Platz des unsichtbaren Mahnmals
Vor dem Saarbrücker Schloss befindet sich der „Platz des unsichtbaren Mahnmals". Er bezieht sich auf ein Projekt des 1990 als Gastdozent an der Hochschule für Bildende Kunst Saar lehrenden Jochen Gerz.
Bezugspunkt dafür war die Saarbrücker Gestapo-Zentrale, die sich im Nordflügel des Schlosses befand. Der Schlossplatz wurde als Ort genutzt, um Jüdinnen und Juden zusammenzutreiben und von hier aus weiter zu verschleppen.
Von 1990 bis 1993 entstand hier, zunächst ohne Auftrag und quasi im Geheimen, ein Mahnmal, das sich als ein Gegenentwurf zu demonstrativ gesetzten Monumenten im Stadtraum versteht und durch seinen Verzicht auf Sichtbarkeit das Misstrauen gegenüber dem Bildlichen radikal zum Ausdruck bringen soll. Ein Konzept, das heute aktueller denn je ist. Gerz ließ 2.145 an ihrer Unterseite beschriftete Steine in die Pflasterung vor dem Schloss ein. Auf der Unterseite der Steine und damit nicht sichtbar war einer der vor 1933 in Deutschland bestehenden jüdischen Friedhöfe eingearbeitet. Dazu wurde in Kooperation mit den jüdischen Gemeinden eine solche Liste erstellt. Die Steine tragen den Namen des Friedhofs und das Datum, an dem das Antwortschreiben der angefragten jüdischen Gemeinde bei der Arbeitsgruppe einging.
Das Eingravieren in die Steine nimmt Bezug zur Gestapozelle im Schlosskeller mit den erhaltenen eingeritzten Botschaften der verschleppten Opfer. Die Zelle ist Teil der Dauerausstellung des Historischen Museums Saar zur NS-Zeit.
Am 23. Mai 1993 wurde das Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben, eröffnet vom damaligen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine, dem damaligen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, sowie dem Präsidenten des damaligen Stadtverbandes Saarbrücken Karl-Heinz Trautmann.