Glossar

Von Rabbi Hillel, einem großen jüdischen Gelehrten, der um die Zeitenwende zwischen dem 1. Jahrhundert vor Chr. und dem 1. Jahrhundert nach Chr. lebte, wird berichtet, dass ihm einmal ein Nichtjude die Frage stellte, ob er ihm die Lehre des Judentums erklären könne, solange er auf einem Bein stünde. Hillel antwortete: „Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht; das ist die ganze Gesetzeslehre, alles andere ist nur die Erläuterung, gehe und lerne sie.“

A

Aaron Hakodesch: hebr. Bezeichnung für den Tora-Schrein in einer Synagoge. Darin werden die Torarollen verwahrt. Er befindet sich an der Ostwand des Raumes in deren Richtung gebetet wird. Er wird von einem davor hängenden bestickten Vorhang, dem Parochet,  geschützt.

Abendgebet: siehe Maariw

Achtzehnbittengebet: siehe Schemone Esre

Adar: Der sechste Monat des jüdischen Kalenders, er entspricht etwa den Monaten Februar/März im gregorianischen Kalender.

Aggada: hebr. Sammelbegriff für den nichtreligionsgesetzlichen Teil des Talmud und des Midrasch, der nicht zur Halacha gehört; enthält Geschichten, Auslegungen, Anekdoten, biblische Kommentare.

Aguna: hebr. „gebunden“, „angekettet“. Eine religiös verheiratete Frau, die von ihrem Ehemann zwar getrennt ist, aber nicht religiös wieder heiraten kann, weil ihr Ehemann entweder spurlos verschwunden oder ohne Zeugen verstorben ist bzw. sich weigert, ihr den Scheidungsbrief auszuhändigen.

Akeda: hebr. „Bindung“. Im Judentum spricht man über die biblische Episode lieber von der Fesselung Isaacs auf dem Scheiterhaufen, denn von seiner „Opferung“ durch Abraham, die ja durch das Eingreifen eines Engels gar nicht stattgefunden hat. (1. Buch Moses 22,9-12)

Akiba ben Josef: Auch Rabbi Akiba, 50 bis 135 nach Chr., Märtyrer unter Hadrian nach dem Aufstand unter Bar Kochba. Er leitete eine eigene Schule in Bene Beraq. Er systematisierte die Schriftauslegung in Midrasch Halachot und Midrasch Aggadot. Seine Überlieferungen bildeten den Grundstock der Mischna. Er gilt auch als bedeutender Mystiker.

Alexander: Geläufiger nichtbiblischer jüdischer Männervorname bzw. auch Familienname nach Alexander dem Großen. Die veränderte Form „Sender“ findet man ebenfalls sowohl als Vor- wie auch als Nachname.

Alija: „Aufstieg“: 1) A. zur Tora: sog. Aufruf zur Toralesung in der Synagoge (Alija la Tora). 2) Einwanderung von Juden aus der Diaspora nach Israel zum ständigen Verbleib.

Die wörtliche Übersetzung des Begriffs spiegelt einen Grundsatz der zionistischen Ideologie: Immigration als ethische Erhebung der Persönlichkeit und Erfüllung eines Ideals.

Almemor: (ursprüngl. arabisches Wort) Bei den aschkenasischen Juden Bezeichnung für die Bima (siehe dort). Tisch auf dem die Tora bei der Vorlesung liegt. In orthodoxen Synagogen befindet er sich meist auf einem Podest erhöht in der Mitte des Raumes, in Reform-Synagogen im vorderen Bereich des Raumes gegenüber dem Aron Hakodesch.

Am Jisrael: hebr. „Das Jüdische Volk“.

Amida: hebr. „stehend“. Eine der Bezeichnungen für das Achtzehnbittengebet, das wichtigste Gebet im jüdischen Gottesdienst.

Aramäisch: Dem Hebräischen verwandte Sprache der nordwestsemitischen Sprachgruppe, seit dem 1. Jahrhundert vor Chr. belegt. Der Babylonische Talmud und einige heute noch gesprochenen jüd. Gebete, wie das Kaddisch und Teile der Pessach-Hagada, sind in Aramäisch verfasst.

Arawot: hebr. Bachweidenzweige. Bestandteil des Feststraußes am Laubhüttenfest.

Arba Kanfot: siehe Tallit katan

Aschkenas: Im Mittelalter wurde A. die geläufige hebräische Bezeichnung für Deutschland und Nordostfrankreich.

Aschkenasen: Als A. (hebr. Aschkenasim), vom rabbinischen Hebräisch Aschkenas für Deutschland abgeleitet, bezeichnet man Juden, die in Mittel- und Osteuropa leben oder ursprünglich daher stammen. Die Juden aus Aschkenas gründeten ab dem 13. Jahrhundert auch Gemeinden in Osteuropa, weshalb die Tradition dieser Regionen ebenfalls als aschkenasisch bezeichnet wird. (Siehe auch Aschkenas, Jeckes u. Sefarden)

Auferstehung: Das Verständnis vom Leben nach dem Tod ist im Judentum unterschiedlich. Früher ging es vor allem um die Frage, ob nur der Geist oder auch der Körper einst auferstehen wird. Heute spricht man eher vom „Weiterwirken“ der guten Taten eines Menschen über seinen Tod hinaus.
In der Orthodoxie ist der Glaube an ein Leben nach dem Tod von großer Bedeutung, wenn auch die Definition, wie dieses Leben aussehen wird, nicht überall gleich ist. Im Reformjudentum spricht man dagegen ausschließlich von einem Weiterleben der Seele und Feuerbestattungen sind erlaubt.
In der Tora lässt sich zur Auferstehung nach dem Tod kein genauerer Hinweis finden.
Aufruf (zur Toralesung): Am Schabbat und an Feiertagen wird im Morgengottesdienst der jeweilige Wochenabschnitt aus der Tora verlesen. Einzelne Mitglieder der Betergemeinschaft werden zu einzelnen Abschnitten der Lesung aufgerufen und sprechen die Segenssprüche vor und nach der Verlesung. 

Aw: Der elfte Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten Juli/August im gregorianischen Kalender.

 

B

Baal Keria: siehe Baal-Kore

Baal-Kore: hebr. Umgangssprachliche Bezeichnung für einen Baal keria „Meister des Lesens“, eine Person (Gemeindemitglied), die sich besonders gut mit der (Vor-)Lesung aus der Tora auskennt, nicht nur den hebräischen Text fehlerfrei lesen kann, sondern auch mit den Te’amim, den Zeichen für die Kantilation und allen Vorschriften, die die öffentliche Toralesung betreffen, gut vertraut ist, auch mit besonderen Segenssprüchen, die Aufgerufene nach ihrem Abschnitt gegen eine Spende evtl. erbitten und die mit der regelmäßigen wöchentlichen Lesung in einer Synagoge betraut ist.

Baal-Tefila: hebr. „Meister des Gebets“. Bezeichnung für einen Vorbeter im Unterschied zu einem Chasan/Kantor.

Baal-Tekia: hebr. „Meister des Blasens“. Bezeichnung für eine Person, die gut aus einem Schofar, dem zeremoniellen Widderhorn, blasen kann, die Tonabfolgen kennt und die damit in einer Synagoge für die Gottesdienste an den Hohen Feiertagen Rosch Haschana und Jom Kippur, an denen das Schofar geblasen wird, betraut ist.

Babylonischer Talmud: siehe Talmud

Bar: aramäisch „Sohn von...“.

Bar Mizwa: „Sohn des Gebots“. Bezeichnung für einen jüdischen Knaben, der mit Vollendung des 13. Lebensjahres im religiösen Sinne volljährig und gebotspflichtig geworden ist. Auch die dazugehörige Feier wird so genannt. Vor seinem 13. Geburtstag erhält er Unterricht bei einem Rabbiner. Anschließend wird er aufgerufen, die Segenssprüche über der Tora zu sprechen. Dies geschieht an einem der Tage direkt nach dem Geburtstag, an denen die Tora gelesen wird, also Montag, Donnerstag oder Samstag. Der Vater befreit sich durch einen besonderen Segensspruch von der Verantwortung für seinen Sohn. Von nun an ist der Junge selbst für seine Taten oder Sünden verantwortlich und nimmt als gleichberechtigtes Mitglied am öffentlichen religiösen Leben der Gemeinde teil. Er wird zum Quorum (minjan), das für die Abhaltung eines öffentlichen Gottesdienstes benötigt wird, mitgezählt (hierzu müssen zehn erwachsene jüdische Männer anwesend sein).

Während der gleichnamigen Feier in der Synagoge liest der Bar-Mizwa-Junge im Rahmen der Toralesung einen Toraabschnitt vor und hält üblicherweise eine Ansprache an die Gemeinde, in welcher er seinen Eltern und seinem Religionslehrer für die genossene jüdische Erziehung dankt und verspricht, ein aktives Gemeindemitglied zu werden. Die sich an den Gottesdienst anschließende gesellige Feier ist Anlass, den Jungen zu beschenken.

Bassari: hebr. Bezeichnung für fleischige Lebensmittel und Speisen.

Bat: hebr. „Tochter von ...“.

Bat Mizwa: „Tochter des Gebots“. Bezeichnung für ein jüdisches Mädchen, das mit Vollendung des 12. Lebensjahres religiös volljährig wird sowie auch für die in den letzten Jahrzehnten ähnlich der Bar-Mizwa der 13-jährigen Knaben für Mädchen neu geschaffene Feier. Mädchen sind nach jüdischer Tradition bereits mit Vollendung des zwölften Lebensjahres religionsmündig. Daher wird die Feier bereits in diesem Alter begangen, entweder am Schabbat, der dem 12. Geburtstag folgt oder in einer gemeinsamen Feier für alle Mädchen eines Jahrgangs am Feiertag „Schawuot“. Während in orthodoxen oder traditionellen Gemeinden die Bat-Mizwa eher als Konzession an die Gleichberechtigung der Geschlechter, denn als religiös bedeutsamer Akt gesehen wird, hat die Bat-Mizwa im liberalen und Reformjudentum einen weit höheren religiösen Stellenwert.

Bechor: hebr. „Erstgeborener“.

Ben: hebr. „Sohn von…“.

Bentschen: jidd. das Birkat hamason, das Nach-Tisch-Gebet sprechen bzw. Bezeichnung für dieses Gebet.

Beracha: (plur. Berachot) Segens- oder Dankesformel für den Gottesdienst oder privaten Gebrauch. In der Regel in der Form: „Gesegnet seist du, unser Gott, König der Welt, der du uns befohlen hast…“

Besamim-Büchse: Büchse zum Aufbewahren der wohlriechenden Gewürze für die Hawdala-Zeremonie am Schabbat-Ausgang.

Bet ha-Knesset: hebr. Haus der Versammlung. Bezeichnung für die Synagoge bes. in Israel.

Bet ha-Mikdasch: hebr. Der Tempel in Jerusalem. Auf dem Berg Moria in Jerusalem, den sein Vater König David zu diesem Zweck erworben hatte, erbaute König Salomon im 10. Jhdt. vor Chr. den ersten jüdischen Tempel. Die Arbeiten dauerten sieben Jahre und es entstand ein Prachtbau (27 m x 9 m x 13,5 m hoch), in dem das Allerheiligste, die Bundeslade, der Räucheraltar und der goldene siebenarmige Leuchter sowie zahlreiche andere Kultgegenstände, die Salomon hinzugefügt hat, untergebracht waren. Dieser erste Tempel wurde 586 vor christl. Zeitrechnung durch Nebukadnezar zerstört. Von Esra und Nechemia wurde er wieder aufgebaut und 516 vor Chr. eingeweiht. Dieser zweite Tempel wurde durch Herodes erneuert und vergrößert, jedoch 70 n. Chr. von Titus und seinen römischen Truppen zerstört.

Bet Din: hebr. Rabbinisches Gericht. Es entscheidet nach jüdischem Recht, z. B. über Aufnahmen ins Judentum, familienrechtliche Fragen (u. a. Ehescheidungen) oder als Schiedsgericht.

Bet Olam: hebr. Eine der jüdischen Bezeichnungen für den Friedhof.

Beten: Das jüdische Gebet kann man mit „beten“ nur unzureichend beschreiben. Beten kommt von „bitten“ und im jüdischen Gebet wird nicht um etwas gebeten, sondern es werden festgeschriebene Texte gesagt bzw. gesprochen. Der jüdische Synagogengottesdienst ersetzt das Opfer, seit der Tempel zerstört wurde, es hat keinen Mitteilungscharakter an G-tt. Man „betet“ also nicht, sondern man „sagt“, man davenet. Die meisten Gebete des Judentums enthalten Lobpreisungen, aber keine Bitten, vor allem keine persönlichen Bitten. Eine sehr bekannte Ausnahme bildet das Achtzehn-Bitten-Gebet, in dem es aber nicht primär um Bitten für den Betenden selbst geht, vielmehr um Bitten für die Gemeinschaft.

Bikkur Cholim: hebr. Krankenbesuch.

Bima: hebr. „Pult“, „Podium“. Der erhöhte Platz mit Lesepult für die Vorlesung der Tora in der Synagoge. Je nach Ausrichtung der Gemeinde bzw. der Synagoge befindet sich die Bima in der Mitte des Raumes (orthodoxe Synagogen) oder im vorderen Bereich (Reformjudentum).

Birkat ha-Chodesch: hebr. Segensspruch für den neuen Monat.

Birkat ha-Gomel: hebr. Segensspruch nach Errettung aus Lebensgefahr.

Birkat ha-Mason: hebr. Tischgebet.

Birkat Schehechejanu: Dankspruch für das Erleben der Stunde.

Blut: Juden ist es strengstens untersagt, Blut zu verzehren. Die koschere Küche hat daher  besondere Methoden mit wiederholtem Salzen und Waschen entwickelt, um dem Fleisch auch noch den letzten Tropfen Blut vor dem Verzehr zu entziehen (siehe auch Koscher).

Bracha: plur. Brachot, hebr. Segen, Segensspruch, Benediktion.

Brit: hebr. siehe Bund

Brit Mila: „Bund der Beschneidung“. Die rituelle Beschneidung eines männlichen Säuglings am achten Tag nach seiner Geburt. Sie bestätigt die Aufnahme in den Bund Abrahams.

Bundeslade: Das Behältnis im ersten Tempel zu Jerusalem, das die Gesetzestafeln enthielt. Es war das heiligste Kultgerät  und wurde 586 vor Chr. vernichtet. Heute entspricht dem in den Synagogen der Toraschrein.

 

C

Chabbad: Abkürzung für Chochma, Bina, Da’at („Weisheit, Intelligenz, Wissen“), Chassidische Bewegung, die im späten 18. Jahrhundert in Weißrussland gegründet wurde und bis heute existiert.

Chag:  hebr. Fest.

Chag Sameach: Begrüßungsformel zu den Feiertagen – „Frohes Fest”.

Chaj: hebr. Leben; auch Bezeichnung für ein  Schmuck-Amulett mit diesem Zahlenwert. Als Trinkspruch sagen Juden „Le-Chajim“, „zum Leben“.

Chalaw: hebr. Milch.

Chalawi: In der koscheren Küche Bezeichnung für milchige Lebensmittel oder Speisen.

Challah, Challoth: Schabbatbrot/e für den Schabbat oder Feiertage, sie sind meist mit Mohn oder Sesam bestreut und zu Zöpfen geflochten. Die Challot, die immer paarweise auf den Tisch kommen, symbolisieren die zwei Reihen Schaubrote, die im Tempel lagen. Eine andere Überlieferung sagt, dass die beiden Brote daran erinnern sollen, dass Gott beim Auszug aus Ägypten am sechsten Tag doppelt so viel „Manna“ vom Himmel regnen ließ, als an den anderen Wochentagen, am Schabbat aber nichts. So reichte das „Manna“  für zwei Tage und am Schabbat sollte niemand auf das Feld gehen, um Brot zu sammeln.

Chalah Hebe: Eine Portion Teig, welche von Brot oder anderen Teigwaren abgesondert und verbrannt wird und ursprünglich dem Kohen gegeben wurde.

Challa nehmen: Bezeichnung des Gebots, bei der Zubereitung der Challot ein Stückchen des Teigs zu verbrennen.

Chametz: Gesäuerte Speisen, dürfen an Pessach nicht gegessen werden.

Chanukka: „Einweihung“. Achttägiges Fest, zur Erinnerung an die Wiedereinweihung des Tempels unter Judas Makkabäus im Jahr 165 vor Chr. Chanukkah ist ein Lichterfest, das auf die rabbinische Zeit zurückgeht, es hat also seinen Ursprung nicht in der Tora. Die Geschichte ist in den Apokryphen Makkabäer I und II nachzulesen.
Im Jahr 168 v. d. Z. sprach der Seleukidenkönig Antiochus IV ein Beschneidungsverbot aus und versuchte, die Juden zum griechischen Polytheismus zu zwingen. Der Priester Mattathias und sein Sohn Judas Makkabäus führten drei Jahre lang den jüdischen Aufstand gegen die Seleukiden, nachdem diese eine Zeusstatue in den Tempel gestellt und ihn hiermit entweiht hatten. Die Juden kämpften drei Jahre lang im Untergrund um ihre Heimat und ihren Tempel. Im Jahr 165 v. d. Z. siegten sie gegen Antiochus und konnten den inzwischen geplünderten Tempel wieder herrichten und neu einweihen. Sie feierten acht Tage lang. Der Legende nach hatten sie zu wenig geweihtes Öl, um das Licht im Tempel länger als einen Tag zu unterhalten. Überraschenderweise brannte aber das Licht acht Tage lang. Zentrales Motiv dieser Festtage ist heute das Anzünden von Kerzen an jedem Abend - eine Kerze am ersten Abend, zwei am zweiten und so fort, bis am letzten Tag alle Kerzen brennen.

Chanukkia: Chanukka-Leuchter. Der während des Chanukka-Festes verwendete besondere Leuchter mit acht Brennstellen für Öl oder Kerzen und einer neunten, genannt „Schamasch“ (Diener), die nur zum Anzünden der Lichter dient. Die Chanukkia ist nicht zu verwechseln mit der siebenarmigen Menora.

Charosset: Eine Mischung aus geriebenen Nüssen und Äpfeln, Wein und Zimt als Sinnbild für den Mörtel, den die Juden für den Pharao während ihrer Knechtschaft in Ägypten herstellen mussten. In diese Mischung werden bittere Kräuter (u. a. Meerrettich zum Gedenken an die Knechtschaft) am Sederabend des Pessachfestes getaucht und gegessen.

Chasan: Vorbeter, Kantor, in der Synagoge; auch als Schaliach Zibur, „Gesandter der Gemeinde“, bezeichnet; er wendet sich im Namen der Gemeinde während des Gottesdienstes an Gott. Dies ist nicht zu verwechseln mit einem „Mittler“ zwischen Gott und den Menschen, wie er im christlichen Priestertum gesehen wird.

Chassid: (plur. Chassidim), „fromm“. Schon zur Zeit der Makkabäer im 2./1. Jahrhundert vor Chr. nannte sich eine religiöse Richtung Chassidim. Im 18. Jahrhundert bezeichnet der Chassidismus eine religiöse Erneuerungsbewegung, die in Osteuropa entstand und eine volkstümliche, verinnerlichte Frömmigkeit vertrat. Auch Bezeichnung für ein Mitglied einer solchen pietistischen Bewegung im heutigen Judentum.

Chatan: Bräutigam bei einer Trauung (siehe auch Kalla).

Chatan Bereschit: hebr. „Bräutigam des Anfangs“: Derjenige, der am Fest der Torafreude Simchat Tora die Ehre erhält, der Vorlesung des ersten Abschnitts der Genesis beizuwohnen.

Chatan Tora:  hebr. „Bräutigam der Tora“: Derjenige, der am Fest der Torafreude (Simchat Tora) die Ehre erhält, der Vorlesung des letzten Abschnitts des 5. Buches Mose beizuwohnen.

Cheschwan: Zweiter Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten Oktober/November. Wegen des Fehlens freudiger Feste wird dieser Monat auch Marcheschwan, der „bittere“ Cheschwan, genannt.

Chewra Kaddischa: Ehrenamtlich tätige Beerdigungsbruderschaft, die mit der rituellen Waschung, Einkleidung und Einsargung der Toten betraut ist.

Chol ha-Moed: Halbfeiertag (z. B. die mittleren Tage von Pessach und Sukkot).

Chukim: Gebote der Tora, deren Sinn wir mit unserer begrenzten menschlichen Auffassungsgabe nicht erkennen können. Z. B. das Verbot ein Kleid aus gemischtem Gewebe zu tragen (s. Schattnes).

Chumasch: hebr. Pentateuch, der Text der Fünf Bücher Mose in Buchform. Manchmal enthalten Chumaschim neben dem hebräischen Wortlaut auch eine Übersetzung in der Landessprache und auch noch die Abschnitte der Lesungen aus den Propheten (Haftarot).

Chupa: hebr. Hochzeits- oder Traubaldachin, unter dem die religiöse Hochzeitszeremonie vollzogen wird. Gleichzeitig auch Bezeichnung für die Hochzeitszeremonie.

 

D

Dajan: Richter, Mitglied eines rabbinischen Gerichts.

Davidstern: siehe Magen David

Diaspora: griech. „Zerstreuung“. Bezeichnung für die jüdische Bevölkerung, die außerhalb des Landes Israel lebt. Diaspora bezeichnet zudem auch die Orte, an denen Juden außerhalb Israels leben.

Din: hebr. Säkulares oder religiöses Gesetz, rechtliche Entscheidung.

Drei Wochen: Die Zeit zwischen dem 17. Tammus und dem 9. Aw im jüdischen Kalender. Es sind Tage der Trauer über die Zerstörung des Jerusalemer Tempels. Observante Juden schneiden sich in dieser Zeit nicht die Haare und rasieren sich nicht; Hochzeiten werden nicht veranstaltet, neue Wohnungen nicht bezogen und es werden keine neuen Kleider gekauft oder getragen. Vom 1. bis zum 9. Aw wird, mit Ausnahme von Schabbat, kein Fleisch und kein Wein genossen.

Dreizehn Glaubensartikel:  Moses Maimonides (1135 oder 1138-1204) fasste in seiner Einleitung zum Mischna-Traktat „Sanhedrin“ die jüdische Lehre in 13 Glaubensartikeln zusammen, die als Glaubensbekenntnis Eingang in die jüdischen Gebetbücher gefunden haben.

 

E

Egalitärer Minjan: siehe Minjan

Einheitsgemeinde: Bezeichnung für jüdische Religionsgemeinden im deutschsprachigen Raum, deren Ritus ein Kompromiss zwischen Orthodoxie und liberaleren Strömungen darstellt.

El Male Rachamim: hebr. „Gott voller Erbarmen“. Gebet für Verstorbene, das bei Beerdigungen oder beim Jahresgedächtnis gesprochen wird. Es wird in einer erweiterten Version, welche die Namen der Konzentrationslager auflistet, insbesondere auch bei Holocaust-Gedenkveranstaltungen feierlich vorgetragen. Entstanden ist das Gebet im Mittelalter zum Gedenken an die Opfer der Kreuzzüge.

Elul: Der zwölfte Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten August/September.

Eretz Israel: Das „Land Israel“, seit der Zeit des zweiten Tempels Name für das verheißene Land.

Etrog: Eine Varietät der Zitronatzitrone, die am Laubhüttenfest (Sukkot) für den Feststrauß benötigt wird.

 

F

Feiertage: Die Namen der jüdischen Feiertage lauten: Schabbat, Rosch-ha-Schana, Jom Kippur, Sukkot, Hoschana Rabba, Schmini Azeret, Simchat Tora, Chanukka, Tu-biSchwat, Purim, Pessach, Schawuot, Tischa beAw. Wegen der Orientierung des jüdischen Kalenders am Lauf des Mondes fallen die jüdischen Feiertage immer wieder auf andere Kalendertage des gregorianischen Kalenders.

Feststrauß: Der für das Laubhüttenfest (Sukkot) benötigte symbolische F. besteht aus einem jungen Palmzweig (Lulaw), zwei Myrtenzweigen (Hadassim) und drei Bachweidenzweigen (Arawot).

Fische: Sie gelten nur dann als koscher, wenn sie Schuppen und eine Schwanzflosse haben. Daher sind beispielsweise Aal, Rochen, Seeteufel usw. verboten.

Fleisch: Fleischnahrung ist im Judentum grundsätzlich erlaubt, jedoch nur von bestimmten Tieren  (s. Koscher).

Fleischig: In der koscheren Küche Bezeichnung für Gerichte, die Fleisch oder Derivate davon enthalten.

 

G

Gabbai: hebr. Bezeichnung für den Laienvorsteher einer Synagoge (nicht der Gemeindevorstand!), dessen Ehrenamt in der Unterstützung des synagogalen Betriebes besteht, insbesondere ist er für die Verteilung der Aufrufe zur Toralesung zuständig.

Galut: „Exil“. Bezeichnung für die Lage der Juden in der Diaspora.

Gebet: Im Judentum wird drei Mal täglich gebetet (morgens, nachmittags und abends). Das Nachmittagsgebet wird aus praktischen Gründen oft kurz vor dem Abendgebet verrichtet und bildet so eine Einheit mit diesem.

Gebetsrichtung: siehe Misrach

Geflügel: Die Tora macht keine Angaben über die Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Vögeln, sondern spezifiziert 24 Arten, die erlaubt sind. Dazu zählen Huhn, Truthahn, Gans, Ente und Taube. Später haben die Rabbinen auch Wachteln erlaubt. Geflügel gilt als „Fleisch“ für die Beachtung der Kaschrutvorschriften in Bezug auf Milchiges.

Gemara: hebr. „Vollendung“. Erläuterung und Erörterung der Mischna.  Mischna und Gemara zusammen bilden den Talmud.

Genisa: hebr. „Aufbewahrungsort“. Ablageort an dem unbrauchbar gewordene Torarollen, Gebetbücher, Schriftstücke, Abhandlungen usw. oder Teile davon, auf denen einer der Gottesnamen auf Hebräisch oder Aramäisch geschrieben steht (sogar wenn er in einer anderen Sprache transkribiert ist) würdevoll aufbewahrt werden. Es kann sich um ein speziell dafür ausgehobenes Grab auf einem Jüdischen Friedhof handeln, oder um einen besonderen Raum in oder bei einer Synagoge. Die bekannteste Genisa ist diejenige der Synagoge von Fostat (Kairo), die 1753 entdeckt wurde und für historische Studien sehr wertvolles Material enthielt.

Geschlechtertrennung: Bei Gottesdiensten sitzen in einer orthodoxen Synagoge die Frauen getrennt von den Männern auf der Empore/Frauengalerie oder auf den Seiten etwas erhöht und in beiden Fällen hinter einem Sichtschutz. Es soll dadurch verhindert werden, dass die Männer während des Gottesdienstes die Frauen betrachten können, was die Würde des Ortes und das Gebet beeinträchtigen könnte.

Gesetzestafeln: Zwei steinerne Tafeln mit dem Text der Zehn Gebote, die am Sinai Moses von Gott übergeben wurden.

Get: Der Scheidebrief bei einer religiösen Scheidung.

Ghetto: ital. Der ummauerte besondere Stadtteil in Venedig, in dem ab 1516 die jüdische Bevölkerung gezwungen wurde zu leben, später allgemein Stadtviertel in verschiedenen europäischen Städten, in dem Juden freiwillig oder meist gezwungenermaßen lebten. Die Ghettos verschwanden in Europa nach der Emanzipation im 18./19. Jahrhundert, wurden jedoch von den Nazis wieder eingeführt, um die Juden vor der Deportation in die Konzentrationslager zusammenzupferchen.

Gijur: Aufnahme von Nichtjuden/Nichtjüdinnen ins Judentum.

Gola: hebr. Synonym von Diaspora (s. Galut).

Goy: (plur. Goyim) wörtlich „Volk“ oder „Nation“. Bezeichnung für Nichtjuden.

 

H

Hachnasat Orchim:  wörtlich: „Gäste hereinbringen“. Gebot der Gastfreundschaft, Alleinstehende oder arme Menschen besonders zum Schabbatmahl oder an Feiertagen zum Essen zu sich nach Hause einzuladen.

Hadass: hebr. Myrte. Bestandteil des Feststraußes für das Laubhüttenfest.

Haftara: hebr. „Abschluss“. Bezeichnung für die öffentliche Lesung aus den Propheten beim Schabbatgottesdienst und an Feiertagen im Anschluss an die Lesung aus der Tora.

Haggada schel Pessach: „Erzählung von Pessach“. Die Haggada schel Pessach nimmt innerhalb der Aggada einen besonderen Stellenwert ein. Nach Exodus 13,7f ist ein Familienoberhaupt zur Weitergabe der Tradition durch die Erzählung des Auszugs aus Ägypten und der Befreiung aus der Knechtschaft alljährlich am Sederabend von Pessach verpflichtet. Die Erzählung des Pessachereignisses erfuhr im Lauf der Zeit zahlreiche Zusätze und Ausschmückungen aus Mischna und Midrasch sowie durch Legenden, Erzählungen, Benediktionen, Lieder und volkstümliche Stoffe. Haggada schel Pessach oder umgangssprachlich nur Haggada ist auch die Bezeichnung für das Buch, welches meist mit Illustrationen und Übersetzungen in der Landessprache den vollständigen Text des Rituals für den Sederabend enthält.

Halacha: hebr. „gehen”, „wandeln”. Allgemeiner Begriff, der das gesamte System der Religionsvorschriften des Judentums umfasst,  also die Ge- und Verbote der schriftlichen und der mündlich überlieferten Tradition bis auf die Gegenwart. Auch Bezeichnung für eine einzelne Entscheidung aus dem Gesetzeskodex.

Halachisch: Religionsgesetzlich.

Haschgacha: Aufsicht über die vorschriftsmäßige Zubereitung von koscheren Speisen.

Hawdala: „Unterscheidung“, „Trennung“. Der Begriff bezeichnet die Zeremonie am Ende des Schabbats oder eines Festtags, um die „Unterscheidung“ zwischen dem heiligen Festtag und dem profanen Werktag bewusst zu machen. Es werden der Weinsegen über einen bis zum Überlaufen gefüllten Becher Wein und Segenssprüche über wohlriechende Gewürze sowie über das Licht einer geflochtenen Kerze mit mehreren Dochten gesprochen. Die Hawdalakerze ist geflochten und hat mehrere Dochte, damit sie ein besonders helles Licht gibt. Ein Zeichen dafür, dass der kommende Tag der ist, an dem Gott das Licht schuf.
Die Gewürze werden in besonderen Büchsen, den „Besamim-Büchsen“ aufbewahrt. Ihr Duft soll über die Trauer wegen des scheidenden Schabbat hinwegtrösten. Nach den Segenssprüchen wird etwas Wein auf ein Tablett oder einen Teller gegossen und die Kerze darin ausgelöscht. Damit ist der Ruhetag abgeschlossen und der neue Alltag beginnt. Die an der Zeremonie Anwesenden wünschen sich gegenseitig „Schawua tow“, eine „gute Woche“.

Hawdala-Kerze: Zur Zeremonie der Hawdala wird eine besondere mehrdochtige geflochtene flache Kerze verwendet. In Ermangelung einer solchen werden zwei einfache Kerzen derart zusammengehalten, dass ihre beiden Flammen zu einer einzigen vereint sind.

Hechscher (hebr. plur. Hechscharim): Unter Hechscharim versteht man die Kennzeichnung von Lebensmitteln, die als koscher gelten. Je nach Orthodoxie gibt es verschiedene Kaschrut-Abstufungen, daher existieren ebenso verschiedene Grade von Hechscharim. Meist wird auf den Verpackungen gekennzeichnet, unter wessen Aufsicht der jeweilige Artikel hergestellt oder geprüft wurde. Die Autorität des Rabbiners spielt dabei für bestimmte jüdische Kreise eine sehr wichtige Rolle. „OU“ steht dabei beispielsweise für die „Orthodox Union“.

Heirat: siehe Hochzeit

Hochzeit: siehe auch „Chuppa“. Die jüdische religiöse Heirat ist hinsichtlich ihrer Form und der mit ihr verbundenen Bräuche vor allem eine festlich gestaltete Rechtshandlung (Baldachin, Trauzeugen, Ketuba, Zerbrechen eines Glases usw.).

 

I

Ijar: Der achte Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten April/Mai.

Israel: 1) Name Jakobs, den er von Gott erhielt, mit der Bedeutung „Der mit G-tt ringt“. 2) Das Volk Israel, d.h. die Juden, unabhängig davon, wo sie leben. 3) Das Land Israel als nationaler und als geografischer Begriff.

Israeli: Staatsbürger Israels. Unabhängig von jedweder Religionszugehörigkeit (kann z. B. Christ, Muslim, Jude, Buddhist, Atheist usw. sein oder gar keiner Religion angehören).

Israelisch: Das Adjektiv bezieht sich auf das Land Israel (z. B. israelischer Staatsbürger, israelische Fahne).

Israelit: Synonyme Bezeichnung für Jude.

Israelitisch: Synonym für jüdisch (z. B. israelitischer Friedhof). Wichtig: Das Adjektiv ist zu unterscheiden von „israelisch“, was nur auf das Land Israel Bezug nimmt.

 

J

Jad: hebr. „Hand“, Torazeiger. Zeigegerät als Hilfsmittel für die Toralesung. Es hat die Form eines Stabes mit einem Knauf an einem Ende und einer kleinen Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger am anderen. Am Knauf ist eine Kette befestigt, mit der das Jad an der wieder zusammengerollten Tora aufgehängt werden kann. Ein Jad ist Bestandteil des Toraschmuckes und ist gewöhnlich aus versilbertem Metall oder aus reinem Silber kunstvoll gefertigt.

Jahrzeit: jidd. Jahresgedächtnis am Todestag von Verwandten (nach hebräischem Kalenderdatum). Man zündet ein Seelenlicht an, besucht das Grab und sagt besondere Gebete.

Jamim HaNora’im: Die zehn Tage zwischen Rosch Ha-Schana und Jom Kippur sind bekannt als „die zehn Tage der Buße”, die „ehrfurchtgebietende Tage” genannt werden. Nach jüdischer Tradition werden in dieser Zeit die Völker und Nationen für ihre Taten während des vergangenen Jahres zur Rechenschaft gezogen. Gläubige Juden unterziehen sich in dieser Zeit einer besonderen inneren Prüfung und bemühen sich um eine Aussöhnung mit Gott und ihrem Nächsten. Der Schabbat zwischen Neujahr und Versöhnungstag ist der „Buß-Schabbat”. An diesem Tag wird Hosea 14,2-10 verlesen. Der Text beginnt mit den Worten: „Bekehre dich, Israel, zu dem Herrn, deinem Gott; denn du bist gefallen um deiner Schuld willen...“

Jarmulke: jidd. siehe Kippa

Jeckes: Als Jecke bezeichnet man insbesondere in Israel, aber auch sonst innerhalb der jüdischen Welt spöttisch einen Juden deutscher Herkunft. Jeckes kamen vor allem während der fünften Einwanderungswelle in den Jahren 1932 bis 1938 nach Israel. Woher das Wort „Jecke” tatsächlich stammt, ist umstritten. Volkstümlich wird es darauf zurückgeführt, dass die Jeckes im heißen Klima des Orients auf die Straße gingen, wie sie es aus Deutschland gewohnt waren - stets förmlich gekleidet, mit Krawatte und Jackett. Ihre gemeinhin als typisch deutsch geltenden Eigenschaften wie Pünktlichkeit, Genauigkeit und Sorgfalt waren jahrzehntelang das Thema zahlreicher Witze und wurden zum Symbol dieser Volksgruppe. Jeckes waren die Gründungsväter zahlreicher Bereiche in der israelischen Gesellschaft. Sie prägten das Justizwesen, das Bankwesen, die Presselandschaft sowie Wirtschaft und Kultur.

Jeschiwa: (plur. Jeschiwot) wörtlich: „Lehrhaus” – höhere jüdische Schule zum Studium des Talmuds und der Tradition. Im Altertum Bezeichnung der Akademien in Palästina und Babylon, deren Wirken die beiden Talmude hervorbrachte.

Jiddisch: Jiddisch entwickelte sich als Umgangssprache der osteuropäischen Juden aus dem Mittelhochdeutschen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist es auch Literatursprache. Es vereint hebräische und mittelhochdeutsche Wurzeln, angereichert mit polnischen und russischen Elementen. Orthodoxe Juden im heutigen Israel, die Hebräisch im profanen Gebrauch ablehnen, verständigen sich nach wie vor auf Jiddisch.

Jom Ha-Atzma‘ut: hebr. „Unabhängigkeitstag“. Unmittelbar auf den Jom Ha-Sikaron folgt der Nationalfeiertag  „Unabhängigkeitstag“, der Jahrestag der Proklamation der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948. In Israel wird er jeweils am fünften Tag des Monats Ijar oder am vorhergehenden Donnerstag gefeiert, wenn der 5. auf einen Schabbat fällt.

Jom Jeruschalajim (Jerusalemtag):  Dieser Tag erinnert an die Wiedervereinigung Jerusalems im Jahr 1967 nach dem Sechs-Tage-Krieg. Seitdem haben Juden wieder Zugang zur Altstadt und damit auch zur Klagemauer.

Jom Ha-Schoa: Das israelische Volk gedenkt an diesem Tag der sechs Millionen Juden, die von den Nationalsozialisten im Holocaust ermordet wurden.

mehr »Jom Ha-Sikaron:  hebr. „Tag des Gedenkens“. Der israelische Gedenktag für alle diejenigen, die im Kampf um die Gründung und Verteidigung des Staates Israel ihr Leben verloren haben. Er wurde auf den Vortag des Nationalfeiertags Jom ha-Atzma’ut gelegt.

mehr »Jom Tow: hebr. „guter Tag“. Bezeichnung für „Feiertag“ (jiddisch Jonteff).

 

K

Kabbala: „Überlieferung“, jüdische Mystik und Geheimlehre der Tora seit dem 12. Jahrhundert, die ihre Wurzeln in der Tora - den Fünf Büchern Mose - hat. In Israel ist seit dem 16. Jahrhundert der Ort Safed (hebr. Zfat) in Galiläa ein Zentrum der Kabbala.

Kabbalat Schabbat:  hebr. „Begrüßung des Schabbat“. Gebet zur Begrüßung des Schabbat, das am Freitagabend vor dem Ma'ariw-Gebet  gesagt wird.

Kaddisch: „heilig“. Traditioneller Gebetshymnus. Der sog. Vollkaddisch enthält folgende Teile: a) Heiligung des Gottesnamens und bitte um Errichtung seines Königreichs, b) Segnung, Lobpreis und Erhöhung seines Namens, c) Bitte um Gebetsannahme, d) Bitte um Frieden (aramäisch), e) abgewandelte Form dieser Bitte (hebr.). Das Vollkaddisch schließt im Gottesdienst die Amida ab; das sog. Halbkaddisch wird zwischen bestimmten Teilen des Gottesdiensts vom Vorbeter oder Kantor gesprochen.

Das sog. Kaddisch der Trauernden (ohne Teil c) wird seit dem 13. Jahrhundert von Trauernden während des Trauerjahres (nur während der ersten 11 Monate) und an Jahrzeiten gesprochen. Das Gebet wird stehend und nur in Anwesenheit eines Minjan gesprochen. Im Kaddisch unterwirft sich der Mensch dem Ratschluss Gottes und bekennt so, dass Gott alles richtig entschieden hat.

Kanon: Verbindlich festgestellte Sammlung Heiliger Schriften für das Judentum, endgültig zwischen 70 und 130 nach Chr. abgeschlossen, als kanonisch gelten seither: 1. Die Tora (der Pentateuch), 2. Die Prophetenbücher, siehe Newiim, 3. die Hagiographen (Schriften), siehe Ketuwim, mit abgestufter Autorität.

Käppchen: siehe Kippa

Kahal (plur. Kahalim): hebr. „Versammlung“. Bezeichnung für eine jüdische Gemeinde (jiddisch Kehille).

Kalla: Braut bei einer religiösen Trauung (s. auch Chatan).

Kaschrut: Sammelbegriff für die jüdischen Speisevorschriften, die vorgeben, welche Speisen  (bzw. Tiere) und Zubereitungsarten als „koscher“, also rein und erlaubt, und welche als „trefe“, also unrein und verboten gelten. Der hebräische Ausdruck bedeutet so viel wie „tauglich“ oder „rituell geeignet“. In der koscheren jüdischen Küche wird zwischen fleischigen und milchigen Speisen und Ingredienzen unterschieden, die strikt getrennt zubereitet und verzehrt werden. Speisen wie Obst, Eier, Gemüse und Fisch (die erlaubten Arten, die sowohl Flossen als auch Schuppen haben) gelten als „parwe“ (neutral) und können daher zusammen mit fleischigen oder milchigen Speisen zubereitet und serviert werden.

Kehilla:  hebr. Jüdische Gemeinde.

Ketubba: Von hebr. „kataw“ (schreiben), Ehevertrag, religiöse Heiratsurkunde. Geschrieben auf Aramäisch; ein Dokument, das die halachischen Pflichten des Ehemannes seiner Frau gegenüber beschreibt und die Höhe der Summe festsetzt, die er im Falle einer Scheidung an sie zu zahlen hat. Die Ketubba wird bei der Hochzeit öffentlich verlesen, vom Bräutigam und zwei Zeugen unterschrieben und dann der Braut übergeben. Sie ist häufig reich verziert und war in der Vergangenheit ein wichtiger Gegenstand jüdischen Kunsthandwerks.

Ketuwim: siehe Tanach

Kiddusch: „Heiligung“. Segensspruch bei einen Becher Wein, durch den der Schabbat oder ein Feiertag in der häuslichen Liturgie und in der Synagoge geheiligt werden.

Kidduschin: Heiligung, Bezeichnung für die Trauungszeremonie unter der Chuppa.

Kiddusch Lewana: (Auch Birkat ha-Lewana) Segnung des Neumondes.

Kinot: hebr. Trauerlieder.

Kippa: (auch Käppchen genannt, jidd. Jarmulke) Kreisförmige Kopfbedeckung aus Stoff oder Leder ähnlich dem im Christentum vom Papst und von Kardinälen getragenen Pileolus. Orthodoxe Juden tragen die Kippa im Haus ständig, draußen unter ihrem Hut. Die Kippa wird von weniger religiösen Menschen zumindest beim Torastudium und beim Beten, in Gottesdiensträumen, auf Friedhöfen und bei religiösen Verrichtungen getragen. Sie ist ein Zeichen der Ehrerbietung vor Gott und soll ihren Träger daran erinnern, dass es über ihm ein höheres Wesen gibt.

Kislew: Der dritte Monat des jüdischen Kalenders; entspricht ungefähr den Monaten November/Dezember.

Kizzur Schulchan Aruch: Kurzfassung des Schulchan Aruch.

Klagemauer: Teil der westlichen Umfassungsmauer des Plateaus des Herodianischen Tempels in der Jerusalemer Altstadt.

Kohen: (plur. Kohanim), „Priester“. Ursprünglich Priester im Tempel; später männliche Nachkommen des biblischen Aaron, dem Bruder des Mose, der mit seinen Söhnen dem Priesterdienst geweiht wurde (Exodus 28). Seit der Tempelzerstörung und bis zur Wiederrichtung eines Tempels in Jerusalem haben die Kohanim nur sehr beschränkte Funktionen im Kultus der Synagoge (Auslösung der Erstgeborenen, Vorrecht, als Erster zur Toralesung aufgerufen zu werden; sie spenden mit der charakteristischen

Fingerhaltung den Aronitischen Segen an die Gemeinde am Schabbat und an Feiertagen). Dennoch halten sich observante Kohanim im Hinblick auf die Zukunft und einen wiedererrichteten Tempel in Messianischer Zeit an die für sie vorgesehenen Ge- und Verbote, z. B. sich nicht an Toten zu verunreinigen. Auch ist es ihnen heute noch untersagt, eine geschiedene Frau oder eine Proselytin zu ehelichen.

Kol Nidre: „Alle Gelübde“. Eröffnungsgebet am  Vorabend von Jom Kippur, auch Bezeichnung für diesen Vorabend.

Konservatives Judentum: Bezeichnung für eine jüdisch-traditionelle, aber weniger strenge als die orthodoxe Strömung. Es wird versucht, die Tradition mit der Moderne in Einklang zu bringen. Gebote und Gesetze werden grundsätzlich als bindend betrachtet, ihre Einhaltung wird allerdings dem einzelnen Menschen überlassen. Diese Richtung entstand im 19./20. Jh. Sie wollte sich von der Reformbewegung abgrenzen und mehr als diese von der Tradition beibehalten. In Amerika: „Conservative Judaism“.

Kopfbedeckung: Orthodoxe Männer tragen außer im Bett ständig eine Kopfbedeckung (Kippa, Hut, Mütze) als Zeichen der Demut vor Gott und um sich stets daran zu erinnern, dass es über ihnen ein höheres Wesen gibt. Weniger observante Personen beschränken diesen Brauch auf den Aufenthalt in einer Synagoge, auf einem Friedhof oder bei sonstigen rituellen Handlungen. Verheiratete Frauen sollen ihr Naturhaar nicht öffentlich zeigen und tragen daher eine Perücke („Scheitel“) oder ein Kopftuch.

Koscher: (hebr. kascher) „geeignet“, „tauglich“, rituell rein, zum Essen geeignet, im Einklang mit dem Religionsgesetz. Das zugehörige Substantiv heißt „Kaschrut“.

Das Wort bezieht sich auf Speisen, die nach den jüdischen Gesetzen verzehrt werden dürfen. Ein wichtiger Grundsatz der Kaschrut ist die Trennung von Milch und Fleisch sowie von ihren Produkten. Um dies wirklich einzuhalten, haben observante Juden dafür getrenntes Geschirr. Es gibt auch besondere Spülbecken und Geschirrtücher. Lebensmittel, die weder milchig noch fleischig sind, wie Obst, Gemüse, Eier oder Fische, werden als parve bezeichnet. Das Gegenteil von koscher für Speisen lautet „trefe”. Dieses Wort bedeutet ursprünglich „zerrissen”. Es bezieht sich auf Tiere, die von einem anderen Tier getötet und von Menschen in der Natur gefunden werden. Sie dürfen laut biblischer Tradition nicht gegessen werden. Trefe ist auch alles, was Blut (von Warmblütlern) enthält. Deshalb werden Tiere auf eine besondere Weise geschlachtet - das nennt man „schächten”. In der Bibel (3. Mose 11) findet sich eine Aufzählung von unreinen Tieren. Rein, d.h. zum Verzehr für Juden erlaubt, sind Säugetiere, die wiederkäuen und zugleich gespaltene Hufe haben sowie Fische mit Flossen und Schuppen. Zu den unreinen Tieren zählen beispielsweise das Schwein, das Kamel oder der Adler.

Die Bezeichnung „koscher” kann sich auch auf Kultgegenstände wie z. B. Tora-Rollen, eine Mesusa oder Tefillin beziehen, die sich in brauchbarem Zustand befinden (im Unterschied zu unbrauchbar, „passul“, gewordenen).

Siehe auch Kosher-Style

Koschere Schriften: Der Begriff „koscher“ beschränkt sich nicht nur auf Lebensmittel, sondern wird für alles benutzt, das rituell zugelassen ist. Koschere Schriften sind z. B. Tora, Talmud, Gebetbücher usw., in ihnen darf das Tetragramm für die Bezeichnung Gottes stehen, sie werden aber nicht als dieses gelesen, sondern z. B. mit Adonaj oder haSchem gelesen.

Kosher-Style: Moderne Kompromissvariante der Kaschrut. Dabei wird die Vermischung von Milch- und Fleischgerichten vermieden. Es wird nur Fleisch von erlaubten Tieren (gilt auch für Fische, d. h. z. B. Meeresfrüchte und nicht-koschere Fische werden nicht gegessen) verwendet, das Fleisch ist jedoch nicht geschächtet und nicht durch Einsalzen vom Restblut befreit. Für observante Juden ist kosher-style nicht koscher.

 

L

Ladino: Judenspanisch; die seit dem Mittelalter ausgebildete  romanische Sprache der sephardischen Juden.

Lag ba-Omer: Der 33. Tag des Omer-Zählens zwischen Pessach und Schawuot. Er ist ein Freudentag, für ihn gelten die Regeln der Omer-Zeit nicht. Der Überlieferung nach endete im zweiten Jahrhundert nach Chr. an diesem Tag eine Seuche unter den Schülern des bedeutenden jüdischen Gelehrten Rabbi Akiva, die bis dahin mehrere Todesopfer gefordert hatte. Im Gegensatz zu den übrigen Tagen der Omer-Zeit sind an diesem Tag die Trauerriten ausgesetzt und Festlichkeiten (u.a. Hochzeitsfeiern) erlaubt, ferner auch das Rasieren und Haareschneiden (s. auch Omer).

La-Mehadrin: Bezeichnung für eine besonders strenge Auslegung der Kaschrutvorschriften, insbes. für Weinzertifizierungen.

Laubhüttenfest: Das Laubhüttenfest, hebräisch Sukkot, ist eines der drei sogenannten Wallfahrtsfeste des Judentums. In Erinnerung an die 40-jährige Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten sollen Juden sieben Tage lang in „Laubhütten” wohnen oder zumindest dort sitzen und ihre Mahlzeiten einnehmen.

Lejnen: Das Vorlesen aus der Tora, das Leijnen, ist ein zentraler Teil des Gottesdiensts am Schabbat und an den Festtagen.

Lernen: Als höchstes Gebot stellen das Lernen der Tora und Gelehrsamkeit in religiösen Dingen eines der zentralen Prinzipien des Judentums dar.

Leviten: Die Leviten assistierten zu Zeiten des Jerusalemer Tempels den Kohanim beim Kult. Für ihre männlichen Nachfahren gelten auch noch heute wie für die Kohanim einige besondere Ehe- und Reinheitsvorschriften sowie einige kleine Vorrechte. So werden sie z. B. im Synagogengottesdienst bei der Toralesung als zweite nach einem Kohen aufgerufen.  Sie assistieren den Kohanim beim rituellen Händewaschen bevor diese den Aronitischen Segen spenden.

Lewaja: hebr. Beerdigung.

Liberales Judentum: Im Unterschied zur Orthodoxie betrachten liberale Juden die jüdischen Religionsgesetze als in einer bestimmten Zeit entstanden und von Menschen entwickelt (nicht als von Gott gegeben) und daher für sie nicht zwingend bindend und auch veränderbar. Das Judentum wird als sich weiterentwickelnde Religion betrachtet. Bei der Einhaltung von Geboten wird der Schwerpunkt auf jene gelegt, die als Moralgesetze betrachtet werden. Frauen und Männer sind im liberalen Judentum völlig gleichberechtigt: Es gibt Rabbinerinnen, Kantorinnen und Tora-Schreiberinnen. Sie tragen wie die Männer Kippot und Talit. Im Gottesdienst sitzen Männer und Frauen beieinander. Auch ist im liberalen Judentum die Unterscheidung zwischen Kohanim, Leviten und sonstigen Juden („Israel“) aufgegeben worden.

Lulaw: „Junger Zweig“. Der Dattelpalmzweig als Bestandteil des Feststraußes („Arba Minim“) für das Sukkot-Fest.

 

M

Maariw: hebr. „Abend“. Bezeichnung für den täglichen Abendgottesdienst.

Machsor: „Wiederholung“. Gebetbuch für die Feiertage im Unterschied zum Sidur, worin nur die Gebete für Wochentag und Schabbat enthalten sind.

Maftir: 1) abschließende Lesung aus der Tora 2) derjenige, der den Prophetenabschnitt (Haftara) nach der Toralesung  vorliest.

Magen-David: hebr. „Schild Davids“. Davidstern.

Magen David Adom: hebr. Name des israelischen Roten Kreuzes.

Maimonides: Mose ben Maimon (1135-1204), bedeutendster Schriftgelehrter, jüdischer Philosoph und Kodifikator des Mittelalters. Auch RaMBaM genannt (Rabbi Mosche ben Maimon).

Mappa: Torawimpel; ein Stoffband, das nach der Lesung um eine Tora gewickelt wird, bevor sie mit dem „Toramäntelchen“ bekleidet wird. Aus praktischen Gründen werden heute stattdessen meistens elastische Bänder mit einer Gürtelschnalle verwendet.

Marcheschwan: Andere Bezeichnung für den Monat Cheschwan.

Maror: Bezeichnung für die bitteren Kräuter, die während des Seders an Pessach gegessen werden.

Masal Tow: hebr. (jidd. Maseltow) „Viel Glück“, Gratulationsformel.

Maschgiach: (weibl. Maschgicha, plur. Maschgichim) Religiöse Aufsichtsperson, welche die vorschriftsmäßige Zubereitung von koscherem Essen und Getränken überwacht.

Maschiach: Messias, der Gesalbte. Es gibt im Judentum verschiedene Auffassungen zum Thema Messias, (nahezu) übereinstimmend geht man aber davon aus, dass der Messias noch nicht gekommen ist. Er wird am Ende der Zeiten die Erlösung bringen, egal ob als Person oder als Zeitalter. Um das Messianische Zeitalter erreichen zu können, müssen die Mitzwot (Gebote) erfüllt werden, das heißt also, dass jeder Einzelne selbst am Kommen des Messias/Messianischen Zeitalters mitwirken muss. Die Erwartungen, die an das Kommen des Messias geknüpft werden, sind: Rückkehr des jüdischen Volkes aus der Galut, Wiedereinsetzung der religiösen Gerichtsbarkeit, das Ende von Bosheit, Sünde und Häresie, Auferstehung der Zaddikim, Wiederaufbau des Tempels, Wiedereinsetzung der Davidischen königlichen Linie sowie des Tempeldienstes durch die Kohanim. Die Hoffnung auf das Erscheinen des Maschiach äußert sich bei Juden im täglichen Gebet. In den 13 Glaubenssätzen des Judentums von Maimonides heißt es: „Ich glaube in ganzem Glauben, dass der Messias kommt, und ungeachtet seines langen Ausbleibens erwarte ich täglich seine Ankunft.“

Mazza: (plur. Mazzot, dt. Mazze(n)) Dünnes ungesäuertes Brot, das gemäß 2. B. M. 12,34-39 für Pessach vorgeschrieben ist. Symbol der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, der in solcher Eile erfolgte, dass man den Brotteig nicht aufgehen lassen konnte und ihn so gebacken hat.

Mechiza: hebr. „Trennung“. Bezeichnung für die Vorrichtung in einer Synagoge (durchlöcherte Wand, durchsichtiger Vorhang) zur räumlichen Trennung der Frauen.

Megilloth: Die fünf biblischen Bücher, die an bestimmten Festtagen gelesen werden: Ruth an Schawu'ot; Kohelet (Prediger Salomo) an Schemini Azereth; Esther an Purim; Echa (Klagelieder Jeremiah) an Tischa Be'Aw; Schir haSchirim (Hohelied Salomo) an Pessach.

Megilla: hebr. „Rolle“. Erwähnt man das Wort „Megilla“ ohne weitere Erläuterung, ist die Megillat Esther, das biblische Buch Esther gemeint.

Megillat Esther: hebr. „Esther Rolle“. Das biblische Buch Esther, dessen Text aus einer handgeschriebenen Pergamentrolle am Purim-Fest vorgelesen wird.

Mehadrin: Mehadrin bezeichnet eine strengere Auslegung der Kaschrut. Hier gelten sehr strenge Regeln beim Schächten sowie bei der Herstellung von Milchprodukten, die streng überwacht werden.

Melawe Malka: (auch Seudat M. M.) „Begleiten der Königin“. Vierte Mahlzeit zu Ehren des Ausgangs des Schabbat. Es kann auch nur eine symbolische Mahlzeit sein mit „olivengroßen“ Portionen.

Menora: Siebenarmiger Ölleuchter, der ursprünglich seinen Platz im Heiligtum hatte - vgl. 2. Buch Mose 25,31-40. Der Titusbogen in Rom zeigt innen die nach dem Fall Jerusalems im Jahre 70 eroberte Menora als Kriegsbeute. Heute ist die Menora offizielles Emblem des Staates Israel. Eine fünf Meter hohe Menora (des Künstlers Benno Elkan) steht als Geschenk des britischen Parlaments gegenüber der Knesset, dem israelischen Parlamentsgebäude. Der Sockel und die Arme zeigen markante Szenen biblischer bzw. jüdischer Geschichte. Die Menora hat seit der Zerstörung des Tempels im Judentum keinerlei Funktion mehr  als Kultgegenstand. Wegen ihrer Symbolik dient die Form des siebenarmigen Leuchters jedoch oft als Inspiration für die Gestaltung von Lampen in Synagogen. Eine siebenarmige Menora ist nicht mit einer neunflammigen Chanukkia zu verwechseln, die während des acht Tage dauernden Festes Chanukka verwendet wird.

Messias: siehe Maschiach

Mesusa: Am rechten Türpfosten eines jüdischen Hauses bzw. der Wohnung (bei streng religiösen Juden an jedem Zimmereingang mit Ausnahme von Bad und Toilette) befestigte Kapsel oder Hülse, die ein Pergament enthält. Darauf sind die Abschnitte aus der Tora handschriftlich mit Tusche aufgeschrieben, die diese Anordnung befehlen.

Metzewa: Grabstein.

Midrasch: (Forschung, Deutung). Bezeichnung für die rabbinische Methode der Schriftauslegung der hebräischen Bibel (Plural: Midraschim).  Midrasch ist der Name dieser exegetischen Schriftdeutungen bzw. religiöser Erzählungen, aber gleichzeitig auch der Gattungsbegriff ihrer Sammlungen. Es gibt halachische und aggadische Midraschim. Die halachischen Midraschim befassen sich mit jüdischen Gesetzen - sie beziehen sich auf entsprechende Abschnitte der Tora. Die restlichen Midraschim werden als „aggadisch” (erzählerisch) bezeichnet.

Mikwe: Rituelles Tauchbad, das aus „lebendigem“, d. h. Quellwasser oder aus gesammeltem Regenwasser, gespeist werden muss. Eine Mikwe wird benötigt: 1) zum kaschern des Geschirrs vor seinem ersten Gebrauch (bzw. vor dem Pessach-Fest) 2) zur rituellen Reinigung von Menschen, vornehmlich Frauen sieben Tage nach Abklingen ihrer Menstruation oder nach einer Niederkunft. Mit dem aufkommenden Reformjudentum ändert sich diese Sicht im 19. und 20. Jahrhundert. Das liberale Judentum sieht den Besuch der Mikwe aufgrund des fehlenden biblischen Gebots als nicht verpflichtend an, sondern als eher persönliche Entscheidung, die jede Frau selbst treffen darf. Die traditionellen Ansichten bestehen parallel bis heute weiter.

Milchig: In der koscheren Küche Bezeichnung für Gerichte, die Milch oder Derivate davon enthalten.

Mincha: hebr. Nachmittagsgebet, Nachmittagsgottesdienst.

Minjan: hebr. „Zahl“. Bezeichnung für die vorgeschriebene Mindestzahl (Quorum) von zehn religiös mündigen jüdischen Männern, die älter als dreizehn Jahre sind, die für die Abhaltung eines gemeinsamen öffentlichen Gottesdienstes in der Synagoge anwesend sein müssen. Ein Minjan wird insbesondere für die Rezitation des Kaddischs, für das Beten der Amida  und für eine Lesung aus der Tora gefordert. Reformgemeinden und das konservative Judentum zählen auch Frauen zum Minjan (sog. Egalitärer Minjan).

Minjenmann: jidd. Bezeichnung für einen gewöhnlich bezahlten jüdischen Mann, der berufsmäßig zur Erreichung des für den Synagogengottesdienst benötigten Quorums dort erscheint.

Mischna: „Wiederholung“, „Lehre“. Die um 220 nach christlicher Zeitrechnung von Rabbi Jehuda haNassi redigierte erste Kodifizierung der Sammlung des mündlich tradierten halachischen Stoffes des nachbiblischen Judentums. Grundlage des Talmuds. Sie ist im so genannten mischnischen Hebräisch verfasst und  besteht aus sechs Ordnungen (Sedarim), die wiederum in Traktate (Massechtot) unterteilt sind. Die Traktate bestehen aus Kapiteln, den Perakim und diese wiederum aus Lehrsätzen, den Mischnajot. Die Mischna wird durch die Gemara ausgelegt.

Misrach: Bezeichnung für die Himmelsrichtung Osten (Jerusalem), nach der gebetet wird oder f. den Gegenstand (Bild, Schild), der diesen an der Ostwand eines Raumes ausweist, damit man weiß, wie man sich beim Gebet zu positionieren hat.

Mizwa: (plur. Mizwot), „Gebot”. Bezeichnung für ein Gebot. Insgesamt 613 Mitzwot (Ge- und Verbote) schreiben das religiöse Verhalten des Juden gemäß der Tora vor. Sie bestehen aus 248 positiv formulierten Geboten („Du sollst“) und 365 Verboten. Diese für manchen erschreckend hoch erscheinenden Zahlen müssen relativiert werden: Zahlreiche Mizwot beziehen sich auf die Existenz des Tempels in Jerusalem und sind folglich seit seiner Zerstörung im Jahr 70 n. Chr. und bis zur Errichtung eines neuen Tempels in messianischer Zeit außer Kraft. Andere wiederum betreffen nur Kohanim oder Lewiim, schließlich betreffen weitere Mizwot nur Frauen bzw. nur Männer. Mit der Bar Mizwa, einer Feier für 13-jährige Jungen oder der Bat-Mizwa für Mädchen mit 12 Jahren, werden im religiösen Sinne die Volljährigkeit und damit die Verpflichtung zum Einhalten der Mizwot erreicht.

Mohel: Fachmann, der die Beschneidung „Brit Mila“ durchführt.

Mosaisch: Österreichische Bezeichnung für jüdisch, israelitisch.

 

N

Ne‘ila: Bezeichnung für das Schlussgebet am Ende von Jom Kippur.

Ner Tamid: Ewiges Licht, früher im Tempel heute in Synagogen.

Nissan: Der siebte Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten März/April.

 

O

Opfer: Nach der Zerstörung des Tempels konnten keine Opfer mehr dargebracht werden. Sie wurden durch Gebete in den Synagogengottesdiensten ersetzt.

Omer: hebr. Garbe. Bezeichnung der 49 Tage zwischen Pessach und Schawuot, die mit der Darbietung der Erstlingsgarbe im Tempel beginnen. Diese Zeit wird Omer-Zählen genannt. Sie beginnt nach dem ersten Tag des Pessach-Festes. In biblischer Zeit brachten die Israeliten an diesem Abend die ersten Früchte des Jahres in den Tempel. Dies geschah in Form einer Garbe. Bis zu diesem Opfer war es niemandem erlaubt, von dem Getreide zu essen (3. Buch Mose 23,9-14). Nach dieser feierlichen Zeremonie zählten Juden täglich die insgesamt 49 Tage bis zum Wochenfest Schawuot (3. Buch Mose 23,15-16). Im Stehen wird auch heute noch nach einem Segensspruch die Formel „heute ist ein Tag seit dem Omer” aufgesagt, am zweiten Abend zählt man „heute sind es zwei Tage seit dem Omer” und so weiter bis zum 49. Tag. Seit der Zerstörung des zweiten Tempels im Jahre 70 nach Chr. liegt der Schwerpunkt auf dem täglichen Zählen (s. auch Lag ba-Omer).

Opscheren: Erstes Abschneiden der Haare eines Knaben an seinem 3. Geburtstag im Rahmen einer kleinen Zeremonie, bei welcher Anwesende die Ehre erhalten, eine Strähne abzuschneiden (s. Pejot).

Orthodoxes Judentum: Orthodoxe Juden leben streng gesetzestreu „traditionalistisch“. Im Gegensatz zu den „Liberalen“ betrachten sie die jüdischen Religionsgesetze als von Gott gegeben und in ihrer Gänze als bindend. Ihre Befolgung steht im Zentrum ihres gesamten Lebens. Die Tora wird als Gotteswort verstanden, das es auszulegen gilt. Das Orthodoxe Judentum besitzt eine sehr große Spannbreite (z. B. gehören dazu neo-orthodoxe wie chassidische Gruppen).

 

P

Palästina: 1) nach 135 n. Chr. durch den römischen Kaiser Hadrian eingeführte Bezeichnung für das Heilige Land 2) Name des britischen Mandatsgebietes (1929-1948) 3) Name des 1988 von der PLO ausgerufenen Staates, der auf dem Gebiet des Gazastreifens und des Westjordanlandes entstehen soll.

Parascha: Abschnitt für die wöchentliche Lesung aus der Tora. Der Text der 5. Bücher Mose ist in 54 Abschnitte unterteilt, die deshalb im Deutschen auch Wochenabschnitt genannt werden.

Parnas: „Pfleger“, „Ernährer“. Bezeichnung für den weltlichen Gemeindevorsteher; ursprünglich Synagogenvorsteher.

Parochet: Verzierter Vorhang vor dem Toraschrank (Aron hakodesch). Es gibt ihn in den drei traditionellen liturgischen Farben Weiß für Rosch Haschana und Jom Kippur, Blau für die Wallfahrtsfeste und Rot für den Rest des Jahres.

Parwe: In koscherer Hinsicht neutrale Lebensmittel, die weder milchig noch fleischig sind, beispielsweise Obst, Gemüse, Eier, (erlaubter) Fisch.

Passul: (jidd. possel) Rituell unbrauchbar, z.B. eine  Torarolle, deren Text fehlerhaft ist oder dessen Tuscheschrift absplittert, dessen Pergament rissig geworden ist, auch Gebetsriemen oder das Pergament einer Mesusa usw.

Peot (Paijes): Schläfenlocken, die bei einem 3-jährigen Knaben beim ersten Haareschneiden stehen gelassen werden (s. auch Opscheren).

Pessach: „Vorüberschreiten“ (siehe 2. Buch Mose 12:23). Fest zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei unter Moses Führung. Dabei soll sich jeder Jude so fühlen, als wäre er selbst aus Ägypten ausgezogen. Eine Woche lang wird nichts gegessen, was Sauerteig enthält. Vor dem Fest wird das ganze Haus peinlichst gereinigt, um alles Gesäuerte zu vernichten bzw. zu entfernen. Das Alltagsgeschirr wird für die Dauer des Festes gegen ein spezielles Pessach-Geschirr ausgetauscht. Am ersten Abend lesen die Feiernden während der Sederfeier aus der „Haggada schel Pessach". Der jüngste Anwesende stellt die berühmten vier Fragen, bei deren Beantwortung geklärt wird, worin sich diese Nacht von allen anderen Nächten des Jahres unterscheidet. Pessach war zur Tempelzeit eines von drei Wallfahrtsfesten. Das Fest dauert in Israel sieben, in der Diaspora acht Tage. Das christliche Osterfest, welches auch an die Sederfeier Jesu mit seinen Jüngern erinnert, fällt trotz der unterschiedlichen Kalender im Judentum und im Christentum alljährlich zeitlich mehr oder weniger mit dem jüdischen Pessach zusammen, weil Pessach am Abend des 14. Nissan - also am Abend des ersten Frühlingsvollmondes - beginnt und das christliche Osterfest auf den ersten Sonntag und Montag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang (= 20. März) festgesetzt wurde.

Phylakterien: siehe Tefillin 

Pidjon haBen: Auslösung des erstgeborenen Sohnes.

Pijut: (hebr. Plural Pijutim), Bezeichnung allgemein für Poesie, speziell die für die synagogale Liturgie bestimmte religiöse Dichtung.

Purim: („Lose“ von hebr. Pur „Würfel“), Das Losfest: Das Purim-Fest ist ein Freudenfest, das an die Geschichte der Königin Esther aus dem gleichnamigen biblischen Buch erinnert. Sie rettete die persischen Juden vor der Verfolgung und Ermordung durch Haman. Das Buch Esther wird sowohl im Rahmen des Vorabendgottesdienstes wie auch des Morgengottesdienstes vorgelesen. Eine besondere Backspezialität sind an diesem Tag die sogenannten „Hamantaschen“ (oder auch „Hamanohren“) - dreieckige kleine Kuchen mit verschiedenen süßen Füllungen.

Psalmennummerierung: Die christliche Nummerierung der Psalmen weicht von der älteren jüdischen ab.

 

R

Rabbi: „Mein Meister“, Titel der Weisen und Schriftgelehrten in der Entstehungszeit der Mischna; Bezeichnung eines Toragelehrten oder auch eines chassidischen Führers.

Rabbiner: Schriftgelehrter, Lehrer der jüdischen Religion und geistig-spirituelle Führungsperson einer Gemeinde. Neben seiner Aufgabe, religionsgesetzliche Entscheidungen (für seine Gemeinde) zu treffen, obliegt ihm auch die Seelsorge, das Predigen in der Synagoge sowie Ehescheidungen zu vollziehen. Neben der jüdisch-theologischen Ausbildung gehört seit dem 19. Jahrhundert eine universitäre Bildung zunehmend zu einer Rabbinerausbildung in Westeuropa dazu. Ein Rabbiner ist wie auch ein Kantor ein bezahlter Angestellter seiner Gemeinde.

Rabbinerinnen: Seit 1972 werden im Reformjudentum Rabbinerinnen ordiniert, in mehreren Städten gibt es inzwischen einen egalitären Minjan, das heißt, dass Frauen gleichberechtigt den Gottesdienst gestalten und zum Minjan mitgerechnet werden.

Raschi: Salomo ben Isaak (1040-1105), wichtigster Bibel- und Talmudkommentator des europäischen Mittelalters.

Rasieren: Die Halacha sieht das Verbot des Rundschneidens des Barts nur beim Rasieren mit dem Rasiermesser gegeben; das Schneiden und Rasieren mit Scheren, chemischen Enthaarungsmitteln und in unserer Zeit mit Rasierapparat ist hingegen erlaubt. Orthodoxe Juden rasieren sich nicht am Schabbat, in der Zeit des Omer und der drei Wochen vor Tischa be-Aw.

Rambam: Maimonides (Rabbi Mosche ben Maimon).

Raw: hebr. Rabbiner.

Rebbezin: Jiddische Bezeichnung für die Ehefrau eines Rabbiners.

Reformjudentum: In Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Richtung, die als Folge der bürgerlichen Gleichstellung der Juden und der damit einhergehenden kulturellen Assimilation eine weitreichende Reform des Judentums in Gang setzte, wie z. B. die Einführung der Orgelmusik im synagogalen Gottesdienst, die Neugestaltung der Liturgie und die Abschaffung einiger als nicht mehr zeitgemäß empfundener Rituale. Heute ist das Reformjudentum vorrangig in den US-amerikanischen Gemeinden vertreten.

Bund des Regenbogens: Nach der Sintflut zwischen G-tt und der Menschheit geschlossener Bund, in dem sich Gott verpflichtet, keine Sintflut mehr über die Menschheit zu bringen. Der Regenbogen ist das Zeichen dieses Bundes.

Responsenliteratur: Bezeichnung für Sammlungen halachischer Entscheidungen und Begründungen von rabbinischen Autoritäten auf an sie gerichtete Anfragen religiöse Problematiken betreffend.

Rimonim: hebr. „Granatäpfel“. Teil des Toraschmucks. Es sind zwei Bekrönungen der hölzernen Rollstäbe einer Torarolle. Stattdessen können die Rollstäbe im zusammengerollten Zustand der Torarolle auch mit einer einzigen Krone bekränzt werden.

Rosch Chodesch: „Der Kopf des Monats“, der erste u. manchmal auch der zweite Tag eines Monats im jüdischen Kalender. Es ist ein Halbfeiertag.

Rosch Haschana: „Kopf des Jahres“, Name des 2 Tage dauernden jüdischen Neujahrsfestes.  Das Widderhorn (Schofar) wird nach dem Morgengebet in der Synagoge geblasen. An Rosch Haschana ist es Brauch, beim Kiddusch vor dem Festmahl Apfelschnitze, die in Honig getaucht werden, zu essen, um die Hoffnung zum Ausdruck zu bringen, dass das neue Jahr „süß” werden möge.

 

S

S. A.: Seligen Angedenkens (s. sichrono liwracha).

Sandak: Derjenige, der den Knaben während der Beschneidung auf seinem Schoss hält.

Schabbat: Der Schabbat, der siebte Tag der Woche, ist im Judentum ein strikter Ruhetag zur Erinnerung an das Ruhen Gottes nach der Erschaffung der Welt und an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten (Dtn 5,12-15). Er beginnt am Freitagabend mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend mit Einbruch der Dunkelheit, sobald die ersten drei Sterne am Himmel zu sehen sind. Als Gruß wird „Schabbat schalom“ oder in Jiddisch „Gut Schabbes“ gesagt.

Schabbateingang- und ausgang: Der Schabbat beginnt mit dem Einbruch der Dunkelheit am Freitagabend, „wenn drei Sterne am Himmel zu sehen sind" und endet nach Einbruch der Dunkelheit am Samstagabend, ebenfalls „wenn drei Sterne am Himmel zu sehen sind“. Der Schabbateingang wird mit dem Zünden der Schabbatkerzen und dem Kiddusch gefeiert, der Schabbatausgang mit der Hawdalah, einem Segen zum Abschied vom Schabbat und für eine gute Woche.

Schabbat Lampe: Öllampe meist aus Messing mit sechs sternförmig angeordneten Armen  aus der Zeit vor der Erfindung und Verbreitung des elektrischen Stromes (prächtige luxuriöse Ausführungen versilbert oder aus massivem Silber tauchen zuweilen noch im Antiquitätenhandel auf). Manchmal wurden sie später elektrifiziert und als „normale“ Lampe benutzt. Ölgespeiste Schabbatlampen mit längerer Brenndauer als einfache Kerzen wurden benutzt, da am Schabbat das Entzünden von Licht nicht erlaubt ist. Die Schabbatlampen  wurden seit dem 19. Jahrhundert überflüssig, da man sie nun durch mechanisch aufziehbare Zeitschaltuhren ersetzte, die das inzwischen in allen Haushalten vorhandene elektrische Licht zu einer bestimmten Zeit auslöschen bzw. entzünden. Heutzutage sind dafür üblicherweise elektronische programmierbare Zeitschaltuhren in Gebrauch.

Schabbat Leuchter: Besonders schöne Leuchter für die Schabbatkerzen.

Schabbes-Goj: Nichtjude, meistens ein Nachbar, der am Schabbat  früher die für Juden an diesem Tag verbotenen Tätigkeiten (z. B. das Licht anzünden) übernahm.

Schacharit: Morgengebet.

Schächten: Das Schächten meint die einzige und besondere Art, Tiere und Vögel, die nach den jüdischen Speisegesetzen erlaubt und genießbar (koscher) sind, nach den Religionsgesetzen zu schlachten. Dafür zuständig ist ein Fachmann, der Schochet (Schächter). Er durchtrennt Halsschlagader, Luft- und Speiseröhre mit einem einzigen Schnitt eines besonders scharfen Messers, so dass das Blut (für den Verzehr streng verboten) auslaufen kann. Vorher und nachher spricht er spezielle Segenssprüche. Anschließend wird das Tier mit dem Kopf nach unten aufgehängt, damit es vollständig ausblutet (s. auch Kaschrut).

Schalom: hebr. „Friede“, als Begrüßungswort gebräuchlich.

Schammasch: hebr. Diener, besonders Synagogen- oder Schuldiener (jidd. „Schammes“). Auch Bezeichnung für das Licht auf der Chanukkia, mit welchem die eigentlichen Chanukkalichter entzündet werden.

Schammes: Jiddischer Ausdruck für „Schammasch“.

Schattnes: Für die Kleidung verbietet die hebräische Bibel Mischgewebe (3. Mose 19,19; 5. Mose 22,11).

Schawuot: (plur. von Schawua „Woche“). Sieben Wochen nach Pessach ist das Wochenfest. Es erinnert an die Toragebung und Gottes Bund mit dem Volk Israel am Sinai. Außerdem ist es ein Erntedankfest für die ersten Früchte. Zur Tempelzeit war es das zweite Wallfahrtsfest, sechs Wochen nach Pessach. Im Gottesdienst wird die Geschichte der Moabiterin Ruth gelesen. Traditionell werden an diesem Tag Milchspeisen (z. B. Käsekuchen)  gegessen.

Scheidungsbrief: siehe Get

Scheitel: jidd. Perücke. Verheiratete Frauen, vor allem der orthodoxen Glaubensrichtung, sollen in der Öffentlichkeit ihr eigenes Haar unter Perücken (oder Kopftüchern) verbergen.

Schema Israel: „Höre Isreal“. Die Anfangsworte des wichtigsten Gebets, das morgens und abends gesprochen wird und dessen Text in Mesusah und Tefillin enthalten ist.

Schemini Azeret: Achter und letzter Tag von „Sukkot“.

Schemone Essre:  hebr. „achtzehn“. Das „Achtzehngebet“ oder Amida  wird im Morgen- und Abendgebet gesprochen.

Schiwa: wörtlich: „sieben”. Sieben Tage der Trauer nach dem Begräbnis eines nahen Verwandten. mehr »Die nächsten Angehörigen des Toten reißen ihre Kleidung ein („Keria“) und sitzen auf einem Kissen am Boden oder auf einem niedrigen Schemel.

Schlachmaniot: Die am Purimfest vorgeschriebenen Speisegaben an Freunde.

Schloschim: Die Periode der vorgeschriebenen 30 Trauertage bei einem Sterbefall (außer für Eltern; hier dauert die Trauerzeit ein ganzes Jahr).

Schemone Esre: hebr. Achtzehnbittengebet.

Schoa (auch Shoah): hebr. „Katastrophe“. Die hebräische Bezeichnung für den NS-Völkermord, dem millionenfachen Mord an den Juden im Nationalsozialismus. Davor wurde es bereits als Bezeichnung für Judenverfolgungen und Pogrome verwendet.

Schochet: Qualifizierter Schächter (Schlachter), der nach der Schechita, den Vorschriften für koscheres Schächten, schlachtet.

Schofar: Ausgehöhltes gebogenes Horn eines Widders oder einer Antilope, dessen Spitze zu einem einfachen Mundstück geformt ist. Der Schofar wurde in biblischer Zeit im Krieg oder bei Gefahr verwendet, aber auch für den Tempeldienst. Traditionell wird er heute am jüdischen Neujahrsfest „Rosch HaSchana“ und am Versöhnungstag Jom Kippur geblasen. Das Blasen des Schofars symbolisiert den Ruf zur Umkehr und den Sieg über das Böse.

Schtetl: Jiddische Bezeichnung für einen ehemaligen jüdischen Stadtbezirk in Osteuropa.

Schtreimel: Kopfbedeckung, die von verheirateten chassidischen Juden während religiöser Feste und Feiern getragen wird. Sie besteht aus einer Samtkappe mit braunem, breiten Pelzrand.

Schulchan Aruch: hebr. „Gedeckter Tisch“. Titel des Gesetzeskompendiums, das Josef Karo im 16. Jahrhundert verfasste und das mit nur minimalen Veränderungen in der gesamten jüdischen Welt akzeptiert wurde und bis heute noch Geltung hat.

Schwat: Der fünfte Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten Januar/Februar.

Schweinefleisch: Gilt im Judentum nach den Vorschriften für koschere Speisen als unrein, da Schweine zwar zweigespaltene Hufe haben, jedoch keine Wiederkäuer sind.

Seder: „Ordnung“. Bezeichnung für das rituelle Mahl bei der häuslichen Feier an den Vorabenden der ersten beiden Tage des Pessachfestes, an denen die Haggada vorgelesen wird und vor dem Festessen eine Reihe von symbolischen Speisen verzehrt wird.

Sederabend: Der erste Abend des Pessachfestes (in der Diaspora auch der zweite Abend) (s. Seder).

Sederteller/Sederschüssel: Kultteller für die Sederfeier am Pessachfest.

Sefer: hebr. Buch.

Sefer Hachajim: Gebetbuch, das die besonderen Vorschriften und Gebete für den Umgang mit Sterbenden und Toten beinhaltet sowie die Liturgie für Beerdigungen, die Trauervorschriften usw.

Sepharden: Von hebr. Sefarad als Bezeichnung für die Iberische Halbinsel. „Sephardim“ ist die Bezeichnung für die Juden, die vor ihrer Vertreibung 1492 in Spanien und in Portugal lebten bzw. für ihre Nachfahren bis heute. Anschließend ließen sie sich außer in Südamerika überwiegend in Südosteuropa, Nordafrika und Asien, aber auch in den Niederlanden, England, Nordwestdeutschland und Amerika nieder. Der Begriff Sefardim steht deshalb heute in erster Linie für die aus Nordafrika und dem Orient nach Israel eingewanderten Juden. Sephardische Gelehrte (z. B. Maimonides) prägten maßgebend die Halacha, die hebräische Sprachwissenschaft und Poesie. Sie vermittelten arabische Wissenschaft und griechische Philosophie nach Europa.

Sephardim: siehe Sepharden

Setami: Andere Bezeichnung für parwe, d.h. für neutrale Lebensmittel wie koschere Fische und Eier; alles was aus dem Boden wächst wie Gemüse, Früchte, Kaffee, Gewürze, Zucker, Salz und bestimmte chemische Produkte.

Sichrono liwracha: hebr. „seligen Angedenkens“. Zusatz bei der mündlichen oder schriftlichen Nennung von Verstorbenen (s. „s.A.“).

Siddur: hebr. Gebetbuch für Schabbat und Wochentage im Unterschied zum Machsor, der die Gebete für Feiertage enthält. Je nach Gebetritus bzw. Ausrichtung der Gemeinde (orthodox, reformiert, liberal usw.) werden unterschiedliche Siddurim verwendet.

Sidra: Andere Bezeichnung für Parascha, den Wochenabschnitt aus der Tora.

Simcha: hebr. (jidd. Simche) freudige Feier (z. B. Bar-Mitzwa, Hochzeit usw.).

Simchat Tora: „Gesetzesfreude“, Fest der Torafreude, am Tag nach Sukkot. Aus Freude darüber, dass Gott seinem Volk die Tora, sein Wort, anvertraut hat, tanzen jüdische Gläubige am Vorabend dieses Festes in den Synagogen mit den Tora-Rollen im Arm. An diesem Tag endet der Zyklus der wöchentlichen Tora-Lesungen im Gottesdienst mit den letzten Versen des 5. Buches Mose (Kapitel 33 und 34). Im direkten Anschluss wird der Jahreszyklus der Vorlesung wieder begonnen und der Anfang des ersten Buches Mose gelesen (1,1-2,3). Simchat Tora ist auch das jüdische Erntedankfest. In Israel fällt dieser Tag zusammen mit dem letzten Tag von Sukkot.

Siwan: Der neunte Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten Mai/Juni.

Smicha: Rabbinerdiplom.

Sofer: Professioneller Toraschreiber.

Sohar: „Buch des Glanzes“, wichtigstes kabbalistisches Werk, von Moses ben Schem Tow aus León im späten 13. Jahrhundert als mystischer Kommentar zur Bibel geschrieben.

Spirituosen: Alkohol ist im Judentum zum Verzehr erlaubt, es gelten jedoch wie bei allen Speisen und Getränken die besonderen Speisevorschriften.

Stibl: jidd. für „Betsaal“.

Strömungen: Jüdisches Leben ist sehr vielfältig. Das Judentum gibt es nicht. Religiöse Strömungen  im heutigen Judentum sind: Liberales Judentum, Reform- oder Progressives Judentum, Konservatives Judentum, Orthodoxes Judentum.

Sukka: Laubhütte, Wohnstätte während des Laubhüttenfestes „Sukkot“. Eine Sukka wird nach besonderen Vorschriften gebaut; insbesondere darf das Dach, das mit Laub abgedeckt wird, nicht allzu dicht sein, denn die Sterne müssen noch hindurch erblickt werden können. Die Sukka wird mit Obst und Girlanden festlich geschmückt.

Sukkot: (plur. von „Sukka“, „Laubhütte“) „Laubhüttenfest“; beginnt am 15. Tischri und dauert sieben Tage, an denen observante Juden in einer geschmückten und notdürftig möblierten Laubhütte, einer Sukka, wohnen oder zumindest eine gewisse Zeit des Tages zusammensitzen und die Mahlzeiten einnehmen, um sich an die prekären Lebensbedingungen bei der Wanderung in der Wüste nach dem Auszug aus Ägypten zu erinnern. Das Fest thematisiert auch die Obst- und Weinernte. Zur Tempelzeit war Sukkot das dritte Wallfahrtsfest.

Synagoge: griechisch „Ort der Versammlung“. Jüdisches Gotteshaus.

 

T

Talit: Der Gebetsmantel, ein viereckiges Tuch aus Wolle, Baumwolle oder Seide, meist mit schwarzen oder blauen Streifen, an dessen vier Ecken gemäß 4. BM 15,37-41 die Zizit (Quasten mit den Schaufäden) angebracht sind. Er wird während des täglichen Morgengebets von Männern über der Kleidung getragen.

Juden werden in ihrem Tallit bestattet. Dann wird jedoch eine Quaste abgeschnitten, als Zeichen dafür, dass Tote keine Gesetze mehr beachten müssen.

Tallit Katan: Um das Gebot der Zizit zu erfüllen, wird ein sog. kleiner Tallit „Tallit katan“ von orthodoxen Juden ständig getragen. Das ist ein viereckiges Tuch, welches Rücken und Brust bedeckt und eine Öffnung für den Kopf hat. Es wird am Oberkörper unter der Kleidung, jedoch nicht auf der nackten Haut, getragen, und zwar so, dass die vier Zizit jederzeit sichtbar heraushängen, denn sie sollen eine ständige Erinnerung zur Beachtung der Ge- und Verbote der Tora sein.

Talmud: (plur. talmudim)„Studium“, „Lehre“, „Belehrung“. Grundlegender Text der Halacha, der Mischna und Gemara enthält, wie sie in den großen Jeschiwot in den ersten Jahrhunderten nach christlicher Zeitrechnung gelehrt wurden.

Da die Mischna sowohl in Babylonien als auch im damaligen Palästina studiert wurde, gibt es zwei talmudim, die teilweise voneinander abweichen: Der Babylonische Talmud ist umfangreicher als der Jerusalemer Talmud, der auch als Palästinischer Talmud bezeichnet wird. Wenn heute nur vom Talmud die Rede ist, bezieht sich dies immer auf den Babylonischen Talmud.

In heutigen Talmud-Ausgaben findet sich der Text von Mischna und Gemara in der Mitte einer jeden Seite. Am Rand sind spätere Kommentare zu lesen. Der bedeutendste stammt von Rabbi Schlomo Ben Jitzhak, besser bekannt als Raschi. Er lebte von 1040 bis 1105 in Frankreich, verbrachte aber auch einige Studienjahre in den deutschen Städten Worms und Mainz, die damals zusammen mit Speyer ein Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit bildeten.

Tammus: Der zehnte Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten Juni/Juli.

Tanach: Die Bezeichnung Tanach für die hebräische Bibel leitet sich aus der Abkürzung für ihre drei Teile ab: Tora (Lehre), Nevi´im (Propheten) und Ketuvim (Schriften). Die Tora enthält die Fünf Bücher Mose. Im Abschnitt Nevi´im finden sich Josua, Richter, die Samuel- und Könige-Bücher (als je ein Buch), Jesaja, Jeremia sowie das Zwölf-Propheten-Buch. Die restlichen Bücher werden in der hebräischen Bibel den Ketuvim zugeordnet. Dabei gelten die Chroniken und Esra-Nehemia als je ein Buch. Neben der in der Bibel festgehaltenen schriftlichen Lehre gilt im Judentum gleichberechtigt die mündliche Tora. Das ist die Tradition, die ihren Niederschlag in der rabbinischen Literatur fand.

Tas: hebr. Der Toraschild als Teil des Toraschmuckes. Es erinnert an das Brustschild des Hohen Priesters. Neben ihrer dekorativen Funktion haben Toraschilde auch eine praktische, sofern sie über ein kleines ausgespartes Fenster verfügen, welches ermöglicht, mit austauschbaren darin eingesetzten Metallplättchen den Feiertag anzugeben, für welche die einzelne Tora zur Lesung vorbereitet ist, wenn an einem besonderen Feiertag zwei Torarollen aus dem Schrein ausgehoben werden.

Taschlich: Am Nachmittag  von Rosch Haschana, dem Neujahrsfest, ist es Brauch, sich an einem Fluss, See oder am Meer zu versammeln, um nach einem kurzen Gebet symbolisch seine Sünden (in Form von Brotkrümeln) hineinzuwerfen.

Teamim: hebr. (plur. von Taam) Bezeichnung für die Betonungszeichen zur Vorlesung aus der Tora.

Tefila: hebr. Gebet.

Tefillin: Gebetsriemen/Phylakterien. Sie werden wochentags beim Morgengebet getragen. Sie bestehen aus Lederriemen und kleinen würfelförmigen, schwarzen Lederkapseln. Diese enthalten Pergamentstücke mit handgeschriebenen Texten aus der Tora. Es gibt Hand-Tefillin und Kopf-Tefillin, die an der Stirn festgebunden werden. Die Kapsel der letzteren enthält vier Fächer mit vier Pergamentstücken. Die Hand-Tefillin enthalten nur ein Pergamentstück. Sie werden siebenmal um den bloßen (linken) Arm geschlungen und dann um Hand sowie Ring- und Mittelfinger gewickelt. Linkshänder tragen sie am rechten Arm, Rechtshänder am linken. Durch die Art des Wickelns entsteht der hebräische Buchstabe „Schin”. Dieser weist auf das Wort „Schaddai” (Gott) hin. Die Pergamentstücke werden von einem Sofer („Toraschreiber“) mit den Toraabschnitten 2. BM 13,2-10 und 11-16; 5. B.M. 6,4-9 und 5. B.N. 11,13-21 von Hand mit besonderer schwarzer Tusche beschriftet.

Männer tragen die Tefillin erstmals zu ihrer Bar-Mitzwa-Feier - das heißt mit Vollendung des 13. Lebensjahres - dann sind sie religionsmündig. Frauen dürfen im orthodoxen Judentum keine Gebetsriemen tragen. In liberalen Gemeinden gibt es mittlerweile jedoch auch Jüdinnen, die die Tefillin anlegen. Tefilin werden nur an Wochentagen angelegt, nicht am Schabbat oder an Feiertagen. Das Tragen der Tefillin geht auf folgende Texte in der Tora zurück: 5. B. Mose 6,8 und 11,18 sowie 2. Mose 13,9.

Tempel: Über ein Jahrtausend war der Jerusalemer Tempel das Zentrum jüdischen Lebens und Glaubens. Er wurde von Salomo, dem zweiten König Israels, Sohn des Königs David, im Jahr 961 vor Chr. erbaut. Er diente der Versammlung der Israeliten zum Gottesdienst und zur täglichen Opferdarbringung durch die Kohanim (Priester) sowie zur Heiligung der Fest- und Feiertage, bis er im Jahr 587 vor Chr.  von den Babyloniern zerstört wurde. Ca. 520 vor Chr. wiederaufgebaut, stand er noch bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 nach Chr. Nur die Westmauer (haKotel), die Schutzmauer, die Herodes erbauen ließ, steht heute noch und ist unter dem Namen „Klagemauer“ bekannt. Sie gilt heute bei vielen Juden als der heiligste Ort des Judentums. Der Tempel war, bevor er zerstört wurde, von mehreren Höfen umgeben. Im Hof der Priester wurden auf dem Altar die Opfer dargebracht. Das Tempelgebäude war in ein äußeres Heiligtum, wo die Priester die Lichter zündeten, Weihrauch opferten und andere sakrale Handlungen durchführten, und in ein inneres Heiligtum, das Allerheiligste, aufgeteilt. Im Allerheiligsten befand sich die Bundeslade mit den Gebotstafeln, auf denen die Zehn Gebote standen, auf einem Ehrenplatz. Hierhin durfte nur der Hohe Priester am Versöhnungstag (Jom Kippur) kommen.
Im heutigen Reformjudentum werden die Synagogen „Tempel“ genannt, obwohl sich dort - wie in jeder anderen Synagoge - natürlich kein Altar befindet und keine Opfer dargebracht werden dürfen.

Tetragramm: Griechische Bezeichnung des vierbuchstabigen hebräischen Gottesnamens, der von Juden nicht ausgesprochen werden darf.

Tewet: Der vierte Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten Dezember/Januar.

Tischa Be’av: hebr. der 9. Aw. An diesem Tag wird  der Zerstörung des ersten und des zweiten Tempels in Jerusalem (587 v. Chr. und 70 n. Chr.) gedacht. Es ist ein Trauertag und es wird wie an Jom Kippur 25 Stunden lang gefastet. Im synagogalen Gottesdienst werden u. a. die Klagelieder und besondere Kinot (Trauerlieder) gelesen.

Tischgebet: siehe Birkat Hamason

Tischri: Der erste Monat des jüdischen Kalenders, entspricht ungefähr den Monaten September/Oktober.

Tora: hebr. für „Weisung” oder „Lehre”.

1) Im Judentum bezeichnet man damit den ersten Teil der hebräischen Bibel, die Fünf Bücher Mose (der Pentateuch). mehr »Während der Gottesdienste in den Synagogen an Montagen und Donnerstagen sowie am Schabbatmorgen und an den Feiertagen wird die gesamte Tora im Laufe eines Jahres abschnittweise vorgelesen. Die Wochenabschnitte (Paraschot) dienen in der Regel als Grundlage für die Predigt des Rabbiners.

2) Der Ausdruck „Tora” kann sich jedoch auch auf die gesamte Bibel beziehen. Außerdem gibt es die sogenannte „mündliche Tora”. Damit sind außerbiblische Überlieferungen gemeint, die in manchen ultra-orthodoxen Kreisen allerdings mitunter eine größere Bedeutung erhalten als die ursprüngliche Heilige Schrift. Zur mündlichen Tora gehören beispielsweise Auslegungen zu biblischen Büchern (Midrasch) oder rabbinische Diskussionen, wie sie im Talmud festgehalten sind. Schließlich kann mit der Bezeichnung Tora auch die gesamte religionsgesetzliche Tradition gemeint sein.

Toramantel: Ein T. wird als Schutz und Schmuck über eine zusammengerollte Torarolle gestülpt. Es gibt sie in den drei traditionellen liturgischen Farben Weiß für Rosch Haschana und Jom Kippur, Blau für die Wallfahrtsfeste und Rot für den Rest des Jahres (s. auch Toraschmuck).

Torarolle: Eine Pergamentrolle, auf die ein Sofer mit spezieller Tusche und einer Gänsefeder den vollständigen Text der 5 Bücher Mose von Hand geschrieben hat. Eine T. dient der Tora-Vorlesung im Gottesdienst. Die Beter folgen der Lesung in einem Chumasch, einem gedruckten Buch (Pentateuch).

Toraschmuck: Der Schmuck der Tora besteht aus dem Torawimpel, dem Toramantel, dem Torazeiger (Jad), dem Toraschild (Tas), der Torakrone (Keter) oder zwei einzelnen Aufsätzen, den Rimonim. Zeiger, Schild, Krone und Rimonim sind meistens aus versilbertem Metall oder aus reinem Silber kunstvoll gefertigt. Torawimpel wurden früher aus den Windeln gefertigt, die einen Jungen bei seiner Beschneidung umwickelten. Sie wurden später bestickt oder bemalt und der Gemeinde geschenkt. Toramäntel werden aus Samt oder anderem kostbarem besticktem Stoff gemacht.

Trefe: hebr., zum Essen für observante Juden ungeeignet, im Widerspruch zum Religionsgesetz und seinen Speisevorschriften (s. Kaschrut).

Tu-BiSchvat: hebr. Am 15. Schwat (Januar-Februar) wird das Neujahrsfest der Bäume gefeiert. Es ist ein Halbfeiertag. Das Fest hat nahezu keine rituelle Bedeutung. Im Laufe der Zeit hat es jedoch als ein Tag, an dem insbesondere Schulkinder Bäume pflanzen sowie als Pflanzzeit im Rahmen intensiver Aufforstung in Israel durch den Jüdischen Nationalfonds und die Kommunalbehörden eine säkulare Gestalt angenommen.

 

U

Übertritt: Ein Übertritt zum Judentum ist prinzipiell möglich. Man spricht jedoch besser von „Aufnahme“ ins Judentum. Ist man als Kandidat(in) nach eingehender Prüfung der Motivation von einem Rabbiner angenommen worden, worauf kein Anspruch besteht, wird nach etwa dreijährigem Unterricht eine Prüfung vor einem Rabbinerkollegium von drei Rabbinern abgelegt. Von Proselyten wird hundertprozentige Befolgung und Einhaltung der jüdischen Gesetze und Vorschriften erwartet. Die Dauer der Vorbereitung zu einer Aufnahme bei einem liberalen oder einem Reformrabbiner kann kürzer sein, als bei orthodoxen Rabbinern, diese „Übertritte“ werden jedoch von orthodoxer Seite meistens nicht anerkannt.

Unreine Tiere: Die für den Verzehr verbotenen in der Tora aufgezählten Tiere ( s. Koscher).

 

V

Vorbeter: siehe Baal Tefila

 

W

Wallfahrtsfeste: Zu Zeiten des Tempels in Jerusalem wurde drei Mal jährlich zum Heiligtum gepilgert, um Opfer darzubringen. Diese Feste Pessach, Schawuot und Sukkot werden heute noch immer als Wallfahrtsfeste bezeichnet.

Wein: Alkohol ist im Judentum zum Verzehr erlaubt. Wein spielt bei der häuslichen Liturgie (und in der Synagoge) sogar eine besondere Rolle, z. B. für den Kiddusch. Wein gilt jedoch nur als koscher, wenn er von Juden gekeltert wurde.

Wochenabschnitt: siehe Parascha

 

Z

Zaddik: „Der Gerechte", einer, der sich streng an die Gebote hält und dessen gute Taten die bösen überwiegen. Im Chassidismus eine Bezeichnung für den Rebbe (Rabbi) und Führer einer Gruppe.

Zedaka: Mildtätigkeit, Nächstenliebe. Verpflichtendes, umfangreiches moralisches Konzept der Wohltätigkeit im Judentum. Sowohl der Geber als auch der Nehmer sollen sich dabei an ethische Regeln halten. Der Geber darf z. B. den Empfänger von Almosen nicht als minderwertig erachten, er darf ihn nicht spüren lassen, dass er arm ist. Der Nehmer sollte nur dann um Almosen und Wohltätigkeit bitten, wenn er sich wirklich nicht mehr anders helfen kann, selbst dann, wenn er deswegen die Schabbat-Gebote brechen müsste. Aber auf jeden Fall muss er Zedaka annehmen, bevor seine Gesundheit oder sogar sein Leben durch die Armut gefährdet wird, denn das wäre eine Sünde, da Gesundheit und Leben von Gott gegeben sind und nicht gering geachtet werden dürfen. Ein jüdischer Mensch ist nicht nur verpflichtet, gegenüber seinem eigenen Volk wohltätig zu sein, sondern gegenüber den Armen aller Völker.

Zion:
1) Ursprünglich der Hügel des Jerusalemer Tempels.
2) Symbolisch für Jerusalem und das gesamte Heilige Land Israel.
3) Heutiger Name des Südwesthügels.

Zizit: „Fransen“ oder „Quasten“. Schaufäden an den Ecken des Gebetsmantels „Talit“ und am Tallit katan. Die einzelnen Fäden werden in besonderer Weise mehrfach geschlungen und geknotet - eine solche Quaste befindet sich an allen vier Ecken des Tuches und soll an die 613 Ge- und Verbote der Tora erinnern. Damit wird das Gebot aus 4. B. Mose 15,37-41 erfüllt.

 

 
 

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Literatur & Quellen