Cahén, Fritz Max
Der am 8. Dezember 1891 in Saarlouis geborene und am 29. August 1966 in Bonn gestorbene Cahén, ein Vetter von Richard Maximilian Cahén, war Schriftsteller, Journalist, Drehbuchautor, Regisseur, Übersetzer und Politiker. Er studierte zunächst bei dem jüdischen Religionsphilosophen Hermann Cohen in Marburg, später in Paris. 1913 begann er in Berlin als Drehbuchautor und Regisseur zu arbeiten. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, nach einer Verwundung wurde er als dienstuntauglich entlassen. Zwischen 1915 und 1918 berichtete er für die „Frankfurter Zeitung“ und die „Münchner Zeitung“ als Korrespondent aus Kopenhagen, später aus London, Genf und Paris. 1918/1919 leitete er das Presseamt des Auswärtigen Amts und reiste als Mitglied der sogenannten Friedensdelegation nach Versailles.
1925 wurde er Chefredakteur des Berliner Matern-Korrespondenz-Verlags. 1930 engagierte er sich als Wahlkampfleiter für die „Deutsche Staatspartei“, von 1931 bis 1932 lebte er u. a. in Monaco. 1932 gründete er in Dresden die antinazistische Widerstandsgruppe „Deutscher Vortrupp“. 1933 wurde er verhaftet, am 6. August 1933 emigrierte er zunächst nach Prag. 1936 war er in Paris Mitherausgeber des „Deutschen Freiheitsbrief“ und Mitbegründer der „Deutschen Front gegen das Hitlerregime“. 1937 emigrierte er in die USA. Er schrieb für die „Washington Post“ und andere amerikanischen Zeitungen. 1954 kehrte er nach Deutschland zurück und lebte bis zu seinem Tod in Bonn.
Cahén veröffentlichte in frühexpressionistischen Zeitschriften und Anthologien wie „Die Aktion“, „Die Bücherei Maiandros“, „Ballhaus“, „Der Mistral“ und den „Lyrischen Flugblättern“. Er übersetzte aus dem Französischen, u. a. Gedichte von Apollinaire und Léon Deubel, und verfasste 1939 das in London und New York erschienene Buch „Men against Hitler“. 1961 veröffentlichte er das Buch „Der rote Handschuh – Sowjetische und westliche Ideologie in der Wirklichkeit“, zwei Jahre später kamen unter dem Titel „Der Weg nach Versailles – Schicksalsepoche einer Generation“ seine Erinnerungen an die Jahre 1912 bis 1919 heraus.
In der in München von 1918 bis 1921 erschienenen NSDAP-Zeitschrift „Auf gut Deutsch – Wochenschrift für Ordnung und Recht“ wurden mehrere Mitglieder der Versailler Delegation attackiert, darunter Fritz Max Cahén mit einer antisemitischen Karikatur. In seinen Memoiren schreibt Cahén: „Von denen, die in diesem Heft abgebildet sind, wurden über 50 Prozent Gegenstand von individuellen vielfach tödlichen Attentaten, und zwar vor der Machtergreifung Hitlers. […] Meiner Frau gab man eines Tages, ohne zu wissen, wer sie war, meine Karikatur aus diesem Heft in einem Berliner Straßenbahnwagen als Postkarte in die Hand.“ (S. 337f)