Blum Martha

Autorin: Ruth Bauer 

Martha Blum. - Landesarchiv Saarbrücken, Bestand Ministerium des Innern, Personalakten, Nr. 217.

Martha Blum. - Landesarchiv Saarbrücken, Bestand Ministerium des Innern, Personalakten, Nr. 217.

Martha Blum. - Landesarchiv Saarbrücken, Bestand Ministerium des Innern, Personalakten, Nr. 217.

Martha Blum wurde am 16. Oktober 1904 in Köln-Mühlheim als Tochter von Isidor und Sofia Mayer geboren. Nach dem Besuch einer privaten Handelsschule nahm sie in Köln ihre erste Berufstätigkeit auf. Hier in der Rheinmetropole lernte sie dann Anfang der 1920er Jahre ihren späteren, in Wellesweiler bei Neunkirchen geborenen Mann Ernst Blum kennen. Dieser hatte durch einen tragischen Unfall mit einem Jagdgewehr durch einen Mitschüler bereits im Alter von zehn Jahren das Augenlicht fast ganz verloren und suchte über die Kölner Synagogengemeinde eine Person, die bereit war, ihm während seines Jurastudiums die notwendige Literatur vorzulesen.

Mit Hilfe von Martha konnte Ernst Blum sein Studium 1925 sehr erfolgreich beenden und im Anschluss mit „summa cum laude“ promovieren. Martha ging mit Ernst Blum ins Saargebiet, zunächst nach Neunkirchen, 1927 dann nach Saarbrücken, wo er als Gerichtsassessor in der Finanz- und Steuerverwaltung des Saargebietes und sie als seine Sekretärin arbeitete.

Am 22. Dezember 1934 heiratete das Paar. Aufgrund der politischen Situation verließen beide am 12. Februar 1936, kurz vor Auslaufen der Schonfrist durch die Römischen Verträge zum 1. März,  das Land Richtung Frankreich und gingen zunächst nach Diedenhofen bzw. Thionville. Ihr Mann wurde 1939 vorrübergehend in den Vogesen interniert, dem Paar gelang es dann aber nach Nizza zu fliehen, wo ein Vetter ihres Mannes, ein Saarbrücker Arzt, inzwischen lebte.

Aus der Emigration im französischen Nizza führte Martha einen verzweifelten, aber leider vergeblichen Kampf, um ihre betagten Eltern aus Euskirchen im Deutschen Reich herauszuholen. Der Gesundheitszustand ihrer inzwischen erblindeten Mutter und viele abschlägige Briefe aus ausländischen Amtsstuben verhinderten die gewünschte Familienzusammenführung und somit die Rettung der Eltern. Auch das Niederländische „Comité voor Bizondere Joodsche Belange“ sah selbst am 2. Dezember 1938 – also nur wenige Wochen nach der sogenannten „Kristallnacht“ – keine Einreisemöglichkeit für Isidor und Sofia Mayer. Sie kamen mit anderen Kölner Juden ins KZ-Theresienstadt, wohin die Tochter Martha lediglich Briefe und Päckchen schicken konnte. Der Vater starb im Ghetto nach längerer Krankheit 1943, das letzte Lebenszeichen der Mutter stammte von 1944. Sie erlebte leider die Befreiung 1945 auch nicht mehr.

Im Oktober 1945 kehrte das Ehepaar Blum auf Bitten von Regierungspräsident Hans Neureuter nach Saarbrücken zurück. Martha arbeitete weiter als Sekretärin und Büroleiterin ihres Mannes, der ab Dezember 1945 als Oberregierungsrat maßgeblich mit dem Wiederaufbau des Landesfürsorgeverbandes und weiterer Bereiche im Wohlfahrtswesen im Ministerium für Arbeit und Wohlfahrt betraut wurde.

Martha  engagierte sich auch wie ihr Mann beim Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in ihrer neuen Heimat. Sie leitete fast zwanzig Jahre, von 1954 bis 1970, als dessen Vorsitzende den Jüdischen Frauenbund Saar, war zeitweise Mitglied des Bundesvorstands des Jüdischen Frauenbundes in Deutschland und war nach dem Tod ihres Mannes 1970 einige Jahre lang Mitglied der Repräsentanz der Gemeinde, d.h. Gemeinderatsmitglied.

Im Jahr 1981 wurde sie zur Vorstandsvorsitzenden der Synagogengemeinde gewählt  - als erste Frau! Sie führte dieses Amt klug und gewissenhaft bis Juni 1988, als sie aus Altersgründen zurücktrat -  sie war damals 84 Jahre alt.

Zusammen mit ihrem Mann, der 1970 starb, bemühte sie sich als stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Hilfe für Blinde in Israel“ um die Verbesserung der Situation von Betroffenen in dem 1948 neu gegründeten Nationalstaat der Juden. Für ihr großes gesellschaftliches Engagement wurde Martha Blum am 7. März 1985 mit dem Saarländischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Martha Blum verstarb am 24. Februar 1990 im Alter von 86 Jahren in Saarbrücken. Sie liegt an der Seite ihres Mannes auf dem israelitischen Friedhof an der Goldenen Bremm.

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