma von der Gestapo verhaftet. Zunächst in den Gefängnissen Neunkirchen, Sulzbach, Landstuhl und Neustadt festgehalten wurde sie am 11. März 1945 mit dem Transport Nr. 37- III/11 nach Theresienstadt verschleppt. Das KZ Theresienstadt, in Tschechien, nördlich von Prag, war in diesen Tagen der Endzeit des NS-Regimes völlig überfüllt. Die Verhältnisse waren unbeschreiblich. Beim Rückzug der Wehrmacht vor der Roten Armee räumte die SS die KZ in Polen und trieb die KZ-Überlebenden in unzähligen Todesmärschen nach Westen, viele davon nach Theresienstadt. Die meisten dieser Arbeitssklaven waren fast verhungert, viele litten unter Krankheiten, wie Flecktyphus. Viele kamen in Theresienstadt an, um dann dort zu sterben. Die üblichen Hungerrationen wurden noch kleiner, Medikamente oder medizinische Hilfe gab es nicht mehr; die hygienischen Bedingungen waren menschenunwürdig. Alle litten unter den sich immer stärker verbreitendem Ungeziefer wie Läuse, Flöhe und Wanzen usw. Nach ihrer Ankunft am 14. März 1945 wurde sie dort in einem Pferdestall untergebracht. Sie wurde einem Dachdecker zur Arbeit zugeteilt und musste Ziegelsteine und Zement schleppen. Wegen ihrer Unterernährung erlitt sie einen Schwindelanfall, der sie für drei Tage in das Lagerrevier brachte. Dort war sie später als Pflegerin tätig. Am 8. Mai 1945 erhielt sie ihre Freiheit. Sie verließ Theresienstadt am 11. Juni 1945 und kehrte am 21. Juni 1945 nach Wiebelskirchen zurück, wo sie auch weiterhin ihren Wohnsitz behielt. Herr Lützenburger hatte überlebt; es ist anzunehmen, dass Vater und Tochter zusammenlebten. Er verstarb am 29. Februar 1948 in Wiebelskirchen. Am 11. Dezember 1961 heiratete Helma in Neunkirchen Walter Kaub, der 1910 in Neunkirchen geboren wurde. Die Ehe war nur kurz, ihr Mann verstarb bereits am 26. November 1965. Helma Lützenburger, verh. Kaub, lebte bis zu ihrem Tod am 23. Dezember 2001 in ihrem Haus in Wiebelskirchen, Kuchenbergstraße 81.

Q: https://www.neunkirchen.de/fileadmin/user_upload/neunkirchen/40_Dateien-Hochladen/40_PDF-Flyer-Hochladen/Stolpersteine_2018.pdf