Tabak-, Nahrung-, Genuss- und Futtermittel

Autor: Hans-Christian Herrmann

Tabak, Nahrungs-, Genuss- und Futtermittel – in Saarbrücken auch eine Branche mit jüdischen Namen

In Saarbrücken gab es eine Reihe von Jüdinnen und Juden, die  mit Tabak, Nahrungs-, Genuss- und Futtermittel handelten. Erinnert sei bspw. an die Tabakfabriken von Jildis und Wagowski, das Feinkosthaus Levy, Wein- und Spirituosen Cahnemann, die Senffabrik Herz, Süßwaren Haas, eine Reihe von koscheren Metzgereien und die Mehl- und Futtermittelhandlung von Siegmund Levy und Albert Blumenthal.

Tabakherstellung und -handel

Vor allem Frauen kamen über die Zigarette zum Tabakgenuss. Zu den großen Tabakfabriken der Zeit gehörte die 1899 gegründete Firma Batschari mit Sitz in Baden-Baden. Auch wenn es mit Jildis und Lyra zwei jüdische Tabakfabriken im Saargebiet so gab, so bestand eine Vielzahl weiterer und größerer Fabriken wie etwa Batschari, die nicht in jüdischem Besitz waren. Batschari hatte zahlreiche Fabriken, ab 1924 auch in Saarbrücken. - Stadtarchiv Saarbrücken, Einwohnerbuch des Saargebietes 1927.

Vor allem Frauen kamen über die Zigarette zum Tabakgenuss. Zu den großen Tabakfabriken der Zeit gehörte die 1899 gegründete Firma Batschari mit Sitz in Baden-Baden. Auch wenn es mit Jildis und Lyra zwei jüdische Tabakfabriken im Saargebiet so gab, so bestand eine Vielzahl weiterer und größerer Fabriken wie etwa Batschari, die nicht in jüdischem Besitz waren. Batschari hatte zahlreiche Fabriken, ab 1924 auch in Saarbrücken. - Stadtarchiv Saarbrücken, Einwohnerbuch des Saargebietes 1927.

Vor allem Frauen kamen über die Zigarette zum Tabakgenuss. Zu den großen Tabakfabriken der Zeit gehörte die 1899 gegründete Firma Batschari mit Sitz in Baden-Baden. Auch wenn es mit Jildis und Lyra zwei jüdische Tabakfabriken im Saargebiet so gab, so bestand eine Vielzahl weiterer und größerer Fabriken wie etwa Batschari, die nicht in jüdischem Besitz waren. Batschari hatte zahlreiche Fabriken, ab 1924 auch in Saarbrücken. - Stadtarchiv Saarbrücken, Einwohnerbuch des Saargebietes 1927.

Insbesondere die Tabakwarenindustrie und der Tabakwarenhandel sind grundsätzlich und auch in Saarbrücken mit einer Reihe von jüdischen Kaufleuten verbunden.

Die Gesundheitsgefahren des Tabaks waren bis Mitte der 1940er Jahre kein Thema – im öffentlichen Bewusstsein wurde die Zigarette erst nach dem Zweiten Weltkrieg giftig.

Tabak-Rauchen galt seit Mitte des 19. Jahrhunderts als entspannender Genuss. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Zigarette auf und trat insbesondere zur Pfeife in Konkurrenz, in den 1920er Jahren wurde sie immer beliebter, insbesondere bei Frauen. Zwar genoss bereits Kaiser Wilhelm II. Zigaretten, modern wurde die Zigarette aber erst in den 1920er Jahren.

In dieser zu Beginn des 20. Jahrhunderts wachstumsorientierten Branche engagierten sich auch jüdische Kaufleute.

Bekannt war die Tabak- und Zigarettenfabrik der Familie Jildis, 1919 von John und Hugo Sternheimer gegründet. Anfänglich war das Unternehmen in Saarbrücken angesiedelt, zog dann nach Erwerb der ASTRA-Werke nach Saarlouis und vergrößerte sich dort auch.

Werbung für Lyra-Zigaretten, - Saarbrücker Zeitung, 30.4.1927.

Werbung für Lyra-Zigaretten, - Saarbrücker Zeitung, 30.4.1927.

Werbung für Lyra-Zigaretten, - Saarbrücker Zeitung, 30.4.1927.

Ein weiteres  Unternehmen  dieser Art war die Tabak- und Zigarettenfabrik Lyra von Max Wagowski, polnischer Jude, geboren am 14. Juni 1876 in Lodz, verheiratet mit Regina Karzoswki. Die Wagowskis kamen von Ulm aus nach Saarbrücken und waren hier seit September 1919 gemeldet, zunächst in der Mainzer Straße 27.

Ihre Fabrik befand sich anfangs in der Trierer Straße 34 und dann in der Hohenzollernstraße 33. Bereits 1921 erwarb die Familie eine Villa in der Feldmannstraße 54. Nach Max Wagowskis Tod am 31. August 1923 wurde die Fabrik von seinem Sohn Jakob geführt. Die Tabakfabrik Lyra hatte Werke in Ulm an der Donau und im luxemburgischen Echternach.    

In Saarbrücken gab es auch einige jüdische Tabakhändler wie Max Kahn, der mehrere Geschäfte betrieb und auch eine Filiale in Dudweiler unterhielt, ferner Hermann Rothensies, der 1909 in der Bahnhofstraße einen Zigaretten- und Zigarrengroßhandel eröffnet hatte.

Ferner gab es die Saarbrücker Zigarettenfabrik Osman Pascha in der Mainzer Straße 27, der früheren Adresse von Wagowski. Er verkaufte seine Zigaretten unter anderem über in der Stadt verteilte Zigarettenautomaten.

Feinkosthaus Levy, Eier- und Käsehandlungen

Saarbrücken als Zentrum von Handel und Gewerbe wie auch das Saargebiet als Industrierevier waren auf Nahrungsmittellieferungen von auswärts angewiesen. - Stadtarchiv Saarbrücken, Nachlass Fritz Mittelstaedt.

Saarbrücken als Zentrum von Handel und Gewerbe wie auch das Saargebiet als Industrierevier waren auf Nahrungsmittellieferungen von auswärts angewiesen. - Stadtarchiv Saarbrücken, Nachlass Fritz Mittelstaedt.

Saarbrücken als Zentrum von Handel und Gewerbe wie auch das Saargebiet als Industrierevier waren auf Nahrungsmittellieferungen von auswärts angewiesen. - Stadtarchiv Saarbrücken, Nachlass Fritz Mittelstaedt.

Im Lebensmittelbereich ist an das Feinkosthaus Levy in der Kaiserstraße 26 b gegenüber der Röchling-Bank zu erinnern. Ursprünglich befand es sich am Rathausplatz 3. Seit 1923 gab es in Saarbrücken, Schützenstraße 2 im Stadtteil Am Homburg, die Käsehandlung von Paul Simon Köster, geboren am 30. März 1898 in Saarbrücken, und seiner Frau Hermine  Pollak, geboren am 25. Januar 1907 in Saarbrücken. Mit ihren Kindern emigrierten sie am 24. Februar 1935 ins französische Commercy. Paul Simon starb im September 1943, seine Frau und die Kinder überlebten den Holocaust.

Eier, Butter und Käse verkaufte auch die Familie Hackel mit einem Laden in der Eisenbahnstraße 2, der wichtigsten Einkaufsstraße im Stadtteil Alt-Saarbrücken und  einem weiteren Geschäft in der Dudweiler Straße 20 im Stadtteil St. Johann. Ihre Spezialität war koscherer Käse aus Holland.

Wein und Spirituosen von Moritz Cahnmann

Die Familie Cahnmann war seit Generationen im Brennereiwesen und Weinhandel tätig und im elsässischen Bischweiler ansässig gewesen, als sich Moritz Cahnmann 1920 entschloss, nach Saarbrücken zu gehen und hier die Elsässische Brennereigesellschaft in der Breite Straße 31 in Malstatt-Burbach zu gründen, deren Hauptanteilseigner und Geschäftsführer er wurde.

Cahnmann hatte einen florierenden Spirituosen- und Weingroßhandel aufgebaut und vertrat auch renommierte Champagnerhäuser wie Lanson Père et Fils und Bénédictine. Außerdem hatte er an der Saar die Vertretung für den Wacholderschnaps Steinhäger. Er wohnte als Mieter in der Petersbergstraße 64.

Koschere Metzgereien

Aus religiösen Gründen ist gläubigen Jüdinnen und Juden der Verzehr nicht aller Lebensmittel erlaubt. Metzgereien, die die Regeln beachteten und koschere Waren anboten, waren im Saarbrücken der Völkerbundzeit (1920-1935):

  • Metzgerei Ury in der Dudweiler Straße 5,
  • Witwe Bloch in der Viktoriastraße 25,
  • Metzgerei Durlacher (Inhaber Familie Ascher), unter anderem in der Obertorstraße 1-3 sowie der Eisenbahnstraße 60,
  • Adolf Wolf/Nachfolger Willy Salomon, der über eine eigene Kühlanlage verfügte, Kaiserstraße 5.

Weitere Firmen: Senffabrik Herz und Süßwaren Haas

Zu nennen ist auch die  Senffabrik von Moritz und Julius Herz  in der Saarbrücker Bismarckstraße 2 und das Süßwarengeschäft von Hermann und Leo Haas in der Sulzbachstraße 4.

Mehl- und Futtermittelhandlungen

Eine große Unternehmung war die von Siegmund Levy und Albert Blumenthal geführte Mehl- und Margarine-Großhandelsgesellschaft in der Richard-Wagner-Straße 69 mit 18 Mitarbeitern. Die Firma belieferte zahlreiche Bäckereien in Saarbrücken und Umgebung. Ihr Mehl bezog sie insbesondere von den Grands Moulins, einem elsässischen Großbetrieb im Rheinhafen von Strasbourg.

Der erfolgreiche Kaufmann Blumenthal, am 22. Juli 1876 im hessischen Limburg an der Lahn geboren, war mit Lilli Neu verheiratet, geboren am 6. November 1882 in Zweibrücken. Zunächst wohnten sie am Neumarkt 5, damals das Zentrum von Alt-Saarbrücken und seit dem 26. November 1928 in einem schmucken Anwesen in der Blücherstraße 20.  Sie hatten zwei Töchter, geboren 1906 und 1909 in Zweibrücken. Das von virulentem Antisemitismus geprägte öffentliche Klima bereits vor der Saarabstimmung 1935 hinterließ bei den Blumenthals seine Spuren. Sie verkauften 1935 ihr Haus und emigrierten nach Frankreich.

Eine Getreide-, Mehl- und Futtergroßhandlung betrieb auch Sylvain Stern in der Großherzog-Friedrich-Straße 12. 

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