Erweitertes Polizeigefängnis Neue Bremm
Von Februar 1943
bis November 1944
Seit dem Sommer des Kriegsjahres 1943 existierte auch in Saarbrücken ein nationalsozialistisches Lager, das heute noch vielen Saarländerinnen und Saarländern als „KZ Neue Bremm“ bekannt ist. Bei diesem Lager, das von Februar 1943 bis November 1944 bestand, handelte es sich – betrachtet man die Verwaltungsebene des nationalsozialistischen Lagersystems – jedoch nicht um ein Konzentrationslager, sondern um ein Polizeilager, das der Geheimen Staatspolizei Saarbrücken unterstellt war.
Im Schriftverkehr der Gestapo firmierte die Neue Bremm als „Erweitertes Polizeigefängnis Neue Bremm“.
In der Lagerrealität und in der Empfindung der Häftlinge besaß die Neue Bremm jedoch alle Attribute eines KZ. Die Gefangenen wurden mit äußerster Brutalität behandelt, Misshandlungen und Folterungen gehörten zum Lageralltag, das Sterben an Hunger, Krankheiten und Verletzungen war Normalität. Die Gestapo nutzte die Neue Bremm als Straflager für nonkonforme Saarländerinnen und Saarländer, als Erziehungslager für sogenannte „Bummelanten und Arbeitsunwillige“ sowie für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus dem Osten und ebenso als Durchgangslager für Juden, Franzosen und Kriegsgefangene.
Durchschnittlich 350 bis 600 Inhaftierte
Im Männerlager, das seit Februar/März 1943 bestand, wurden durchschnittlich jeweils 200 bis 400 Häftlinge inhaftiert. Das Frauenlager wurde erst im Dezember 1943 errichtet und jeweils für 150 bis 200, manchmal auch für bis zu 400 weibliche Gefangene genutzt. Das Personal der Neuen Bremm umfasste ca. 50 Personen. Nur der Lagerkommandant selbst sowie sein Assistent waren Gestapobeamte. Alle übrigen, ob Aufseher, Sekretärin, Verwaltungsangestellter oder Koch, waren vom Arbeitsamt dienstverpflichtete Rentner, Hausfrauen, Kriegsversehrte oder Angestellte aus „kriegsunwichtigen Berufen“.
Die beiden Lager wurden jeweils von einem doppelten Stacheldrahtzaun umgrenzt, an dem Schilder angebracht waren, die Passanten das Stehenbleiben und Hineinsehen mit Strafandrohung untersagten. Den Mittelpunkt in beiden Lagern bildete ein Löschteich. Der Löschteich des Männerlagers ist heute der einzige sichtbare Überrest der Neuen Bremm. Er kehrt in den Erinnerungen ausnahmslos aller Häftlinge wieder als Ort inhumaner Misshandlung, systematischer Folter und gezielten Mordens wieder. Wie viele Menschen dem Terrorregime der Neuen Bremm zum Opfer fielen, lässt sich heute nur noch ansatzweise rekonstruieren. 82 Namen sind offiziell belegt und dokumentiert, da die Leichen dieser Männer von einem Saarbrücker Bestattungsunternehmen abgeholt, Totenscheine für die Gestapostelle und das Standesamt erstellt und die Leichname entweder verbrannt oder auf dem Saarbrücker Hauptfriedhof beerdigt wurden. Hinzu kommen jedoch noch namentlich nicht bekannte Opfer in unbekannter Zahl sowie Hunderte von Häftlingen, die in den Folge-Lagern Buchenwald, Dachau, Mauthausen oder Sachsenhausen an den Nachwirkungen der Misshandlungen und der Unterernährung, die sie auf der Neuen Bremm erlitten hatten, starben.
Auch in dem Gestapo-Lager Neue Bremm entfaltete sich die volle Bandbreite des nationalsozialistischen Terrors.
Für die zahlreichen französischen Opfer und Widerstandskämpfer vor allem aus Lothringen – wurde die „Neue Bremm“ zu einem besonderen Symbol deutscher Schreckensherrschaft während der Besatzungszeit.