Levy Gustav

Autorin: Ruth Bauer

Gustav Levy gehörte zu den Protagonisten des Wiederaufbaus der Synagogengemeinde an der Saar und war Präsident der 1954 gegründeten christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft im Saarland.

Der erfolgreiche Jurist vertrat zahlreiche jüdische Emigranten, die nach dem Krieg ihren Anspruch auf Wiedergutmachung geltend machten. Für deren Interessen trat er auch als Mitglied der DPS im Landtag ein und prangerte die schleppend verlaufenden Wiedergutmachungszahlungen vehement an.

Gustav Levy wurde am 7. Oktober 1886 in Saarbrücken als Sohn eines Fabrikanten geboren. Er studierte Jura, legte seine Große Staatsprüfung 1913 in Berlin ab und ließ sich in Saarlouis als Anwalt nieder. 1922 trat er in die Sozietät der Brüder Albert und Eugen August ein, eine der erfolgreichsten saarländischen Anwaltskanzleien. 1930 kam Dr. Hans Neureuther als vierter Sozius hinzu. Zu den Mandaten zählten große Wirtschaftsunternehmen wie die Burbacher und die Neunkircher Hütte, die Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke in Völklingen, die Bouser Röhrenwerke ebenso wie zahlreiche Banken.

Im Februar 1936, kurz vor Ablauf der Garantiefrist des Römischen Abkommens zum 1. März 1936, gab Gustav Levy seine anwaltliche Zulassung freiwillig zurück und emigrierte mit seiner Frau und den beiden Söhnen nach Frankreich, zunächst nach Straßburg und von dort nach Neuilly-sur-Seine. Dort blieb er bis Mai 1940, unterbrochen von einer dreimonatigen Inhaftierung Ende 1939 in Catus bei Cahors. Mit Kriegsausbruch zog er zunächst nach Lecoutre, wurde erneut verhaftet und in den Lagern Bassans bei Bordeaux und Gurs interniert. 1942 floh er in den unbesetzten Süden Frankreichs und tauchte dort unter dem falschen Namen Georges Levacher unter. Von November 1944 bis März 1945 hielt er sich im befreiten Paris auf.

Im Oktober 1945 kehrte Gustav Levy nach Saarbrücken zurück und nahm seine anwaltliche Tätigkeit wieder auf, bald in Sozietät mit dem späteren Präsidenten des saarländischen Anwaltsvereins Dr. Eduard Heinau.

Levy war politisch engagiert. Er war Mitglied der DPS bis zu deren Auflösung im Jahr 1950 und gehörte von 1947 bis 1952 dem Landtag an. Ferner war er Mitglied der Verfassungskommission und des Verfassungsausschusses der Gesetzgebenden Versammlung, wurde 1955 zum Ersten Vizepräsidenten der Europa-Union Saar ernannt, später war er Mitglied im Landesauschuss. Von 1955 bis 1962 war er Mitglied des Ehrengerichtshofes, und 1956 wurde er zum Justizrat ernannt.

Gustav Levy starb am 24. März 1966 in Saarbrücken.

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