Bernard Leander

Autorin: Ruth Bauer

Leander Bernard wurde am 24. Oktober 1910 in Beckingen im Kreis Merzig als Kind einer jüdischen Familie geboren und wuchs mit neun Geschwistern auf. Bernard war gelernter Textilkaufmann, Mitglied der KP und engagierte sich in der Sozialistischen Arbeiterjugend. Am 4. August 1932 heiratete er die protestantische und politisch ebenso eifrige Irene Barbara Altpeter aus Bischmisheim. Im selben Jahr kam Sohn Horst auf die Welt. 1934 wurde Tochter Alice geboren und 1940, bereits in der Emigration in Agen, Sohn Guy.

Bernard, überzeugter Kommunist und Verfechter des Status Quo, sammelte nach der Machtergreifung Hitlers 1933 Spendengelder und Lebensmittel zur Unterstützung der Emigranten, die aus dem Reichsgebiet ins Saargebiet kamen. Einige der Flüchtlinge beherbergte und verköstigte die junge Familie sogar in ihrer Wohnung, obwohl das eigene Geld oft knapp war. Da die Anfeindungen indes immer größer wurden, beschloss die Familie schließlich doch nach Frankreich zu gehen. Diese Entscheidung fiel nicht leicht, da Land wie Sprache für sie fremd waren. In dem Ort Lychon in den Pyrenäen fand man für zwei Monate Unterkunft ehe sich in Agen im Département Lot-et-Garonne eine längerfristige (bis Kriegsende) Unterkunft, freundliche Aufnahme und Arbeit fanden. Da ihre dortige Wohnung recht groß war, konnten sie ein Zimmer wiederum an andere Emigranten untervermieten. Sie lernten die Sprache, versuchten sich so gut es ging zu „integrieren“, traten der „Vereinigung saarländischer Flüchtlinge in Frankreich“ sowie dem „Verband immigrierter deutscher Nazigegner“ bei. Sie boten jetzt freiwilligen Unterstützern der „Internationalen Brigaden“ auf ihrem Weg in den Spanischen Bürgerkrieg Hilfe, darunter zahlreiche Saaremigranten, und 1938/39 auch wieder den Rückkehrern, die sich einer Verhaftung entziehen konnten, mit Unterkunft und Schlafgelegenheit. Sie halfen bei der Versorgung, beschafften Ausweispapier und Wohnraum.

Sechs Geschwister Leanders hatten bereits vor der Saarabstimmung das Saarland verlassen und waren nach England oder in die USA geflohen. Nun schickten die Geschwister aus den USA Ausreisepapiere für die Staaten. Leander lehnte das Angebot jedoch ab und ermöglichte so seinem Bruder Simon mit Familie zu emigrieren, gerade noch rechtzeitig vor der Pogromnacht. Seine beiden in Deutschland gebliebenen Schwestern und deren Familien wurden im KZ Auschwitz ermordet.

Nach Ausbruch des Krieges wurde Bernard verhaftet und zunächst im Lager in Catus inhaftiert und dann als „Prestataires“ (Zwangsarbeiter) einer Arbeitskompanie des Stahlwerkes in Fumel zugeteilt. In dieser Zeit kam Sohn Guy auf die Welt. Durch seine Geburt hatte die Familie jetzt automatisch einen französischen Staatsbürger und aufgrund der herrschenden Gesetzeslage wurde Bernard nun aus der Zwangsarbeit entlassen. Er fand Arbeit in einem Handwerksbetrieb für Holzspielzeug.

Auch nach dem Waffenstillstand und der Einrichtung der Vichy-Regierung setzten die Bernards ihr Engagement im Widerstand fort, besorgten Verfolgten falsche Papiere, Quartiere oder eine Arbeitserlaubnis. Unterkunft fanden bei ihnen unter anderem der spätere Kantor der Synagogengemeinde Saar Walter Kasel mit seiner Frau Ruth.

Nach der Besetzung der „Freien Zone“  musste Bernard sich gefälschte Papiere besorgen.  Die Familie organisierte konspirative Treffen, druckte Flugblätter und sammelte Informationen, die sie an die „Libération“ weiter gab. Nachdem Bernard nur knapp einer Verhaftung entging, verließen seine Frau und die beiden Jüngsten Agen und fanden in Massoulès in einer Scheune Unterschlupf. Irene Bernard nähte für die Bauern Latzhosen und erhielt im Gegenzug Lebensmittel. Der älteste Sohn blieb währenddessen bei einer befreundeten Familie und besuchte weiterhin das Gymnasium. Ende August 1944 war die Familie schließlich wieder in Agen vereint. Leander Bernard kehrte im Oktober 1946 nach Saarbrücken zurück, die Familie folgte.

Auch sein weiteres Leben widmete Leander Bernard ganz der Politik und der Friedensbewegung. Er arbeitete als Verlagsleiter, Redakteur und Geschäftsführer der Friedensbewegung Saar und saß zeitweise für die KP im Saarbrücker Stadtrat, eh diese 1956 endgültig verboten wurde. 

Leander Bernard starb am 14. Oktober 1966 in Saarbrücken.

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