Ullmann, Arno
Der Journalist und Schriftsteller Arno Ullmann wurde am 9. April 1907 in der Parallelstraße in Malstatt-Burbach als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater betrieb dort ein bei Ullmanns Geburt bereits stillgelegtes, von seinem Großvater Aron einst gegründetes Eisen- und Metallwarengeschäft. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zog die Familie in die St. Johanner Straße. Ullmann lebte bis Mitte der 20er Jahre bei seinen Eltern. In einem Interview mit dem Saarländischen Rundfunk vom 16. August 1965 („Wir waren Außenseiter, wir waren Juden“) erzählte er: „Mit Eintritt der Pubertät zog ich mich, umgeben von einem wachsenden Bücherbestand, in einer Traumwelt zurück, beherrschte meine schwachen Eltern, versagte in der Schule, meine ersten Gedichte und Prosastücke erschienen in der ‚Saarbrücker Zeitung‘.“
In der Buchhandlung der Gebrüder Hofer volontierte er ein Jahr lang, 1926 begann er Neuere Deutsche Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte in Jena, Köln und Berlin zu studieren und arbeitete in den theaterwissenschaftlichen Instituten dieser Universitäten. Zurückgekehrt nach Saarbrücken, begann er einen Job als Lokalredakteur der Saarbrücker „Volksstimme“. 1930 zog er nach Berlin, wo er unter anderem für die „Frankfurter Zeitung“ und den „Querschnitt“ schrieb. In Heft 7/1930, im 10. Jahrgang dieser Zeitschrift, veröffentlichte er (S. 480) das Gedicht: „Saarbrücken“, ein Stimmungsbild, zusammengesetzt aus sehr unterschiedlichen Impressionen über die „Völkerbundsstadt“: „Abends stehen die Liebespaare in den Haustüren, / und sie schreiben die Schrift der schnellen Begierde / mit ihren Füssen / in die Kartoffelfelder und das hochgewachsene Korn.“
1932 gab Ullmann zusammen mit Carl Dietrich Carls, dem Leiter des Berliner Rembrandt-Verlags, die Anthologie „Mit allen Sinnen – Lyrik unserer Zeit“ mit Beiträgen von 45 Autoren heraus, darunter so bekannte Schriftsteller wie Georg Britting, Manfred Hausmann, Max Herrmann-Neisse, Peter Huchel, Theodor Kramer, Lola Landau, Wilhelm Lehmann, Oskar Loerke, Anton Schnack, Ina Seidel, Georg von der Vring und Paul Zech.
In der Regel ist als Quelle der Texte angegeben: „Aus dem Manuskript“. Die beiden Herausgeber hatten in der „Frankfurter Zeitung“ am 22. Juni 1932 unveröffentlichte Texte „junger Autoren“ für eine „Lyrik-Anthologie, die vorwiegend Naturlyrik enthalten soll“, „zur Prüfung“ erbeten. Ullmanns Korrespondenz etwa mit Wilhelm Lehmann ist in Marbach archiviert. Der Herausgeber Ullmann veröffentlichte in der Anthologie vier eigene Gedichte.
Zur Abstimmung 1935 kehrte Ullmann nach Saarbrücken zurück. Als er erfuhr, dass die Gestapo seine Berliner Wohnung durchsucht hatte, emigrierte er nach Palästina. Dort sei er, berichtete er in dem SR-Interview, mit genau „einem Pfund Sterling“ angekommen. Er schloss sich zunächst der Hagana an, einer zionistischen paramilitärischen Untergrundorganisation, die gegen die britische Mandatsregierung und für die Unabhängigkeit des Staates Israel kämpfte. Später lebte er in dem in dem nordöstlich von Tel Aviv gelegenen Genossenschaftsdorf Ramot-Haschawim, dem „Hügel der Zurückgekehrten“.
Ullmanns Vater Michel war im Alter von 67 Jahren am 13. August 1930 in Saarbrücken gestorben, er ist auf dem neuen Jüdischen Friedhof begraben. Seine Mutter Sybilla, geb. Kaufmann, wurde in Theresienstadt ermordet, in Auschwitz starben seine Cousine Johanna mit ihrem Mann und ihrem Sohn.
In dem SR-Interview gab er sich versöhnt: „Aus dem, was dem Erwachsenen geschah, habe ich die Konsequenz gezogen, indem ich in Israel lebe und Israeli geworden bin. Wer, wie ich es tat, eine klare Trennungslinie gezogen hat, darf seiner Vergangenheit treu bleiben, der Heimat seines Wachstums und seiner Bildungsheimat.“
1959 heiratete er die Modistin Nora Ullmann, zwei Jahre später kehrte er nach Deutschland zurück, zunächst nach München, später nach Frankfurt. 1958 begann er für deutsche Rundfunkanstalten wie den RIAS und verschiedene Zeitungen zu arbeiten. Im Saarländischen Rundfunk sind von 1962 bis 1968 mehrere Sendungen von ihm nachgewiesen, darunter die Hörbilder „Hühnerdorf der Akademiker“ (7.10.1962), „Blick in eine Baulücke“ (2.12.1962), „Wasser, Wüste, Wiederkehr – Tischgespräch in einem Negew-Hotel“ (7.3.1963), „Geschichte aus Israel – Liebeserklärung an ein arabisches Dorf“ (25.12.1967) und, posthum gesendet, „Bühnengruppe Ramot-Haschawim – Die Laienbühne im Hühnerdorf“ (15.4.1968).
1961 veröffentlichte er im Eugen Diederichs Verlag den autobiographischen Bericht „Israel – Abenteuer einer neuen Heimat“, sechs Jahre später wurde es unter dem Titel „Israel – Ein Volk kämpft für sein Lebensrecht“ in etwas veränderter Fassung neu aufgelegt. Im Februar 1964 erschien bei dtv das Sachbuch „Israels Weg zum Staat – Von Zion zur parlamentarischen Demokratie“.
Arno Ullmann starb am 19. Januar 1968 in Frankfurt.