Ausstattung der neuen Synagoge

Autoren: Ruth Bauer und Marcel Wainstock

Der Innenraum der Saarbrücker Synagoge zeigt den typischen Aufbau einer liberalen Synagoge mit der Anordnung des Vorlesepultes unmittelbar vor dem Toraschrein, einer Estrade und einer Orgel. - Foto: Thomas Störmer

Der Innenraum der Saarbrücker Synagoge zeigt den typischen Aufbau einer liberalen Synagoge mit der Anordnung des Vorlesepultes unmittelbar vor dem Toraschrein, einer Estrade und einer Orgel. - Foto: Thomas Störmer

Der Innenraum der Saarbrücker Synagoge zeigt den typischen Aufbau einer liberalen Synagoge mit der Anordnung des Vorlesepultes unmittelbar vor dem Toraschrein, einer Estrade und einer Orgel. - Foto: Thomas Störmer

Für die Saarbrücker Nachkriegssynagoge fertigte die Goldschmiedin Alice Bloch sämtliche kultischen und dekorativen Gegenstände: Toraschrein und Vorbeterpult, das Ner Tamid (Ewig-Licht-Lampe), die beiden 2,40 Meter hohen Menorot (Siebenarmige Leuchter) zu beiden Seiten des Toraschreins sowie die auf dem Toraschrank angebrachten Gesetzestafeln. In die Wand links des Vorbeterpults brachte sie eine in Marmor eingelassene bronzene Gedenktafel an, die bis heute an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, und rechts als Pendant einen aus Bronze geschmiedeten Chanukka-Leuchter. Auch die Entwürfe für die Vorhänge am Toraschrein und die korrespondierenden Decken des Vorbeterpultes stammen von ihr. Ausgeführt nach ihren Vorgaben wurden diese von Esther Bloch, der Inhaberin der alteingesessenen Firma für Synagogenstickerei Durlacher mit Sitz in Paris und Straßburg. Ebenso gestaltete sie den dreiteiligen Schmuck für drei Torarollen. Ob die Entwürfe für die jeweiligen Toramäntel auch von ihr stammen, scheint fraglich. Sie könnten nach vorhandenen Vorlagen der Firma Durlacher gefertigt worden sein. Ferner schuf sie das Hawdala-Set, den Kidduschbecher sowie die Zierelemente für das rituelle Handwaschbecken. Auch die Ziersprüche über den Eingängen zur Synagoge gehen auf sie zurück.

Die Arbeiten, die Alice Bloch für die Saarbrücker Synagoge geschaffen hat, zeugen von hoher Qualität, innovativem Charakter und spiegeln handwerkliches Können, technische Perfektion und gestalterische Kreativität wider. Den Geist des Bauhauses, dessen Forderungen nach Einfachheit und Ehrlichkeit in Entwurf und Gestaltung, hatte sie bereits an der Saarbrücker Kunstgewerbeschule quasi in die Wiege gelegt bekommen. Er sollte sich an der Kunstgewerbeschule in Zürich manifestieren.

Der Kultraum

Durch das Fehlen jeglicher Quellen zum Bauvorhaben ist nichts über das Zusammenspiel des Architekten und der „Innenarchitektin“ sowie über die Vorstellungen der Verantwortlichen der Repräsentanz zur Ausgestaltung der Synagoge und ihrem Kultbereich bekannt. Das Ergebnis präsentiert einen sehr elegant und harmonisch wirkenden  Raum.

Für die erhabensten Bestandteile des jüdischen Ritus ist durch die Verwendung grauen Marmors ein gesonderter Raum ausgeschieden, der sich in seiner Materialität und dunklen Farbgebung von der Gestalt der anderen Raumelemente deutlich abhebt und durch den das Mittelschiff seine eindeutige Ausrichtung nach Osten erhält.

Der Synagogenraum ist zwar als dreischiffige Emporenhalle angelegt, seine Seitenschiffe haben auf den Raumeindruck jedoch nur geringe Wirkung. Gestaltwirksam sind vielmehr die durch einige Stufen erhöhte Ostwandnische mit dem Toraschrein und die jeweils seitlich davon angeordneten Orgelprospekte. Vor dem Toraschrank zentral aufgestellt dominiert das Vorbeterpult, seitlich des Toraschreins setzen die beiden 2,40 Meter hohen Menorot dekorative Akzente. Unterhalb der Orgelpfeifen in die Marmorwände eingelassen sind links eine Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus und rechts, als Pendant, ein Chanukka-Leuchter.  Abgetrennt wird der Kultbereich durch eine aus dem gleichen Marmor gestaltete Brüstung.