Die Bar- oder Bat-Mitzwa

Autor: Marcel Wainstock

Kommunion und Konfirmation bei Katholiken und Protestanten – bei Juden ist hier die Bar- oder Bat-Mitzwa zu erklären.   

Mit 13 Jahren wird ein jüdischer Junge im religiösen Sinne volljährig und ist von nun an für seine Taten selbst verantwortlich. Dies wird mit einem besonderen Fest, der „Bar-Mitzwa“, gefeiert, auf welches der Junge sich ungefähr ein Jahr lang intensiv vorbereitet hat. Der Ausdruck „Bar Mitzwa“ bezeichnet sowohl den Jungen, der religionsmündig wird als auch die dazugehörige Feier. Wörtlich übersetzt bedeutet der Ausdruck: „Sohn des Gebotes”.

Anlässlich seiner Bar-Mitzwa-Feier in der Synagoge wird der Junge bei der Lesung zur Tora „aufgerufen“, die Segenssprüche über die Tora zu sprechen. Sodann liest der Bar-Mitzwa-Junge selbst einen Tora-Abschnitt laut vor und hält üblicherweise anschließend eine Ansprache an die Gemeinde, in welcher er seinen Eltern und seinem Religionslehrer für die genossene jüdische Erziehung dankt. Dies geschieht an einem der Tage, die auf den Geburtstag folgen und an denen die Tora gelesen wird, also Montag, Donnerstag oder Samstag. Der Vater befreit sich durch einen besonderen Segensspruch von der Verantwortung für seinen Sohn. Von nun an ist der Junge selbst für seine Taten und Sünden verantwortlich (bis dahin gingen seine Sünden auf das Konto seines Vaters) und er nimmt am öffentlichen religiösen Leben teil. Er wird zum Quorum (minjan), das für die Abhaltung eines öffentlichen Gottesdienstes benötigt wird, mitgezählt  (hierfür müssen mindestens zehn erwachsene jüdische Männer anwesend sein) und ab diesem Zeitpunkt legt er beim täglichen Morgengebet die Tefillin (Gebetsriemen) und einen Talit (Gebetsschal) an.

Die sich an den Gottesdienst anschließende gesellige Feier und/oder abendliche Party ist Anlass, dem Jungen Geschenke zu überreichen.

Es ist in den letzten Jahrzehnten (im Reformjudentum seit dem 19. Jahrhundert) im Zuge der Gleichberechtigungsbestrebungen für Frauen vielfach Brauch geworden, auch für Mädchen eine ähnliche Feier zu veranstalten, sie findet bereits im Alter von 12 Jahren statt und heißt „Bat-Mitzwa“. In vielen Gemeinden werden Bat Mitzwa-Feiern nicht zu individuellen Terminen, wie für Jungen, abgehalten, sondern nur einmal im Jahr für alle Mädchen eines Jahrgangs im Rahmen des Gottesdienstes des Feiertags „Schawuot“. Die nunmehr im religiösen Sinn volljährige junge Frau hält bei dieser Gelegenheit einen kleinen Vortrag über ein religiöses Thema und der Rabbiner hält eine Ansprache, die sich speziell an das/die neue/n Gemeindemitglied/er richtet. Auch das/die Bat-Mitzwa-Mädchen wird/werden im Rahmen der anschließenden geselligen Feier beschenkt. Bat-Mitzwa-Feiern kennt man in orthodoxen Gemeinden nicht.